Sonntag, 29. September 2013

Kirchweihe am Michaelistag in Birzai

alte Kirche vor 1961
Nach 73 Jahren gibt es in Birzai im Norden Litauens endlich wieder einen lutherischen Pfarrer. Er heißt Juozas Miseikis, ist 29 Jahre alt und seit zwei Jahren Pfarrer. Drei Predigtorte versorgt er. Von Birzai sind die beiden anderen Predigtorte jeweils 60 und 150 km entfernt. Seit Juni 2013 lebt er mit seiner Frau in Birzai und leistet für seine Kirche einen missionarischen Dienst. Traditionell ist die Reformierte Kirche hier stärker. Sie hat eine große Kirche und das Konsistorium befindet sich vor Ort. 2000 Gemeindemitglieder gehören der Gemeinde an. Zum Gottesdiensten kommen 30-50 Mitglieder. Beide Kirchen, die lutherische und die reformierte, halten freundschaftliche Kontakte, auch wenn es nicht viele Berührungspunkte gibt. Sie haben sich in den vergangenen Jahren verschieden entwickelt. Erscheint die lutherische Kirche eher eine Nähe zur katholischen Kirche zu haben, so hat sich die reformierte Kirche dem evangelikalen Spektrum geöffnet. Man war sich schon mal näher.
Bischof Sabutis
Nun gibt es wieder eine lutherische Kapelle in dem alten Organistenhaus in Birzai, das die Kirche nach der Wende zurückerhalten hat. Das GAW und er Martin Luther Bund (MLB) haben geholfen, das Haus zu einem Kirchraum und einer Pfarrwohnung umzubauen. Nun war am Michaelistag die Kirchweihe des neu erstandenen Kirchraums. Die Kapelle war gut gefüllt. 40 Gottesdienstbesucher kamen. Dazu kam Bischof Sabutis, um die Kirchweihe vorzunehmen. Der Generalsekretär des MLB Dr. Stahl predigte in einem bewegenden Gottesdienst. Denn genau hier muss man die Geschichte der Gemeinde im Hinterkopf haben, um zu verstehen, welche Kraftanstrengung notwendig waren, dass sich hier wieder Gemeinde sammeln kann. Die alte lutherische Kirche wurde 1961 endgültig von den Sowjets gesprengt. Nur das Altarkreuz und der Abendmahlskelch sind übrig geblieben. Inzwischen gehören der Gemeinde wieder 100 Mitglieder an. Und sie wächst.

Samstag, 28. September 2013

Einer trage des anderen Last


Marita und Mindaugas Kairys

Einer trage des anderen Last
Marita Gotlan ist 87 Jahre alt. Sie wohnt in dem alten KGB-Gefängnis in Jurbarkas/Georgenburg, das die lutherische Gemeinde nach der Sowjetzeit als Gebäude zurückerhalten hat. Dort fanden die ersten Gottesdienste wieder statt. Die alte Kirche wurde von den Sowjets zerstört. Sie stand ursprünglich neben dem Gebäude. Marita lebt jetzt dort. Sie öffnet und schließt die Einfahrtspforte zur Kirche und begrüßt die Gäste freundlich. Sie hat ein Auge auf die Kirche und das Pfarrhaus wo Pfarrer Mindaugas Kairys und seine Familie lebt. Marita spricht auch Deutsch. Sie lebte vor dem Krieg wenige Jahre in Lauenburg an der Elbe, bevor sie wieder in ihre Heimat zurückging. Der Krieg vertrieb sie dann nach Danzig. "Nach dem Krieg haben mich die Russen zurückgeschleppt nach Litauen," erzählt sie. Marita gehört zu den Stützen der luthersichen Gemeinde. Sie ist froh und dankbar, dass es gelungen ist, in Jubarkas wieder eine Kirche zu errichten. in der Sowjetzeit wurden keine Gottesdienste dort gefeiert. Die Lutheraner trafen sich 7 km außerhalb in Skirsnemuné in der Holzkirche. "Diese Kirche wurde seltsamerweise nicht zerstört," sagt Mindaugas Kairys. "So haben es sich die Lutheraner aus Jurbarkas angewöhnt dort hinzufahren. Einige tun das bis heute." Inzwischen konnte wieder eine Kirche errichtet werden. Das war lange sehr schwierig, denn sie wurde zu groß geplant. Immer wieder stoppte der Bau und man wusste nicht, wie es weitergehen soll. 1994 war der Baubeginn. Jetzt stehen Gerüste um die Kirche herum. Sie konnte verputzt werden und angestrichen werden. Noch ist das nicht ganz beendet. "Aber das schaffen wir!" sagte Kairys. Der Innenraum ist auch fast fertig. Die Kirche ist schön geworden. Die Gemeinde liebt  ihren neuen Kirchraum. Zwischenzeitlich, als auch ein Abriss des Rohbaus zur Diskussion stand, hatte es auch Streit in der Gemeinde gegeben. Mit viel Energie und Tatendrang hat es Kairys geschafft, aus dem Rohbau eine schöne Kirche zu errichten, das Pfarrhaus zu renovieren und vor allen Dingen die gemeinde zu befrieden. Inzwischen ist die Kirche ein Schmuckstück und zieht Neugierige an. Die Gemeinde wächst langsam. Das soll auch die Kunst an der Eingangstür symbolisieren, die von  eine estnische Künstlerin gestaltet wurde. Menschen sind zu sehen, die zur Kirche gehen. In 14 verschiedenen Sprachen ist auf die Shilouetten der Menschen der Bibelvers aus dem Galaterbrief geschrieben: "Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen." Für Marita ist das Lebensmotto. Sie hat die Gemeinde auch durch schwere Zeiten mitgetragen. Sie trägt jetzt noch mit und wird von der Gemeinschaft getragen. In Jurbarkas ist ein Segensort gewachsen! - Enno Haaks

