Mittwoch, 15. März 2023

Kirche in Syrien hilft Erdbebenopfern bei Mieten

Das verheerende Erdbeben in Syrien und der Türkei am 6. Februar ist nun schon sechs Wochen her. Erst jetzt kommen die Platten langsam zur Ruhe, sodass die Wahrscheinlichkeit für weitere Nachbeben geringer wird. Das GAW konnte bereits Spenden im Wert von 100.000 Euro an die beiden Partnerkirchen in Syrien weiterleiten. Wir danken allen Spenderinnen und Spendern für Ihre Hilfe!

Die Evangelische Kirche in Syrien und im Libanon (NESSL) schreibt in ihrem aktuellen Bericht: "Die Menschen überwinden langsam ihren ersten Schock. Das Trauma aber bleibt und sucht sie immer wieder heim."

Diejenigen, die ihre Häuser verloren haben, wohnen in Notunterkünften oder bei Verwandten oder gar in improvisierten Zelten (siehe Fotos aus Aleppo).

Die Hilfe der NESSL für die betroffenen Menschen in Latakia und Aleppo geht deshalb nun in eine zweite Phase: Gebraucht wird nicht mehr in erster Linie Nothilfe wie Lebensmittel, Decken, Windeln und Kleidung. Wichtiger ist es nun, den obdachlos gewordenen Familien dabei zu helfen, eine Wohnung zu mieten oder ihre Häuser zu reparieren.

Mieten sind nach dem Beben immer teurer geworden. So beträgt die durchschnittliche Miete für eine unmöblierte 2-Raum-Wohnung in Latakia umgerechnet 93 US-Dollar pro Monat, schreibt Pfarrer Kherallah Atallah aus dem Diakonie-Ausschuss der NESSL. "Das kann sich nicht einmal eine Familie mit vier arbeitenden Personen leisten, die zusammen rund 65 US-Dollar pro Monat verdient. Die Mietpreise für Häuser außerhalb der Stadt sind billiger, aber das, was man an Miete spart, geht für die enorm hohen Benzinkosten drauf. Das liegt daran, dass unser Land trotz der Krise immer noch unter Sanktionen steht."

Deshalb hilft die Kirche nun mit Mietzuschüssen. Außerdem haben die Gemeinden in Aleppo und Latakia Komitees mit Ingenieuren gebildet, die die beschädigten Häuser überprüfen und die Kosten für die Reparatur ermitteln.  

Das GAW sammelt weiter Spenden und leitet sie an die Partnerkirchen weiter!

Hier können Sie helfen: https://www.kd-onlinespende.de/projekt-details.html?id=2345#projektstand

In Brandenburg Eier, in Berlin Blumen - Kubanerin auf Austausch

"Gleich nach meiner Ankunft habe ich drei Stunden für Benzin angestanden." Das berichtet die 32-jährige Pfarrerin Liudmila Hernández neun Tage nach ihrer Rückkehr in die harte kubanische Realität. "Es fühlt sich manchmal so an, als seien die sieben Monate nur ein Traum gewesen." Sie kehrt zurück in einer Zeit, in der viele ihrer Altersgenossen den umgekehrten Weg gehen.

Liudmila Hernández in Leipzig
In zwei Kirchenkreisen in Brandenburg und in Berlin hat Pfarrerin Hernández einen pastoralen Austauschdienst geleistet, organisiert vom Berliner Missionswerk, das eine Partnerschaft zur presbyterianischen Kirche in Kuba unterhält. Es war das erste Mal, dass jemand aus der Kirche in Kuba längere Zeit in Deutschland lebte und die Sprache lernte. Liudmila Hernández übernahm in ihrem Dienst das gesamte Spektrum der pfarramtlichen Tätigkeiten: Seniorenkreise, Konfirmandenunterricht, Kinderbibelwoche, Krankenhausseelsorge, Gottesdienste, eine Beerdigung.

Dabei lernte sie auch die Unterschiede zwischen Stadt und Land kennen: „In Brandenburg erhielt ich zum Dank von den Gemeinden oft Eier, in Berlin Blumen", erzählt sie lachend. Das Stereotyp, dass Deutsche kalt und distant seien, kann sie nicht bestätigen: "Ich war viel unterwegs und habe viel Offenheit, Ehrlichkeit und Gastfreundschaft erlebt." Im Februar nahm sie an der Jahrestagung der GAW-Frauenarbeit teil und hielt zur Eröffnung des Jahresprojektes einen Vortrag über Kuba.

Pfarrerin Barbara Neubert aus dem Kirchenkreis Steglitz-Lichterfelde erzählt: „Mit ihrer freundlichen und kommunikativen Art kam Liudmila bei unseren Gemeindegliedern sehr gut an. Mit vielen Menschen, die ursprünglich aus der DDR stammen, kam sie über die Gemeinsamkeiten der ostdeutschen und der kubanischen Erfahrung ins Gespräch.“

Pfrn. Hernández und Inge Rühl
Pfarrerin Cornelia Behrmann begleitete die Pfarrerin aus Havanna im Kirchenkreis Oderland-Spree. Bei einer Sitzung des Kuba-Beirats des Berliner Missionswerks erzählt sie, wie häufig Liudmila einsprang, wenn Pfarrerinnen oder Pfarrer ausfielen, und wie selbstverständlich sie deren Dienste übernahm. „Das hatte für viele deutsche Kolleginnen und Kollegen Vorbildcharakter“, so Cornelia Behrmann. Tatsächlich war Liudmila Hernández die ganzen sieben Monate sehr stark eingebunden, nicht zuletzt hielt sie zahlreiche Vorträge über ihr Heimatland und fast jeden Sonntag Gottesdienst - und das in einer Fremdsprache.

