Freitag, 31. Januar 2014

Theologieausbildung in São Bento do Sul/Brasilien

Prof. Schwalmbach (li), GAW-Stipendiat Rafael Wetzel
Prof. Dr. Claus Schwambach leitet die theologische Ausbildung der Theologischen Hochschule "Faculdade Luterana des Teologia" (FLT) in São Bento do Sul/Brasilien. Dort werden u.a. auch Pfarrer ausgebildet. Daneben gibt es für Schulabgänger eine einjährige sog. Bibelschulausbildung, die ein starkes sozial-diakonisches Profil hat und an ein FSJ-Jahr in Deutschland erinnert. "Das bietet uns die Chance, eine andere Einnahmequelle zu haben und gleichzeitig Werbung für ein Theologiestudium zu machen", erläutert Schwambach.
30 Teilnehmende gibt es pro Jahr in diesem Kurs. Theologie studieren derzeit ca. 80 Studierende. Es müssten mindestens 100-110 sein, um einigermaßen wirtschaftlich arbeiten zu können. "60 % der Absolventen werden Pastor oder Pastorin in der IECLB", berichtet Schwalmbach. "Maiko Borchardt, Stipendiat des GAW 2012/13, ist wiederum Jugendreferent im sog. MEUC, einer gemeinschaftlich ausgerichteten Bewegung in der IECLB, geworden." Seit einigen Jahren entsendet auch FLT einen Stipendiaten nach Leipzig. "Die Erfahrungen, die wir mit diesen Absolventen machen, sind sehr positiv!", so Schwalmbach.
Er selbst ist ein Lutherfachmann und arbeitet zurzeit einige Wochen an der Jenaer Fakultät an der Einleitung zu einer brasilianischen Ausgabe von Lutherschriften. In diesem Zusammenhang übergab das GAW ihm eine kommentierte neuen deutsch-lateinische Lutherausgabe.
Die FLT gründete sich 1988. 1994 wurde die Ausbildung von der IECLB anerkannt. Seit 2002 hat die FLT auch die staatliche Anerkennung.

Betet für die Ukraine!

Bischof Zán Fábián
Der Bischof der Reformierten Kirche in Transkarpatien, Sándor Zán Fábián, dankt dem GAW für die Solidarität mit seiner Kirche und mit der gesamten Ukraine in der derzeitigen schwierigen politischen Situation: „Bitte betet für Frieden in unserem Land im Herzen Europas, dass die hier lebenden Völker und Nationen von den wirtschaftlichen und habgierigen Interessen der Mächtigen der Welt nicht als Instrumente des Todes und der Gewalt missbraucht werden.

Bitte betet, dass die christlichen Werte der Freiheit und Demokratie nicht als Deckmantel der Bosheit benutzt werden. 
Bitte betet für unsere Region Unterkarpaten, wo über 14 Nationen schon seit vielen Jahrhunderten friedlich miteinander leben, dass dieses Gebiet weiterhin vor Gewalt und Unruhen bewahrt wird. Es werden immer wieder Versuche gestartet, unser Gebiet durch die Gewalt der Rechtsextremisten auch in einen Ausnahmezustand zu zwingen.

Bitte betet für unsere Diasporakirche, die Reformierte Kirche in Transkarpatien, die in einer doppelten Diaspora lebt, seit der Verfolgung durch die atheistische Sowjetunion und auch während der Freiheit in der jetzt unabhängigen 21 Jahre alten Ukraine. Wir leben einmal als Protestanten in einem orthodoxen Land und als Ungarn in einem slawischen Land. Bitte beten sie für uns, dass wir den Auftrag unseres Herrn Jesus Christus aus seiner Gnade und zu seiner Ehre erfüllen können. Denn wir wollen mit Liebe Hass überwinden helfen.“