Gustav II. Adolf und Superintendent Großmann in Litauen



Erna Dreyszas (r.)
Kirche in Silute

Erna Dreyszas ist in der Nähe von Heydekrug/Silute geboren. Sie ist Missionarin und lebt eigentlich in Schleswig-Holstein. „Ich bin ein Flüchtlingskind, aber ich komme von hier. Hier gehöre ich hin,“ sagt sie, als sie uns durch die wunderschöne lutherische Kirche im Ort führt. „Das ist die schönste Gegend der Welt!“ bekräftigt sie. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kirchenführungen anzubieten. „In diesem Jahr habe ich 2.200 Menschen die Kirche gezeigt,“ sagt sie. Sie sieht das auch als missionarische Herausforderung an. Im kommenden Jahr will sie ganz nach Silute ziehen und ihre Wohnung in Schleswig-Holstein aufgeben. Es ist beeindruckend wie sie uns durch die Kirche führt, an der Stillung des Sturms und dem „sinkenden Petrus“ vorbei. Ihr Lieblingsbild ist aber die reich ausgemalte Altarwand, deren Motiv der Auszug „Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen“ aus dem Glaubensbekenntnis ist. Zur Einweihung der Kirche wurde dieses Bild 1926 erstellt.  Neben biblischen Personen sind in ökumenischer Verbundenheit Menschen aus der Kirchengeschichte dargestellt – und in ziemlicher Nähe zueinander Gustav II. Adolf von Schweden und Superintendent Großmann, „Mitbegründer des GAW, welches die Evangelische Diaspora mit treuen Segenshänden pflegt,“ so heißt es in dem Faltblatt der Kirche. „Ich weiß leider nicht so viel über ihn,“ sagt Erna Dreyszas. Dem helfen wir ab. Sie bekommt vom GAW die Biografie über Großmann, der im 19. Jahrhundert mit der Begründung des GAW  1832 großes geleistet hat. Auch erzbischof Nathan Söderblom aus Uppsala ist abgebildet. Er war in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Mitglied im Zentralvorstand des GAW. - Die lutherische Gemeinde in Silute hat selbst ca. 600 Gemeindemitgliedern. „200 zahlen davon Gemeindebeiträge,“ berichtet Erna. „Große Beiträge können die meisten nicht aufbringen. Die Menschen verdienen nicht viel. Der Mindestbeitrag liegt bei 5 Euro im Jahr liegen,“  sagt sie. Der Pfarrer der Gemeinde bekommt neben dem Pfarrhaus , in dem er mietfrei mit seiner Familie wohnt, ca. 250 Euro monatlich an Gehalt. Dazu kommt noch etwas Geld für den Unterricht an der Theologischen Fakultät in Klaipeda und ein Honorar für evangelischen Religionsunterricht. Hier gibt es eine Vereinbarung, die die evangelische Kirche mit der katholischen gleich stellt. – Enno Haaks

Freitag, 27. September 2013

Seid Täter des Wortes!!!