Pfarrerin Juliane Rumpel, Vorsitzende des Kuba-Beirats und ehemalige Freiwilligendienstleistende in Kuba, sagte: „Liudmila war die erste Austauschpfarrerin aus Kuba, aber hoffentlich nicht die letzte!“

Liudmila Hernández selbst fasst ihre Erfahrung so zusammen: „Mein Ziel war es nicht, durch Europa zu reisen, sondern mehr über die Kirche zu lernen und mein Deutsch zu verbessern – und den deutschen Winter zu überleben! Das habe ich geschafft. Für mich war es wunderschön, so viele Menschen kennenzulernen und die Partnerschaft auf diese Weise wachsen zu lassen.“

Sonntag, 12. März 2023

Bischofsbesuch aus Slowenien in Charkiw

Bischof Nowak (li),
Bischo Shvartz (Mitte)
„Am 11. März bin ich schließlich um 3 Uhr früh aus der Ukraine in Murska Sobota angekommen. Ich war der erste lutherische Bischof, der in Charkiw Bischof Pavlo Shvartz von der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine (DELKU) besucht hat“, erzählt Leon Nowak, Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Slowenien am Telefon. In Charkiw traf er auch eine kleine Delegation des Lutherischen Weltbundes. In Charkiw und Kiew sollen Büros des LWB eröffnet werden.

Bischof Nowak hat Hilfsgüter übergeben, die u.a. vom GAW finanziert wurden. Dazu gehören 400 Stück Winterunterwäsche; 2400 Thermopads, die Hände und Füße 8-12 h warmhalten können; ein 10kw Dieselgenerator, der von Bischof Shvartz für ein Kinderkrankenhaus bei Charkiw erbeten wurde.

„Beim Besuch hat mich beeindruckt, dass trotz des Krieges das Gemeindeleben der kleinen lutherischen Gemeinden aufrecht erhalten wird. Ich habe in Charkiw eine Kindergruppe erlebt, die sich zu verschiedenen Workshops getroffen hat. Auch die Gottesdienste werden regulär gefeiert“, berichtet Nowak. „Hier ist zu spüren, wie notwendig neben all der humanitären Hilfe der geistliche Zuspruch, die Seelsorge und das gemeinsame Singen, Beten und Hören auf Gottes Wort sind.“

Auch einen Raketenangriff auf Charkiw, der zu einem Stromausfall führte, erlebte Nowak. Gefahr bestand nicht. 

Neben Charkiw besuchte er Slowjansk, eine der strategisch wichtigen Städte im Gebiet Donezk, die in heftigen Kämpfen in Bachmut mit verteidigt wird. Verschiedene Generatoren wurden dorthin geliefert. Dazu überbrachte er verschiedene Hilfsgüter wie Sanitätsmaterial und Medikamente. In einer weiteren Aktion will Nowak eine Hilfslieferung von Windeln für Erwachsene zusammenstellen. Darum wurde er von verschiedenen Seiten gebeten.

Das Netzwerk der Partnerkirchen des GAW ist sehr viel Wert. Hilfe kommt an, dort wo sie gebraucht wird. Besonderer Dank gilt Bischof Leon Nowak für seinen Einsatz.

Das GAW will auch in Zukunft Hilfen für die Partner in der Ukraine unterstützen. Bitte helft uns dabei: https://www.gustav-adolf-werk.de/spenden.html

Dienstag, 7. März 2023

Hilfe kommt in Syrien an

Übergabe der Erdbebenhilfe der
Ev. Kirche der Böhmischen Brüder
an Pfr. Haroutune Selimian (links:
GAW-Generalsekretär Pfr. Enno Haaks)
"Die Not der Menschen in Syrien und in der Türkei hat uns in unserer Kirche der Böhmischen Brüder in Tschechien berührt. Das große Leid ist spürbar. Wir mussten einfach was tun", sagte Synodalsenior Pavel Pokorny in Prag. Kurz zuvor hat seine Kirche entschieden, den Opfern des Erdbebens 10.000 € zur Verfügung zu stellen. Dieses Geld hat die Kirche der Böhmischen Brüder dem GAW anvertraut zur Weitergabe an die evangelisch-armenische Kirche in Aleppo/Syrien. 

"Für unsere Kirche ist es wichtig etwas zu tun, auch in Erinnerung an die große Flüchtlingskrise im Jahr 2015. Damals war die tschechische Regierung den Geflüchteten gegenüber nicht gastfreundlich", so Pokorny. "Zudem fühlen wir uns dem Engagement der evangelischen Kirche in dieser humanitären Katastrophe verpflichtet. Sie sind unsere Glaubensgeschwister. Und: Syrien ist die Wiege der christlichen Kirche!"

Dankbar zeigte sich Pokorny dafür, dass das GAW hilft, die Unterstützung seiner Kirche zeitnah nach Aleppo weiterzugeben.