Donnerstag, 30. Januar 2014

Der Generalsekretär des LWB besucht Estland

Martin Junge (re) und Bischof Pöder
Der Lutherische Weltbund berichtet über den Besuch des Generalsekretärs Martin Junge in Estland und bei der lutherischen Kirche: "Die Stärkung der lutherischen Identität in einer säkularisierten Gesellschaft und die Ermutigung der lutherischen Kirchenmitglieder gehörten zu den wesentlichen Zielen einer Estland-Reise von Pfr. Martin Junge, dem Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB). „Wie viele andere Kirchen in Europa lebt auch die Estnische Evangelisch-Lutherische Kirche (EELK) in einem zunehmend säkularisierten Kontext“, resümierte Junge nach seinem Besuch vom 18. bis 22. Januar, in dessen Rahmen er auch mit dem Präsidenten sowie dem Premierminister des Landes zusammentraf. „Von entsprechend grosser Bedeutung ist die Frage, welchen Platz und welche Rolle [die Kirche] in der Gesellschaft hat.“ Auch mit dem estnischen Präsidenten diskutierte Junge diese Thematik. „Der Besuch des Generalsekretärs sowohl bei Präsident Toomas-Hendrik Ilves als auch bei Premierminister Andrus Ansip hat bestätigt, dass der estnische Staat die Estnische Evangelisch-Lutherische Kirche nach wie vor als eine der wichtigsten Sprecherinnen der estnischen Christinnen und Christen betrachtet“, bemerkte hierzu Pfr. Urmas Viilma, Kanzler des Konsistoriums der EELK.
Der Besuch in Estland stellte für den LWB eine Reise in die Vergangenheit wie in die Zukunft dar. Den zahlreichen estnischen LutheranerInnen, die ab 1944 aufgrund des Zweiten Weltkriegs als Flüchtlinge im Ausland lebten, lag die Fortführung ihrer eigenen gottesdienstlichen Tradition am Herzen und so hatten sie bedeutenden Anteil an der Gründung des LWB im Jahr 1947.
„Das Eintreten des LWB für Flüchtlinge weltweit kam bei meinem Besuch immer wieder zur Sprache“, so Junge. „In der estnischen Bevölkerung gibt es ein deutliches Bewusstsein dafür, dass der LWB sie unterstützt hat, als viele Flüchtlinge aus Estland Hilfe suchten.“ Im Rahmen seines Zusammentreffens mit dem Premierminister thematisierte Junge zudem die Unterstützung, die der estnische Staat Flüchtlingen in aller Welt heute leistet – auch über den LWB und seine Arbeit.
Estnische lutherische Gemeinden auf dem Land leiden aufgrund von Urbanisierung, allgemeiner Säkularisierung und Auswanderung unter schrumpfenden Mitgliedszahlen, erläuterte Viilma. Zwar freue sich die Kirche darüber, dass die in der Sowjetzeit verstaatlichten Kirchengebäude inzwischen an die Gemeinden zurückgegeben wurden. Diese historischen Gebäude baulich zu erhalten stelle jedoch eine zusätzliche Belastung für die kleinen Gemeinden dar.
Estland gilt als eines der weltweit am wenigsten religiösen Länder. Über 75 Prozent der Bevölkerung bezeichnen sich als nicht religiös. LutheranerInnen stellen mit etwa 14 Prozent bzw. knapp unter 160.000 Kirchenmitgliedern in 164 Gemeinden nach wie vor die grösste konfessionelle Gruppe im Land. „Pfarrer und Pfarrerinnen, Diakoninnen und Diakone brauchen Ermutigung und einen objektiven Eindruck von der weltweiten Rolle des Luthertums und seiner Lebenskraft auf der Weltebene“, betonte Viilma. Nach seiner Einschätzung hat der Besuch des LWB-Generalsekretärs im Vorfeld des Reformationsjubiläums 2017 „Mut und Optimismus“ vermittelt.
Anlässlich der EELK-Pfarrkonferenz referierte Junge zum Thema „Leben in der Freude des Glaubens“: „Ich bringe der EELK ein Wort der Ermutigung, damit sie sich nicht isoliert, sondern sich aktiv und voller Freude in die Gesellschaft einbringt und das weitergibt, was sie weitergeben soll: Glauben, Hoffnung und Liebe.“ Weiter betonte Junge: „Die Macht eines solchen Zeugnisses war noch nie abhängig von der Größe und der Mitgliederzahl einer Kirche, sondern erwächst aus ihrer Berufung zur Teilhabe an der Mission Gottes.“ Ebenfalls im Rahmen der Pfarrkonferenz leitete Junge einen Workshop mit dem Titel „Der Lutherische Weltbund: Mission, Entwicklungen und Herausforderungen“.
Katrin-Helena Melder, Pfarrerin der Gemeinde Järva-Jaani, nahm an dem Workshop teil: „Für mich persönlich war es sehr ermutigend, bewusster wahrzunehmen, dass ich Teil einer weltweiten lutherischen Kirchengemeinschaft bin, und zu hören, dass die lutherischen Kirchen in der südlichen Hemisphäre wachsen.“"
(Quelle: www.lutheranworld.org)