Justas ist 11 Jahre alt. Er lebt in der Nähe von Skirsnemuné bei Jurbarkas. In dieser Woche war er zum ersten Mal im Mutter-Kind-Haus der Gemeinde. Dort betreut Evelina 26 Kinder täglich von 13-18 Uhr. Sie kocht für die Kinder, hilft bei Hausaufgaben und gestaltet mit ihnen ihre Freizeit. Justas gefällt das. Mit anderen zusammen zu sein und bei Evelina zu sein. Das versteht man sehr gut. Wir haben ihn nach den Aktivitäten nach Hause begleitet. Evelina brauchte von den Eltern Unterschriften und eine verbindliche Anmeldung. Immerhin gibt es z.Zt. eine kleine Unterstützung der Stadt. Justas hat gestrahlt, als die Mutter ihn jetzt formell anmeldete. Zu Hause leben die Eltern in einer alten und baufälligen Hütte in zwei Zimmern. Justas muss sich mit seiner 18jährigen Schwester ein Zimmer und Bett teilen. Die Eltern haben ein Zimmer und dort ihr 3jähriges Enkelkind aufgenommen. Alles ist klein, eng und nicht gerade sauber. Das ist nicht gerade hoffnungsvoll… „So leben sehr viele Kinder,“ berichtet Evelina. Sie selbst macht diese Arbeit seit 3 Jahren. 2011 wurde das Zentrum gegründet. Pastor Kairys hat mit viel Mut und Gottvertrauen aus einer alten verfallenen Hütte ein diakonisches Zentrum gebaut, in dem es lebendig zugeht. „Die Gemeinde hat anfangs mit dem Kopf geschüttelt und gemeint, dass man das nicht braucht. Außerdem seien die Kinder nicht lutherisch,“ berichtet Kairys. „Das hat sich gewandelt! Denn jetzt kommen zu den Gottesdiensten zwischen 60 und 70 Teilnehmer – und eben etliche aus dem Projekt. Das zeigt, dass wir nach außen gehen müssen. Wir sind als Diasporakirche gefordert, uns einzubringen. Denn: Wer da gibt, der empfängt!“ Und zudem: Das Projekt passt gut zu dem Kirchegebäude auf der anderen Straßenseite. Dort steht auf dem Türbalken auf Deutsch, wenn man die Kirche verlässt: "Seid Täter des Wortes und nicht Hörer allein!" Das geschieht hier. - Die Frauenarbeit unterstützt dieses Projekt im kommenden Jahr aus gutem Grund!