Aleppo war schon vor dem Erdbeben vom Bürgerkrieg gezeichnet. Jetzt stehen zehntausende Familien vor den Trümmern ihrer Existenz. Laut UN wurde in der Stadt jedes dritte Gebäude durch die Erdbeben zerstört. Das UN-Flüchtlingshilfswerk schätzt, dass in ganz Syrien bis zu 5,3 Millionen Menschen durch das Beben obdachlos geworden sind. Viele Notunterkünfte wurden hergerichtet. Auch in den
Lebensmittelausgabe in Aleppo (Bethelgemeinde)
evangelischen Kirchen und Gemeindehäusern haben Menschen Zuflucht gefunden - wie in der evangelischen Bethelgemeinde. Teilweise hielten sich bis zu 400 Personen hier auf. Die Gemeinde versucht, für Menschen, die ihre Wohnungen verloren haben, bewohnbaren Wohnraum zu finden und sie auch bei Mietzahlungen zu unterstützen. "Es gibt noch freien Wohnraum, weil viele Menschen das Land schon vor dem Erdbeben verlassen haben", berichtet Pfarrer Haroutune Selimian. 

Selimian zeigte sich bewegt von der Unterstützung der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder für die humanitäre Hilfe, die seine Kirche trotz eigener Not leistet: "Ohne unsere Hilfe würden erneut viele Menschen das Land verlassen. Wer bleibt dann noch?". Derzeit ginge es um die Beschaffung von Lebensmitteln und Decken sowie um Bargeldauszahlungen für die Notleidenden. Dafür soll das Geld aus Tschechien verwendet werden.

Bei einem Aufenthalt in Holland konnte ihm die Hilfe direkt übergeben werden. "Wir brauchen euch! Denkt an uns! Betet für uns - und helft uns!", sagt Selimian.

Ukraine: „Wir haben gelernt, wirklich sparsam und genügsam zu sein.“

Die Bäckerei der Diakonie in Transkarpatien versorgt Menschen mit Brot.

 So viele Familien wurden auseinandergerissen

Vor einem Jahr hat der vollumfängliche Krieg Russlands in der Ukraine begonnen. Der Krieg hat im gesamten Land großen Schaden angerichtet, auch in der westlichen Region Transkarpatien.
Der statistische Bericht des Jahres 2022 zeigt einen großen Rückgang der Zahl der Kirchenmitglieder der Reformierten Kirche in Transkarpatien (RKT). „Durch die Flucht ins Ausland vermissen wir mehr als 2 000 Kinder in der Sonntagsschule und 4 700 erwachsene Kirchenglieder. Derzeit gehören unserer Kirche 58 723 Erwachsene und 7 000 Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren an“, berichtet Bischof Sándor Zán Fábian. „Es ist traurig zu sehen, dass so viele Familien durch den Krieg auseinandergerissen wurden und viele Plätze in den Kirchenbänken leer sind.“ 

Hoffnung für die Kirche: Alle Pastoren  sind geblieben

Doch es gibt auch Hoffnung. Und es gibt Zahlen, die diese Hoffnung untermauern. Im Jahr 2022 besuchten fast 1 200 Jugendliche kirchliche Sommerlager, um sich auf die Konfirmation vorzubereiten. Jede Gemeinde bot Konfirmanden- und Kinderwochen an, egal ob allein oder mit anderen Gemeinden zusammen.
„Unsere Pastoren sind alle noch im Amt und verrichten treu ihren Dienst, obwohl sie es nicht leicht haben“, sagt Zán Fábian nicht ohne Stolz. 

Die Kirche hilft, den bitteren Alltag erträglich zu machen

Während dieses Jahres hat die RKT versucht, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die bittere Realität des Alltags der Menschen ein wenig erträglicher zu machen. Die komplexe und vielschichtige diakonische Arbeit in der Kirche ging weiter. Die Gemeinden haben Tausende von Binnenflüchtlingen beherbergt und sich um ihre täglichen Bedürfnisse gekümmert, sowie um ältere Menschen, Alleinstehende, Behinderte und Romafamilien.

Auch das GAW half mit Generatoren

Es gibt Altenheime, Tagesstätten für ältere Menschen und Sozial- oder Suppenküchen, die für ältere und bedürftige Menschen ein warmes Mittagessen und frisches Brot zubereiten. Im Winter wurden mehr als 10 000 Pakete an Bedürftige verteilt. „Dank der Solidarität und Unterstützung von Schwesterkirchen und Partnerorganisationen ist es uns gelungen, alle Pfarrfamilien, Einrichtungen und Sozialdienste mit Generatoren auszustatten, bevor das kalte Wetter einsetzte“, so der Bischof. „Wir haben auch humanitäre Hilfe für Menschen in der Ostukraine geleistet, die direkt vom Krieg betroffen sind.“

Die Kosten für Lebensmittel, Versorgungsleistungen, Medikamente und viele andere Dinge des täglichen Bedarfs sind in die Höhe geschnellt. Für die auseinandergerissenen Familien wird es immer schwieriger, die Entfernungen zu überbrücken. Auch die Bildung ist durch Luftalarme und ungeheizte Schulen auf ein Minimum reduziert. „Wir haben gelernt, wirklich sparsam und genügsam zu sein, und haben uns verpflichtet, denjenigen noch mehr zu helfen, die aufgrund ihrer Situation nicht für ihre Familien sorgen können, weil sie z. B. ihre Arbeit verloren haben.“