Mittwoch, 29. Januar 2014

GAW - weltweit Gemeinden helfen


Weltweit hat das GAW schon immer Gemeinden in der evangelischen Diaspora geholfen. Das zeigt ein Atlas des Gustav-Adolf-Werkes aus dem Jahr 1903: Neben Paramaribo in holländisch Guayana wurden Gemeinden in Algerien, Südafrika, Palästina und Ägypten gefördert. Ein Schwerpunkt der Förderungen ging in die sog. "innerdeutsche Diaspora".

Dienstag, 28. Januar 2014

Frei sein in Christus! - Christliche Begegnungstage in Breslau

Die  Evangelischen Kirche Augsburger Bekenntnisses in Polen lädt vom 4. bis 6. Juli 2014 zu den Christlichen Begegnungstagen  nach Wroclaw (Breslau) ein. Die letzten Treffen fanden 2005 in Prag, 2008 in Bratislava und 2011 in Dresden statt, zu denen jeweils mehrere Tausend evangelische Christen Mittel- und Osteuropas kamen. Es ist ein Kirchentag für die evangelischen Christen in Mittel- und Osteuropa und bietet gute Möglichkeiten der Begegnung. Mit mehreren tausend Teilnehmenden wird gerechnet.
Unter der Losung „Frei sein in Christus“ (Gal 5,1) werden besonders die Ereignisse der politischen Wende betont, die sich in diesem Jahr zum 25. Mal jährt. Maßgeblich geht es in Breslau um die Rolle, die die christlichen Kirchen bei diesem Prozess gespielt haben.
Einen Hauptvortrag wird der ehemalige Ministerpräsident Polens, Professor Jerzy Buzek, halten, welcher zwischen 2009 und 2012 auch Präsident des Europäischen Parlaments war. Geplant sind außerdem eine Nacht der offenen Kirchen und Museen und Straßen- und Open-Air-Aufführungen von Musik- und Theatergruppen aus verschiedenen Ländern. Wichtiger Bestandteil des Treffens wird die evangelische Jugendbegegnung sein. Es wird ein Fußballtournier geben, ein Kinderprogramm, Stadtführungen und vieles mehr. Die sächsische Landeskirche ist traditionell Partner im Vorbereitungskreis der Begegnungstage.
Anmelden kann sich jeder, der Interesse hat! Aus das GAW Sachsen wird sich mit einem Stand präsentieren!

Freitag, 24. Januar 2014

Debrecen - Das calvinistische Rom

Thomas Greif berichtet im "Sonntagsblatt" über das ungarische Debrecen, das ein europäisches Zentrum der reformierten Kirche ist: "Mit »Debrecen« verbindet die große Mehrheit der Deutschen vor allem den Geschmack einer rötlichen Knackwurst. Das ist nicht frei von Peinlichkeit: Denn Debrecen ist nicht nur die zweitgrößte Stadt Ungarns, sondern eine der Herzkammern der reformierten Kirche und die einzige bis heute protestantisch geprägte Stadt Südosteuropas..." mehr