Emma hat sich hübsch gemacht



„Emma hat sich heute besonders hübsch gemacht,“ erzählt Astrid Liepiené, Leiterin der Diakoniestation in Silute, ehemals Heidekrug. An diesem Tag wurden Fotos der Schulklassen gemacht. Dafür wollte Emma schön aussehen, denn das Foto soll eine Erinnerung für später sein. Emma ist 9 Jahre alt. „Aber sie muss schon groß und vernünftig sein. Das wird von ihr erwartet,“ sagt Astrid. „Neulich ist sie vor der Diakoniestation von ihrer jungen Mutter fürchterlich angeschrien worden, denn sie hatte ihren Bruder vergessen von der Schule abzuholen.“ Die Mutter ist noch jung und hat drei Kinder. Emma ist die Älteste. Dann kommt Justas mit 6 Jahren. Alle Kinder sind von verschiedenen Männern.  Der Vater von Justas ist tot – ertrunken im Alkoholrausch. Die Mutter bekommt  umgerechnet 50 Euro Unterstützung vom Staat. „Wie soll man davon die Kinder ernähren?“ fragt Astrid. Justas und Emma haben wenigstens in der Diakoniestation einen Ort, wo sie Kinder sein können, wo auf sie geachtet wird, wo sie gefördert werden. Dafür steht Astrid und ihr Team aus Köchin und Sozialarbeiterin. Vor zwei Jahren hat das GAW das Projekt gefördert , dass 25 Kinder ein Mittagessen und an fünf Tagen der Woche Betreuung erfahren. Dafür konnte eine Sozialarbeiterin angestellt werden. Nach dem Auslaufen des Projektes arbeitet sie trotzdem an zwei Tagen ehrenamtlich mit, weil sie sich von der Not anrühren ließ. „Wir müssen hier dringend helfen,“ sagt Pastor Mindaugas Kairys. „Die Kinder brauchen eine verläßliche Begleitung, denn alle kommen aus sozial schwachen Familien.“ Justas und Anna stehen dafür.
Silute selbst ist mit seinem Stadtzentrum ein schöner Ort. Ca 15.000 Einwohner leben hier. Vor 10 Jahren waren es noch 23.000. Viele sind nach Irland, Großbritannien oder Norwegen gegangen. Meist arbeiten sie in einfachen Beschäftigungen. Zurück bleiben Alte und Kinder.
Die lutherische Kirchengemeinde hat ca. 600 Gemeindemitglieder und eine schöne große Kirche. Im Altarbild ist auch der Namensgeber des GAW und der erste Präsident verewigt als Anbetende des HERRN der Kirche. Viel hat das GAW im Laufe seiner Geschichte hier geholfen. Die Frauenarbeit des GAW will es im kommenden Jahr tun, um die diakonische Arbeit vor Ort zu stärken. Das ist wirklich „not“-wenig! – Enno Haaks

Theologie auf Autofahrten


Gemeindehaus in Plikiai
Die Orgel hat er auch repariert
"Ich habe meine Theologievorlesungen auf Autofahrten mit meinem Pastor aus Silute gehabt," erzählt der knapp 80jährige und immer noch aktive Pfarrer Ludvikas Fetingis aus Plikiai. "Nach dem Krieg gab es in Litauen nur noch 4 Pfarrer, die versuchten die Gemeinden zu versorgen. Einer von ihnen war 10 Jahre in Sibirien," berichtet er. Ludvikas hat schon als Jugendlicher in der Kirche mitgearbeitet. Vor allen Dingen im Posaunenchor und im Gemeindechor. "Meine theologische Ausbildung habe ich wirklich auf den Autofahrten gehabt. Mein Pfarrer war sehr gebildet. Ich selbst konnte kein theologisches Seminar besuchen - weder in Riga noch in Tallinn," erzählt er. Auch wenn diese beiden Städte zur Sowjetunion gehörten, so war es doch nicht leicht eine Erlaubnis zu bekommen, dort Theologie zu studieren. Vom Religionsministerium hätte man eine Erlaubnis benötigt. "Das hat der Staat verhindert, denn er wollte ja die Kirche kaputt machen!" Und dann berichtet er, wie der Pfarrer irgendwann sagte: "Jetzt bist Du soweit!" Das war 1972. Es gab ein großes Fest in Silute. "So fing es an," sagt Ludvikas. "Aber ich durfte noch nicht arbeiten, denn dazu brauchte ich eine Genehmigung des Religionsministeriums. Die zu bekommen hat bis 1976 gedauert." Er musste mehrfach zur Polizei. Ihm wurde angeboten, sofort die Erlaubnis zu bekommen. "Aber dann mußt du mit uns reden," wurde ihm von den KGB-Leuten gesagt. "Ich bin aufgestanden und habe denen gesagt, dass ich in der Kirche arbeiten will und nicht beim Geheimdienst," sagt er deutlich. Seit 37 Jahren betreut er gemeinsam mit seiner Frau, einer Ostpreußin, die Gemeinde. Und er gedenkt nicht, einfach aufzuhören.
Das GAW hat in seiner Gemeinde die Erneuerung des Dachs des Gemeindehauses unterstützt. Die Dachziegel und Holz für den Dachstuhl sind schon gekauft. "Jetzt kann es losgehen," sagt er stolz. - Enno Haaks