2023 - Jahr der Hoffnung

Die Kirche hat das Jahr 2023 zum Jahr der Hoffnung erklärt. Bischof Zán Fabian sagt: „Wir beten, vertrauen und hoffen weiter. Wir vertrauen zutiefst darauf, dass unsere Hoffnung auf Gott uns nicht beschämt und dass die Zeit kommen wird, in der unsere Freunde und Familienangehörigen zurückkehren können und unsere Gemeinschaften erneuert wird. Wir hoffen, dass Gott seine Verheißungen erfüllen und uns seine hoffnungsvolle Zukunft ermöglichen wird. Wir hören nie auf, für den Frieden zu beten. Nur Gottes Schalom kann Veränderung bringen in der Ukraine und in der ganzen Welt.“

Die Kirche ist dankbar dafür, dass:

•    die Menschen in Transkarpatien im vergangenen Jahr nicht Tage oder Wochen in Kellern und Schutzräumen verbringen mussten;
•    alle Pastoren und die meisten der Mitarbeitenden und Lehrkräfte im Land geblieben sind;
•    Gott sie inmitten von Belastungen, Stromausfällen und kalten Wintertagen bewahrt und ihr Leben geschützt hat
•    die Partner im Ausland sie unterstützt und das tägliche Leben der Kirche im Gebet getragen haben.

Spenden

Donnerstag, 2. März 2023

GAW-Hilfstransporte für die Ukraine: Eine Jahresbilanz

Pflegebetten für die Ukraine aus Gunzenhausen
Ein Jahr nach Beginn des russischen Generalangriffs auf die Ukraine resümiert das GAW Württemberg die bisherigen Hilfstransporte: Zwischen dem 24. Februar 2022 und 2023 wurden insgesamt 14 Hilfstransporte in die Ukraine geschickt. Nach Hinweisen aus der Partnerkirche vor Ort wurden Lebensmittel, technische Geräte, Saatgut und vieles mehr im Wert von über 340.000 Euro gekauft, finanziert durch Spenderinnen und Spender, die Aktion “Menschen in Not“ sowie die Schulstiftung. Eine Fülle von Sachspenden, wie Pflegebetten, Medikamente, Gabelstapler, Kleider, Möbel, Mineralwasser, aber auch das LKW-Geschenk der Stadt Sachsenheim, erhöhen den Gesamtwert der GAW-Hilfen für die Menschen im Kriegsland auf über 700.000 Euro. Vor Weihnachten verteilten die ukrainischen GAW-Partner um Pfarrer Péter Szeghljánik Weihnachtsgeschenke aus Württemberg in Charkiw, Mikolajiw, Odessa und Kiew und sowie in Transkarpatien.

"Mittel zum Leben" - mit "evangelischem" Honig aus Slowenien
Ein Team aus 320 Freiwilligen, angeführt von Ulrich Hirsch, der vor seinem Ruhestand die Geschäftsstelle des GAW Württemberg leitete, belud diese Transporte. Ein Ehrenamtlicher bringt die Hilfe auf den Punkt: „Die Panzer Putins bringen den Tod, der GAW-Truck bringt die Mittel zum Leben.“

Am 24. Februar 2023 wurde der nunmehr 15. Ukraine-Truck mit einer großen Anzahl von Pflegebetten geladen. Sie werden eingesetzt zur Versorgung von Verwundeten, Verletzten und pflegebedürftigen Menschen an den Brennpunkten des Landes. Die Herrnhuter Brüdergemeine mit Sitz in Bad Boll schickte zum zweiten Mal 2000 Exemplare der ukrainischsprachigen „Losungen“ mit. Diese täglichen Bibelworte spenden den vom Krieg geschundenen Menschen Trost und Hoffnung.

Ukrainischsprachige Losungen

Erstmals wurde an allen Ladestationen in Gunzenhausen, Crailsheim, Dinkelsbühl, Onolzheim und Sachsenheim im Anschluss ein Gebet gehalten: Das GAW-Team betete mit Mitarbeitenden aus den diakonischen Einrichtungen um Frieden. In Crailsheim nahmen auch die gerade im Haus der Diakonie weilenden 40 ukrainischen Kinder mit ihren Eltern und der Deutschlehrerin an der Liturgie teil. Das verbindende Element dabei war nicht nur das Friedensgebet in drei Sprachen, sondern auch das gemeinsam gesungene Kyrie aus der orthodoxen Kirche der Ukraine. Es ist ein fester Bestandteil des Gesangbuchs der Evangelischen Kirche in Württemberg und von daher allen bestens vertraut.

Mittwoch, 1. März 2023

Syrien: Die Erde und die Menschen kommen nicht zur Ruhe

Ein Haus in Aleppo
Das verheerende Erdbeben vom 6. Februar liegt inzwischen drei Wochen zurück. Die Region ist immer noch Nachbeben ausgesetzt, deren Anzahl in die Tausende geht. Am 20. Februar löste ein Nachbeben der Stärke 6,3 in Latakia und Aleppo kollektive Panik aus. „Die Menschen wissen, wie zerstörerisch und verheerend solche Erschütterungen sein können“, berichtet Prediger Kherallah Atallah vom Ausschuss für medizinische und soziale Dienste in der Evangelischen Kirche in Syrien und im Libanon.
Daher verbrachten die meisten Menschen die folgende Nacht aus Angst auf der Straße. Die evangelische Kirche in Latakia beherbergte zwei Nächte lang etwa 100 Menschen, in Aleppo wurden die Türen des Aleppo College wieder geöffnet, um verängstigte Familien aufzunehmen.