Beweggründe zur Entstehung des GAW

Der ehemalige Berliner Bischof Dibelius sagte im Blick auf die Gründung des Gustav-Adolf-Werkes einmal: „Es war eine providenzielle Fügung Gottes, von der die Anfänger des GAW nichts ahnen konnten, die wir aber heute in der Rückschau dankbar erkennen und für die wir Gott im Himmel nur dankbar preisen können.“ 
Es gab dabei unterschiedliche Anstöße, die das Bewusstsein stärkten, dass zu den Lebensäußerungen der Kirche die Diasporaverantwortung dazugehört.Die Gründe waren theologischer Art, hatten Frömmgkeitsgründe, die dazu führten, dass evangelische Christen sich in den weiten Rußlands oder am Schwarzmeer wiederfanden. Und dann setzte ab den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts  eine Auswanderungswelle ein, wodurch es zu neuen Diasporagebieten kam. Man wurde sensibel für die Sorge der Ausgewanderten. Hinzu kamen die politischen Umwälzung durch die Zeit der Aufklärung und der napoleonischen Kriege, die dazu führten, dass in Deutschland das Bewusstsein der innerdeutschen Diaspora entstand. Plötzlich fand sich z.B. das protestantische Nürnberg im katholischen Bayern wieder.
Sup. Großmann
Eine weitere wichtige Motivation bestimmte das Handeln des Leipziger Thomaspfarrers und Superintendenten Großmann, der die aus der administrativen und rechtlichen Verquickung von Staat und Kirche erwachsenden Probleme erkannte. Er suchte immer wieder, die organisatorische Vereinnahmung der Kirche durch den Staat zu kritisieren. Er trat für eine weitgehende Eigenständigkeit der Kirche ein und eine Autonomie der einzelnen Kirchengemeinden. Die Feierlichkeiten zum 200. Todestag Gustav II.Adolfs von Schweden im Jahre 1832 nutzte er für sein größtes Werk: Die Gründung des GAW. Die verschiedenen Hintergründe des wachsenden Bewusstseins einer Diasporaverantwortung verband er durch diese Vereinsgründung mit einer Stärkung der Kirchenbindung der Mitglieder in den Mehrheitskirchen. Endlich konnten Kirchenmitglieder sich bürgerschaftlich engagieren unabhängig von der staatlichen Gängelung der Kirche. Sie wurden aktiv. Noch gab es keine kirchlichen Haushalte, die für die Diasporaverantwortung Geld hätten einplanen können. Der Staat kümmerte sich um alles. Nun gab es eigenes mündiges kirchliches Handeln. Schnell wurde das GAW zu einer breit aufgestellten Bewegung innerhalb der Kirchen auf deutschem Gebiet. Alle Engagierten verband der Wunsch "Gutes zu tun allermeist an des Glaubens Genossen".  


Donnerstag, 23. Januar 2014

Gemeindeaufbau in Yopal / Kolumbien

In dem aktuellen Projektkatalog sammeln wir erneut für den Ausbau des Gemeindezentrums der lutherischen Gemeinde in Yopal / Kolumbien. Das bestehende Gebäude soll durch eine Pfarrwohnung aufgestockt werden. Dort soll der junge und dynamische Pfarrer Nelson Celis mit seiner Familie wohnen. Bisher erinnert das Gebäude eher an eine Art Garagenkirche. Das ist der Geschichte geschuldet. Evangelische Kirchen durften nach außen nicht erkennbar sein. Der kolumbianische Staat fordert nach einer rechtlichen Gleichstellung nun aber auch bauliche Veränderungen. Das soll in Yopal erfolgen.
Pfarrer Nelson hat im vergangenen Jahr mit der Gemeinde die missionarischen Aktivitäten verstärkt. Die Gemeinde wächst durch Taufen und Konfirmationen. Gerade wurden fünf Mitglieder der Gemeinde konfirmiert. 
Auch kümmert sie sich durch eigene Aktivitäten darum, Eigenmittel für den Ausbau zu sammeln.
Ein Schwerpunkt der Arbeit richtet sich an Kinder und Jugendliche. Dabei geht es auch um Präventionsarbeit und um den Umgang mit erlebter und erlittener Gewalt.
Pfarrer Nelson bemüht sich in seiner Kommune zudem um eine gute Vernetzung zu den Verantwortlichen aus Verwaltung und Politik und ist ein gefragter Gesprächspartner bei ökumenischen Aktivitäten.
Unterstützen Sie den Gemeindeaufbau in Yopal! Klicken Sie HIER und helfen Sie uns helfen!