"Gabrielus" - Hoffnung für Ausgestoßene

"Gabrielus" ist ein wunderbarer Ort. Warum? Hier geschehen täglich kleine Wunder, denn die 15 Suchtabhängigen kämpfen täglich gegen ihre Sucht wie der 23-jährige Aunas, der "wohlstandsverwahrlost" an Drogen kam. Ab dem 16. Lebensjahr schlidderte er immer stärker in die Abhängigkeit. Die Eltern, obwohl vermögend, hatten nie Zeit für ihn. Geld war aber für ihn immer da. Er nahm es für Drogen... - als es nicht mehr ging und niemand mehr half, da hörte er zufällig von "Gabrielus", dem Drogenrehabilitatisonszentrum der Diakonie der Luthersichen Kirche. 
Gabrielus ist in einem alten memelländischen Pfarrhaus untergebracht, das in der Sowjetzeit völlig heruntergekommen war. Das Dach fehlte zum Schluss. Ursprünglich gab es neben der Kirche, die als Lager benutzt wurde, und dem Pfarrhaus ein Dorf mit Memelländern. 2000 Einwohner und Kirchengemeindemitglieder lebten hier. Davon ist nichts mehr übrig außer wenigen Grabsteinen und Kreuzen aus der Zeit vor dem Krieg. Die Menschen wurden nach Sibirien abtransportiert. Keiner kehrte zurück.
Inzwischen haben die Suchtabhängigen das Pfarrhaus weitgehend wieder hergerichtet. Das Dach hat das GAW finanziert. und derzeit sammeln wir für den Ausbau des Dachgeschosses. Hier geschehen nicht nur täglich kleine Wunder. Es ist ein Wunder, dass hier an einem hoffnungslosen Ort für Menschen, die alle Hoffnung aufgegeben hatten, neue Hoffnung entstanden ist. Gabrielus ist ein Hoffnungsort! - Enno Haaks

Donnerstag, 26. September 2013

"Eurowaisen" in Pagegiai

nPagegiai gehört zu den strukturschwachen Regionen Litauens. Hier gibt es wenig Arbeit.Was es gibt ist Zigarettenschmuggel mit der Oblast Klainingrad. Auch Kinder sind schon mit dabei und verdienen sich Geld. Sie werden als Beobachter eingesetzt, die per SMS ihren Bossen Streifen an der Grenze melden.
Pagegiai hatte im Jahr 2000 noch 3.600 Einwohner. Jetzt sind es ca. 2000. "Man schätzt, dass 30-40% der Kinder "Eurowaisenkinder" sind," sagt Erna Vaišvilienė, die mit ihrem Mann und einer weiteren ehrenamtlichen Kraft seit 1999 eine Suppenküche im Gemeindehaus der lutherischen Gemeinde Pagegiai leitet. Genaue Zahlen werde aber nicht erfaßt. Der Staat will das auch nicht zu stark publik machen. "Es kommen zwischen 15 und 20 Kinder zu uns, die aus den ärmsten Verhältnissen stammen, wo sie sehr wenig zum Essen bekommen. Die Hälfte sind Kinder von Eltern, die im Ausland arbeiten," sagt Erna. "Leider können wir nicht mehr Kinder aufnehmen, denn die Mittel reichen nicht aus. Wir bekommen ein paar Spenden. Von einigen Bauern bekommen wir Lebensmitelspenden." Jetzt ist geplant, dass die Kinder nicht nur ein warmes Essen bekommen. "Wir müssen mehr Zeit für sie haben. Einige brauchen besondere Betreuung. Wir möchten Beziehung anbieten. Und wir möchten ihnen bei den Hausaufgaben helfen," sagt Erna.
Und Pfarrer Mindaugas Kairys erläutert: "Für uns als Diakonie der luthersichen Kirche soll das eine Art Pilotprojket werden. Wir möchten Sozialarbeiter anstellen, die sich Zeit nehmen können und die Kinder entsprechend ihrer Bedürfnisse betreuen können. Hier ist eine profesionelle Betreuung dringend geboten. Mit ehrenamtlicher rein gemeindlicher Diakonie können wir das nicht erreichen. Das überfordert. Hier muss etwas getan werden. Der Frauenarbeit sind wir dankbar, dass sie uns unterstützen will. Wir wollen das dann auch für eine öffentlichkeitswirksame Kampagne nutzen, um die gesamte Problematik um das Thema "Eurowaisen" in Liatuen zu problematisieren." - Enno Haaks