Das schwere Nachbeben warf die Menschen wieder mehrere Schritte zurück. „Sie hatten angefangen, sich psychologisch von den Auswirkungen des ersten Erdbebens zu erholen“, so Prediger Atallah. „Jetzt sahen sie sich mit einem neuen Trauma konfrontiert. Einige Gebäude, die dem ersten Erdbeben standgehalten hatten, stürzten nach dem neuen Beben ein, so dass noch mehr Familien obdachlos wurden.“
Die Prüfungen an den Universitäten von Latakia und Aleppo wurden zum dritten Mal verschoben. In Latakia sind alle Schulen mindestens bis zum 5. März geschlossen, da manche nicht sicher genug sind, andere werden als öffentliche Notunterkünfte genutzt.
Die ganze Region erwartet in den kommenden Wochen - höchstwahrscheinlich sogar Monaten - weitere Nachbeben.

Evangelische Gemeinden helfen Erdbebenopfern
Inmitten dieser Katastrophe haben GAW-Partnerkirchen in Syrien viel Hilfe geleistet. „Unsere Gemeinden in Aleppo und Latakia versorgen die betroffenen Menschen weiterhin mit Mahlzeiten, Lebensmittelpaketen, Gemüse, Obst und Kleidung“, schreibt Prediger Kherallah Atallah. „Unsere Gesellschaft braucht Menschen, die inmitten der Dunkelheit eine Kerze anzünden, und unsere Kirchen sind bereit, dies zu tun.“

Das GAW hat die Erdbebenhilfe seiner Partnerkirchen in Syrien bisher mit 45.000 Euro unterstützt.

Sie können helfen mit Ihrer Spende: https://www.gustav-adolf-werk.de/spenden.html

Donnerstag, 23. Februar 2023

Statements der evangelischen Bischöfe aus der Ukraine zum Jahrestag des Kriegsbeginns

Bischof Sandor Zan Fabian
Zum Jahrestages des Beginns des Ukrainekrieges haben wir unsere Partner um eine Stellungnahme gebeten.

Sandor Zan Fabian ist Bischof der Reformierten Kirche in Transkarpatien. Vor dem Krieg hatte sie ca. 65.000 Mitglieder. Ca. 30% der Mitglieder, die der ungarischen Minderheit im Land angehören, haben das Land verlassen.

Zan Fabian schreibt:

"Seit einem Jahr lebt die Ukraine und auch wir in den Unterkarpaten im Schatten des Krieges. Wir selbst haben nicht damit gerechnet, dass er so ernst wird und so lang dauern würde. So viele Menschen haben bereits ihr Leben in dem Krieg verloren, der kein Ende zu nehmen scheint. Die Ungewissheit und die Angst des Alltags belasten uns körperlich und seelisch. Nur der Glaube an Gott gibt uns in unseren Schwierigkeiten Kraft. Seit Monaten haben wir Hunderte von Flüchtlingen aufgenommen und betreut - ganz gleich, woher sie kamen und wer sie waren. Wir haben sie geschützt und unterstützt, so gut wir konnten. Wir haben alles getan, ihnen eine warme und sichere Unterkunft zu bieten. Das ist unsere christliche Pflicht. Gott sei die Ehre für all dies.
Rückblickend sind wir hier in den Unterkarpaten dankbar, dass wir im vergangenen Jahr nicht ein einziges Mal wegen der Anschläge tage- oder wochenlang in Kellern und Unterkünften ausharren mussten - wie so viele andere Menschen in der Ukraine. Wir sind dankbar, dass unserer Pastoren, Mitarbeiter und Lehrer mehrheitlich geblieben sind. Wir sind dankbar, dass Gott uns inmitten von Prüfungen, Stromausfällen und kalten Wintertagen bewahrt und unser Leben geschützt hat. Wir haben unseren Partnern im Ausland viel zu verdanken. Sie haben uns unterstützt und uns im Gebet mitgetragen. Es ist traurig zu sehen, dass so viele Familien durch den Krieg auseinandergerissen wurden, Kirchenmitglieder vertrieben und ihre Plätze in den Kirchenbänken leer geblieben sind. Aber wir beten weiter, vertrauen und hoffen. Wir glauben und hoffen fest, das eine Zeit kommen wird, in der unsere Freunde und Familien zurückkehren und unsere Gemeinschaften erneuert werden. 2023 ist für uns ein Jahr der Hoffnung. Wir hoffen, dass Gott seine Verheißung erfüllen und uns eine Zukunft schenken wird. Wir werden nie aufhören, für den Frieden zu beten. Wir hoffen, dass die europäischen Staats- und Regierungschefs den Frieden suchen. Waffen retten nicht. Sie töten. Lasst uns für den Frieden beten, denn nur der Frieden kann nicht nur in der Ukraine, sondern in der ganzen Welt eine Veränderung bewirken."

Bischof Pavlo Shvartz
Die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine ist klein. Ihr gehörten vor dem Krieg ca. 2.000 Mitglieder an. Über 50% der Mitglieder haben das Land verlassen. Es gibt Gemeinden in den von russischen Truppen besetzte Gebiete. Andere liegen unter Beschuss. Die kleinen Gemeinden leisten viel an humanitärer Hilfe mitten im Krieg. Bischof Pavlo Shvartz ist gleichzeitig Diakoniechef. Er hat auf www.chrismon.de für den Jahrestag geschrieben. 