Mittwoch, 22. Januar 2014

Dramatische Situation un der Ukraine - Bericht von Pfarrer Haska

Foto vom Maidan von R. Haska aufgenommen
Pfarrer Ralf Haska berichtet auf www.chrismon.de über die Verschärfung der Proteste in Kiew und von den Hilfen, die seine lutherische Gemeinde versucht zu geben. Das ist geboten, denn die Gemeinde befindet sich allein räumlich mittendrin in den Protesten. Haska schreibt: "In der Ukraine wurden am 16. Januar neue Gesetze durch das Parlament gepeitscht, mit denen die Demokratie ernsthaft gefährdet wird. Die Ukraine droht wie Belarus zu einer Diktatur zu werden. Daher ist mit weiter anhaltenden Protesten zu rechnen - und parallel ist ein gewaltsames Einschreiten seitens der Polizei jederzeit möglich und heute auch bereits passiert. Was treibt die Menschen in der Kälte auf die Straße? Am Anfang der Proteste war es der Wunsch, doch zur EU gehören zu wollen. Man war empört über den Richtungswechsel der Regierenden. Doch nach dem ersten Gewalteinsatz der Regierung gegen die friedlich demonstrierenden jungen Leute, bei dem es viele, viele Verletzte gab, war ein Proteststurm losgegangen. Seitdem geht es nicht mehr nur um eine nicht geleistete Unterschrift. Jetzt geht es um die Forderung nach Ablösung der Regierung und des Präsidenten, die jedes Vertrauen verloren haben. Nun wird protestiert gegen Korruption und für ein Leben in einem Rechtsstaat, in dem das Recht für alle gilt - und nicht nur für den, der das meiste Geld hat. Es geht darum, der Selbstbedienungsmentalität der politischen Riege einen Riegel vorzuschieben. Und um den Aufbau einer gerechten, demokratischen Gesellschaft, in der jeder die gleichen Chancen hat. Deshalb werden die Leute weiterhin auf dem Maidan stehen. Umso wichtiger ist nun die Unterstützung der friedlichen Demonstranten auf dem Maidan. Die Kirche St. Katherina hat dazu ihre Türen geöffnet und beteiligt sich ausserdem im Gebetszelt direkt auf dem Maidan an der Verteilung von Tee, Kaffee, Essen und Medikamenten an Demonstranten und Polizisten."
Das GAW hat der Gemeinde mit zwei Kollekten unterstützt: einmal durch die Frauenarbeit des GAW und einmal durch eine Sonderkollekte auf der Tagung der Norddeutschen Hauptgruppen des GAW. Diese Gelder sollen der Gemeinde helfen, den Demonstranten praktisch zur Seite zu stehen.

Dienstag, 21. Januar 2014

Neuer Vorstand im GAW Baden

Dr. Mautner 
Die Hauptgruppe Baden des GAW hat auf der diesjährigen Mitgliederversammlung in Bad Herrenalb einen neuen Vorstand gewählt. Dekanin Mannich aus Bretten hat 20 Jahre das GAW Baden geleitet. Gewählt wurde Dr. Martin-Christian Mautner (49) aus Heddesheim. Er ist in der Vikarsausbildung der Evangelischen Kirche in Baden tätig. Das ist für die Zukunft des GAW Baden eine große Chance. Dr. Mautner war bisher schon in der Vorstandsarbeit des GAW tätig. Mit diversen Vikarskursen hat Mautner GAW-Partnerkirchen in Europa besucht und dadurch auch schon junge Pfarrer/innen für das GAW gewinnen können.
Auch Hartmut Ammon schien nach seiner langjährigen Tätigkeit als Schatzmeister aus seinem Amt. Gewählt wurde Matthias Engler, ein kirchlicher Verwaltungsbeamter.
Im GAW Baden ist der Generationswechsel gelungen. Auch ist das GAW flächendeckend in der Landeskirche präsent. Jetzt gilt es, die Sammlungen des GAW zu stärken. Das GAW Baden beteiligt sich mit einer guten Summe an der Sammlung des Projektkataloges, dem "Solidarpakt" des gesamten GAW.