Daraus sind folgende Worte:

"In meinem nahen Umfeld habe ich erlebt, dass Menschen ihre Lieben verlieren und ihr Zuhause von jetzt auf gleich zerstört wurde. Das erschüttert mich zutiefst. Auch ich mache mir Sorgen um die Zukunft meiner Familie. Bisher habe ich noch niemanden aus meiner Familie oder meinem Bekanntenkreis im Krieg verloren.
Tod und Leben liegen so nah beieinander, manchmal hat man Angst und zugleich Hoffnung, und so bleiben viele Menschen hier. Aber einige Gemeindemitglieder sind in sicherere Gebiete der Ukraine oder andere Länder geflohen. Zugleich kommen neue Menschen in die Stadt und in die Gemeinde.

Die Menschen wünschen sich Frieden, dauerhaften und gerechten Frieden. Und grundlegende Dinge zum Überleben: Arbeit, Unterkunft, Essen, Medizin. Bevor wir als Kirche über Frieden und Vergebung sprechen können, muss die Gewalt beendet werden. Sonst hört sich das wie ein grausames Moralisieren an. Es gibt keine einfache Lösung, um den Krieg zu beenden. Er kann mit einem Sieg einer der Parteien enden. In diesem Fall hoffe ich auf einen Sieg der Ukraine. Oder mit einem Waffenstillstand. Dann aber steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein neuer Krieg ausbricht.

Wir sind weiterhin auf Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft angewiesen - ja, auch durch Waffen. Erst damit können wir uns verteidigen. Menschen, die uns Ukrainerinnen und Ukrainern das Recht absprechen, uns selbst zu verteidigen, verstehen wahrscheinlich nicht die Konsequenzen - anhaltende Besatzung, Versklavung, Folter, Gewalt und der Einsatz von Gefangenen für weitere Kriege durch Russland. Für einen naiven Pazifisten ist es vielleicht bequem, weit weg vom Krieg in einem Land mit einer starken Armee zu leben.

Für mich war es ein ermutigender Tag, als die russischen Truppen, die in Charkiw einmarschiert waren, besiegt wurden. Diese Hoffnung, dass wir aufstehen und frei bleiben würden! Es gab viele solche Momente. Du lebst, und dafür lohnt es sich, Gott zu danken und weiter durchzuhalten." (
https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2023/53567/ein-jahr-ukrainekrieg-bischof-shvarts-berichtet-aus-charkiw)

Zum Jahrestag des Krieges ist dieses Friedensgebet entstanden, das am 6. Februar 2023 in der Nikolaikirche gehalten wurde: https://www.gustav-adolf-werk.de/files/gaw/downloads/Predigten/2023_Friedensgebet_Ukraine.pdf

Unter folgendem Link finden sich Berichte zur bisher geleisteten Ukrainenothilfe: https://www.gustav-adolf-werk.de/ukraine-hilfe-krieg.html

Das GAW unterstützt beide evangelischen Kirchen. Bitte helft mit: https://www.gustav-adolf-werk.de/spenden.html


Dienstag, 21. Februar 2023

Rumäniene: Die Reformierte Kirche in Luduş/Marosludas ist renoviert worden

Sanierungsarbeiten an der Außenfassade der
Reformierten Kirche in Ludus
Die reformierte Kirche in Luduş/Marosludas musste saniert werden, denn es gab Feuchtigkeitsschäden an der Fassade. Zudem sollte das Dach neu gedeckt werden und die gesamte Fassade neu verputzt und gestrichen werden. Ebenso hat sich Gemeinde die Innensanierung vorgenommen.
Das jetzige Kirchgebäude besteht bereits seit 1889.

Die ganzen Arbeiten wurden erfolgreich abgeschlossen. "Wir sind Gott dankbar für die Unterstützung!", schreibt Pfarrer Levente Czirmay Csaba. Die Arbeiten haben 40.000 € gekostet. Mit 10.000 € aus dem Projektkatalog 2021 hat das GAW die Arbeiten unterstützt. "Wir werden noch viele Jahre unsere schöne Kirche genießen können und dabei auch an die Hilfe des GAW denken."

Marosludas mit 15 000 Einwohnern liegt 60 km südöstlich von Cluj/Klausenburg. Zu der ungarischsprachigen reformierten Gemeinde gehören 1564 Glieder. Die Gemeinde ist religiöse und ethnische Diaspora in der Stadt. Sie versucht in ökumenisch guten Kontakten mit den anderen christlichen Konfessionen zu sein. Das Gemeindeleben ist sehr rege.

Montag, 20. Februar 2023

Eine Winterkirche für Viru Nigula/Estland

Winterkirche in Viru-Nigula
Aus dem 13. Jahrhundert stammt der älteste Teile der lutherischen Kirche von Viru-Nigula in Estland. In der Kirche gibt es keine Heizung. Der letzte Weihnachtsgottesdienst wurde bei + 3° C gefeiert – mit 150 Personen. Und das, obwohl obwohl es nur 46 eingetragene Gemeindeglieder gibt. Die Gemeinde hat es nun geschafft mit der Hilfe des GAW die Sakristei so zu renovieren, dass dort eine Winterkirche eingerichtet werden konnte, die bis zu 20 Menschen Platz bietet. Gottesdienste kann man jetzt bei  18° C feiern. Von November bis Ostern wird die Winterkirche genutzt.

An der Einweihung der neuen Sakristei/Winterkirche haben ungefähr 25 Personen teilgenommen
mehr als gedacht. Auch die lokale Zeitung war anwesend und hat berichtet. Der wärmende Raum hat dazu beigetragen, dass die Sonntagsschule für Kinder und der Konfirmationskurs für Erwachsene neu gestartet werden konnten. Die Gemeinde ist durch neue Mitglieder gewachsen. Wir hoffen, dass die Gemeinde weiter wachsen wird. Mit 5 500 Euro hat sich das GAW mit dem Projektkatalog 2021 an den Kosten beteiligt. Insgesamt hat der Umbau 18.000 € gekostet.

Als nächstes hat sich die Gemeinde vorgenommen, zwei Buntglasfenster mit den Motiven „Christi Himmelfahrt" und "Jungfrau Maria mit dem Kind" von einem estnischen Künstler zu bestellen. Das wird mit Hilfe der Stiftung Eesti Kultuurkapital verwirklicht werden.

Als GAW sind wir dankbar für solche Berichte über gelungene Projekte. Derzeit sind wir in engem Kontakt mit Partnern in der Ukraine und Syrien, die vor anderen Herausforderungen stehen. Umso mehr berührt es, dass die estnische lutherische Kirche enge Kontakte mit der lutherischen Kirche DELKU unterhält und dort hilft. Außerdem haben mehrere Gemeinden Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Das GAW hat zwei Gemeinden geholfen, dafür Wohnungen zu renovieren.

Freitag, 17. Februar 2023

Syrien: „Ich spüre, wie mein Sohn im Schlaf zittert.“

 
Pfarrer Haroutune Selimian verteilt Lebensmittelhilfe auf dem Hof der Bethelkirche in Aleppo

Erdbebenhilfe der Armenisch-Evangelischen Bethelgemeinde

Tag und Nacht suchen Hunderte Menschen Schutz in der armenisch-evangelischen Bethelkirche in Aleppo. „Im Moment bringen wir 400 obdachlose Menschen in unseren Gebäuden unter“, erzählt Pfarrer Haroutune Selimian per Zoom aus seiner Kirche. Die Gebäude, das sind eine Schule der Gemeinde sowie die Bethelkirche mit dem Gemeindehaus. „Diese Menschen haben Angst davor, dass ihre Häuser nicht sicher sind. Würden wir sie wegschicken, hätten sie kein Dach mehr über dem Kopf und auch ihre ohnehin schlechte psychische Verfassung würde sich verschlimmern.“

Familien suchen Schutz

Es sind Familien wie die vierköpfige Familie Baldijan: Mutter, Vater, zwei Söhne, der jüngste erst drei Jahre alt. Die Mutter ist Lehrerin, ihr Mann Schuhmacher. Obwohl beide arbeiten, ist es eine Familie, die kaum über die Runden kommt. Ihre Kinder sind unter schwierigsten Bedingungen im Krieg und während der Pandemie herangewachsen. Hinzu kommt, dass die Sanktionen gegen die syrische Regierung vor allem die Menschen im Land trafen und treffen. Und nun das Erdbeben. „Wir schliefen in unserer Wohnung, die im höchsten Stockwerk liegt“, erzählt die Mutter Karina. „Ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten, ich umarmte meine Kinder, wir knieten nieder und ich betete: ‚Oh Herr, rette uns.‘ Steine fielen herab. Mein ältester Sohn hatte große Angst, besonders als er sah, dass das Bild von ihm und seinem Bruder herunterfiel und der Glasrahmen zerbrach.“ Schutz fand die Familie schließlich in ihrer Kirchengemeinde. „Wir sind Gott dankbar, dass er uns bewahrt hat. Und wir sind der Bethelgemeinde und dem Pastor dankbar, dass sie uns im Gemeindesaal beherbergen, sich um uns kümmern und allen ein Mittagessen geben. Meine derzeitige Sorge gilt nur meinen Kindern. Ich spüre, wie mein jüngster Sohn im Schlaf zittert.“

Es sind nicht nur Familien aus der Gemeinde, die hier umsorgt werden, sondern auch Familien aus der Nachbarschaft, die nicht zur Gemeinde gehören, auch muslimische. Die Straßen der Stadt sind derzeit gefährlich, nicht nur wegen der andauernden Nachbeben. Es gibt Gruppen, die Geschäfte und Häuser plündern. In der Nacht sind Minusgrade, es ist bitterkalt

Schutzsuchende in der Bethelkirche
Besser wir sterben zusammen ...

Aus seiner Gemeinde musste Pfarrer Haroutune Selimian bisher eine Mutter mit ihrem Sohn begraben, der Vater liegt schwer verletzt im Krankenhaus. In ganz Aleppo wurden bisher 1400 Tote gezählt, aber es werden täglich weitere Opfer gefunden.
Im Vergleich zu den Städten und Dörfern im Epizentrum des Erdbebens sind die Zahlen geringer. Aber es fällt schwer, Menschen zu trösten in einer Stadt, die in den letzten zehn Jahren durch den Krieg zerstört worden ist, die sich mühsam durch die ersten Schritte des Wiederaufbaus gekämpft hat und nun erneut Tod und Zerstörung erfährt. 