Montag, 20. Januar 2014

Reformation und Politik - Thementag beim GAW Baden

"Christliche Existenz ohne politische Relevanz gibt es nicht," sagte in einem Referat zur Eröffnung der Mitgliederversammlung des GAW Baden der Kirchenrechtler Prof. Dr. Winter aus Karlsruhe. Dabei nahm er dezidiert Bezug auf die Barmer Theologische Erklärung aus dem Jahr 1934 und zitierte u.a. Dietrich Bonhoeffer, der bereits im April 1933 forderte, "nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen". 
Jedoch müssen sich politische Äußerungen der Kirche auch nach bestimmten Kriterien orientieren. Dabei geht es darum, immer auf Grundlage der biblischen Botschaft zu argumentieren, glaubwürdig zu sein im Reden und handeln, sachkundig in der Thematik zu sein, mit Weisheit zu reden, um Zuständigkeit zu wissen und dabei auch bedenken, dass Äußerungen anstößig sein können. 
In einem Beitrag aus der französichen Diaspora im Elsaß berichtet Pfarrerin Petra Magne de la Croiy von der Aureliengemeinde in Straßburg, die in ihrem Beitrag darauf hinwies, wie unterschiedlich in Elsaß-Lothringen und im übrigen Frankreich das Staat-Kirche-Verhältnis geregelt ist. Sind in ihrer Region die Pfarrer Staatsbeamte, so gibt es auf Grund der französischen Laizität eine strikte Trennung zum Staat und die Politik ist sehr darauf aus, dass sich Kirche nicht in staatliche Fragen einmischt. Ein Grund dafür ist, dass versucht wurde, den großen Einfluss der katholischen Kirche zurückzudrängen. Leidtragende waren dabei auch die Minderheitenkirchen.
Derzeit treffen sich die Mitglieder des GAW Baden zu ihrer jährlichen Mitgliederversammlung. Ein wichtiger Punkt werden dabei die Wahlen zum Vorstand sein. Neben eines/r Vorsitzenden muss auch ein neuer Schatzmeister gewählt werden.

Donnerstag, 16. Januar 2014

Der siebenbürgische Bischof Guib äußert sich kritisch zur Migrationsdebatte in Deutschland

Bischof Reinhard Guib
In der Debatte um Zuwanderung von rumänischen und bulgarischen Migranten nach Deutschland hat sich Bischof Guib von der Evangelischen Kirche A.B. kritisch geäußert. Er mahnt zu mehr Fairness und fordert eine Versachlichung der Debatte. Die polemischen Äußerungen "Wer betrügt, der fliegt!" sei kränkend und verletzend. Sozialsysteme müssen auf Fairness basiert sein. Ein betrügerischer Missbrauch sei unfair. Es darf aber nicht dazu führen, alle Bulgaren und Rumänen unter Generalverdacht zu stellen, als seien sie eine Bedrohung. Das ist kränkend und verletzt die Würde dieser Menschen. "Es ist mit Sicherheit auch nicht im Sinne der deutschen Bürger und schon gar nicht im Geiste eines gemeinsamen Europa», sagte Guib in einem epd-Interview.
Gegenstand des Gespräches war die anlässlich des Jahreswechsels vor allem in Deutschland und Großbritannien entbrannte Debatte über Migration und Missbrauch von Sozialleistungen. Das Gespräch führte Stephan Cezanne (epd) am 9. Jänner. Hier ist das Interview im Wortlaut zu lesen.
Die Kirche von Bischof Guib ist ebenso von der Thematik betroffen. Seit 1990 wanderten zwei Drittel der evangelischen Gemeindeglieder nach Deutschland aus. Eigenen Angaben zufolge zählt die Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Rumänien rund 13.000 Mitglieder. Die Siebenbürger Sachsen sind die deutschsprachige Minderheit aus Siebenbürgen im heutigen Rumänien. In Deutschland leben rund 250.000 Mitglieder dieser Gemeinschaft, weitere in Österreich, den USA und Kanada.

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Dienstag, 14. Januar 2014

Werbung für die GAW-Projekte!


Die neuen Werbetafeln für die GAW-Projekte werden heute im Rahmen des traditionellen Neujahrsempfanges des GAW präsentiert. Beispielhaft sind Tafeln für das Jahresprojekt der Frauenarbeit, für das Konfirmandendankopfer, des Kinderwaisenhauses in Valenzia/Venezuela und die Stipendiatenarbeit des GAW erstellt worden. 
Mit dem neuen Slogan des GAW "weltweit Gemeinden helfen" hat die Jahressammlung aller Projekte des GAW 2014 begonnen! Es geht darum, 1,5 Millionen Euro Spendengelder für die Projekte der evangelischen Gemeinden in der weiten Welt zu sammeln.

Montag, 13. Januar 2014

Gottesdienst zur 100-Jahrfeier des GAW in der Nikolaikirche

Festgottesdienst in der Nikolaikirche Leipzig 1932
Die 100-Jahrfeier des GAW war ein großer Kirchentag. Über 100.000 Teilnehmende trafen sich damals in Leipzig unter großer Aufmerksamkeit der Bevölkerung. 7.000 Sänger und 700 Posaunenbläser nahmen an einer großen Festversanstaltung am Völkerschlchtdenkmal teil. Ein Höhepunkt war dann aber auch der festliche Gottesdienst mit Überreichung von Festgaben für Diasporapartner (siehe Foto), u.a. wurden viele Abendmahlsausstattungen an Diasporagemeinden übergeben, Kirchenteppiche und drei Glocken für die Gemeinde deutscher Sprache in Bracelona. 

Freitag, 10. Januar 2014

Das Kinderheim in Šakiai/Litauen der lutherischen Kirche wird erweitert

Grundsteinlegung, im Hintergrund Kirche und Kinderheim
"Am 3. Oktober 2014 soll das zweite Haus des Kinderheimes in Šakiai eingeweiht werden," erzählt Herr Kunze, Handwerksmeister aus Brünlos in Sachsen und engagierter Christ. Insgesamt hat er schon über 110 Fahrten nach Šakiai organisiert. Zunächst hat er mit vielen ehrenamtlichen Handwerkern das erste Haus des Kinderheims aufgebaut. "Vier Jahre hat das gedauert," erzählt er. Inzwischen sind dort 39 Kinder untergebracht. Zwischenzeitlich wurden weitere Kinder von der Stadt zugewiesen, so dass es auch mal 44 Kinder waren. "Die Not ist groß in Litauen. Viele Familien sind kaputt. Das Land braucht dringend mehr Kinderheimplätze," sagt Kunze. So war es ein Segen für die lutherische Kirche, dass es gelungen ist EU-Mittel für einen zweiten Bauabschnitt zu bekommen. Diese Gelder müssen allerdings bis Ende September verbaut sein, wie es die EU-Richtlinien fordern. Deshalb steht jetzt auch die Einweihung des Hauses fest am 3. Oktober. Im September vergangenen Jahres war die Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau. In Zukunft sollen ca. 60-65 Kinder untergebracht werden können. "Dann wird sich das Haus auch wirtschaftlich tragen," ist sich Kunze sicher.
Die Kinder kommen aus oft sehr prekären Verhältnissen. "Im Herbst letzten Jahres wurden fünf Kinder von den Behörden aufgegriffen, die in Höhlen mit ihren Eltern im Wald lebten," berichtet Kunze. Auch das Problem der Eurowaisenkinder, um das sich die Frauenarbeit mit ihren Projekten in diesem Jahr kümmert, ist virulent für das Kinderheim in Šakiai. Bis Ende 2012 hat das Land durch Arbeitmigration eine 1/2 Millionen Menschen verloren. Zurückbleiben tun die, die es sowieso schon nicht einfach haben. Zurückbleiben tun häufig auch Kinder, die dann bei verwandten, Pflegefamilien landen - oder auch sich selbst überlassen sind. "Ich habe schon sehr schlimme Geschichten dort erlebt," sagt Kunze. "Deshalb fahren wir auch weiter nach Litauen! Die Kinder brauchen uns.