Die Kirche ist für die Menschen nach dem Erdbeben ein Schutzort, genau wie sie es während des Krieges war. Haroutune Selimian: „Auch als die Raketen fielen, kamen die Menschen in die Kirche und sagten: ‚Besser wir sterben zusammen hier als allein zu Hause.“ Jetzt sind sie wieder da, schlafen dicht gedrängt und in Winterkleidung mit Decken auf den Stühlen und auf den Matratzen.
„Was kann ich einer Familie sagen, deren Wohnung die Ersparnis ihres Lebens war und jetzt kaputt ist?“, fragt sich Pfarrer Selimian. „Was kann ich den jungen Menschen sagen, die keine Zukunft mehr sehen? Ich kann ihnen nichts sagen. Manchmal kann man nur schweigen.“ Es gibt Situationen, in denen eine Decke und eine warme Mahlzeit mehr Hoffnung vermitteln als Worte, die den Riss in der Seele nicht heilen können.

Es ist noch unklar, wie es um die Gebäude der Gemeinde wirklich steht. „Wir wissen nicht, ob die Kirche Schäden hat. Erst wenn es regnet, werden wir merken, ob das Dach dicht ist“, sagt Pfarrer Selimian. Äußerlich sind nur einige Ziegel vom Kirchendach heruntergefallen. Es gibt jedoch Risse in der Poliklinik und im Schulgebäude der Gemeinde. Einige Mauern sind beschädigt. Selimian: „Wir müssen jetzt auf die Berichte von Statikern warten. Dann wissen wir, ob wir reparieren können oder abreißen und neu bauen müssen.“

Kraftquellen

Wo kommt die Kraft her, seit Jahren Menschen in verzweifelter Not zur Seite zu stehen, nicht zu resignieren, nicht ins Ausland zu gehen und alles hinter sich zu lassen?
„Das ist der Ruf, den ich seit 30 Jahren jeden Tag immer wieder neu fühle“, sagt Pfarrer Selimian. „Katastrophen können dich schwächen oder sie können dich noch stärker und entschiedener machen. Wie ein Diamant, der unter hoher Temperatur geschliffen wird. Meine Energie wird erneuert und ich werde noch konzentrierter. Außerdem habe ich viele Pfarrer und Laien, die mich unterstützen. Gott hat einen Plan mit mir, weil ich überlebt habe. Ich habe den schlimmen Krieg überlebt und Corona und das Erdbeben. Gott hat mich in allen Situationen bewahrt. Gott hat einen Plan mit mir. Das ist das, was ich glaube.“

Hilfe in existenzieller Not

Zahlreiche Kriegsflüchtlinge, die sich bisher in der Türkei aufgehalten haben, würden jetzt zurückkehren, vermutet Pfarrer Selimian: „Ein neues Haus in der Türkei zu bauen, macht für sie wahrscheinlich keinen Sinn. Dann lieber in der Heimat.“
Es wird also noch mehr Obdachlose Menschen in der Stadt geben. Die zurückkehrenden Familien und Menschen, deren Häuser nach der Sicherheitsprüfung evakuiert werden müssen, weil sie einsturzgefährdet sind und abgerissen werden müssen. Und es gibt, wie schon im Krieg, verschiedene Gruppen, die im Land agieren, geleitet von eigenen Machtinteressen und nicht von den Interessen der Menschen, die hier leben.

Die Bethelgemeinde mit ihrem Pfarrer und Freiwilligen versucht wieder einmal, den Menschen Halt, Nahrung und Hoffnung zu geben. Spenden hilfsbereiter Menschen aus dem Ausland sind dabei ein wichtiger Baustein. „In den Supermärkten gibt es genug Lebensmittel. Es braucht vor allem Geld“, sagt Pfarrer Selimian. Und hofft, dass die über Syrien verhängten Sanktionen gelockert werden. Im Interesse von Menschen in existenzieller Not.

Spenden

Dienstag, 14. Februar 2023

In Feldoboly (Dobolii de Sus) in Rumänien wurde das Gemeindehaus saniert

Während des Umbaus
"Mit eurer Hilfe ist es gelungen, unser Gemeindehaus zu sanieren. Die Pandemie und der Ukrainekrieg haben die Inflation steigen lassen. Alles ist teurer geworden. So konnten wir mit dem Geld nur die Hälfte des Vorhabens umsetzen. Wir haben viel in Eigenleistung tun können. 

Trotz aller Schwierigkeiten sind wir dankbar und blicken hoffnungsvoll in die Zukunft. Zudem haben wir Partner wie das GAW. Gut zu wissen, dass es Euch gibt. Danke für die Hilfe!" schreibt Pfarrer Gábor Bocz

Feldoboly ist ein kleines Dorf 40 km nordöstlich von Sibiu/Kronstadt. Ungarn
Erste Umbauetappe beendet
und Roma leben in dem Dorf. Zur Kirchengemeinde gehören 130 Gemeindemitglieder. 

Die Gottesdienste sind gut besucht. Problematisch war es, sich unter der Woche zu Bibelstunden, Jugendgruppen und anderen kirchlichen Veranstaltungen zu treffen, denn das Gemeindehaus befand sich in einem schlechten Zustand. Deshalb war es dringend notwendig, das Gemeindehaus instand zu setzen.

Im Projektkatalog 2021 wurden dafür 5.000 € gesammelt.