Donnerstag, 9. Januar 2014

Eine lebendige Gemeinde in Setúbal - auch dank des GAW!!!

Integration ist eine der Stärken der evangelischen Gemeinde in Setúbal/Portugal. Das zeigen allein die Fotos der Taufe am vergangenen Sonntag in der neuen Kirche der Gemeinde. Das GAW hat Kauf und Sanierung des Kirchengebäudes u.a. im Jahr 2012 unterstützt. Die Gemeinde wächst!  Das ist eben auch dem neuen Kirchengebäude zu verdanken. Kirchen dürfen nicht heruntergekommen aussehen, baufällig sein. das Evangelium braucht schöne, schlichte Räume, die ihm Raum geben.
Setúbal ist die fünftgrößte Stadt Portugals. Die missionarische Arbeit der IEPP (Presbyterianische Kirche in Portugal) begann mit regelmäßigen Bibelstunden Anfang der 1980er Jahre im Haus einer evangelischen Familie, die sich hier ansiedelte. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda wuchs der Kreis der Interessierten. In den 1990er Jahren begann die Arbeit mit Emigranten aus Angola, Mosambik und  Kap Verde. In diesen ehemaligen portugiesischen Kolonien gibt es große evangelische Kirchen. Inzwischen sind zwei Drittel der Gemeindeglieder Emigranten, die in der IEPP ein geistliches zu Hause gefunden haben. Die Gemeinde zählt inzwischen 100 Glieder und wächst weiter. 70 Menschen kommen jeden Sonntag zum Gottesdienst. Betreut wird die Gemeinde von Pfarrerin Rute Salvador, die ihren Dienst ehrenamtlich wahrnimmt.



Dienstag, 7. Januar 2014

Vor 50 Jahren: Zur Aufgabe des GAW!

Dr. Jungbluth
Oberlandeskirchenrat Dr. Jungbluth trat 1964 sein Amt als Präsident des GAW-West an. Er war in Kassel tätig, wo auch die Zentrale West sich befand. Vor 50 Jahren in der Januarausgabe des GA-Blattes schrieb er, was heute noch Gültigkeit hat: "Zum ökumenischen Dialog gehört ein evangelischer Partner..., der dem Evangelium den beherrschenden Rang einräumt.... Einheit im Glauben gibt es nur in Annäherung zu Christus hin. Unsere Diaspora in dem Glauben an diesen alleinigen Herrn zu stärken, das ist der letzte und tiefste Impuls aller Gustav-Adolf-Arbeit.
Wenn unseren Gemeinden in diesem Jahrhundert, das man das Jahrhundert der Ökumene nennt, etwas dringend Not tut, dann ist es die Öffnung nach draußen. Es gab und gibt aber noch viel Kirchturmpolitik, und das nicht nur in den Kirchengemeinden, sondern auch in unserer Arbeit... Wir müssen es immer mehr lernen, welch großes Vorrecht es für uns ist, Glieder in einer weltweiten Gemeinschaft zu sein. Dazu wollen wir das Unsrige beitragen, indem wir mutig den Kampf gegen jede Form von Egoismus und Eigenbrödelei in unseren Gemeinden und bei uns selbst aufnehmen." (GA-Blatt 1/1964, S. 3)

Montag, 6. Januar 2014

Über die Situation in Estland, die Kirche und das Sängerfest...

In der estnischen Zeitung der lutherischen Kirche erschien gerade ein Interview mit Marju Lauristin, Soziologieprofessorin. Sie setzt sich damit auseinander, wie die Entwicklung Estlands vom Übergang als frühere Sowjetrepublik zur Übergangsgesellschaft (von der Diktatur zur Demokratie) und weiter zu Infogesellschaft abgelaufen ist und was das für die Menschen im Land bedeutet.

Was sagen die Forschungen über Estland? 
1) Als die Estnische Republik nach der Wende wiedergegründet wurde, haben sich die Grundlagen entscheidend geändert. Einige Menschen haben die Veränderungen schnell angenommen, andere wieder konnten bei der schnellen Entwicklung nicht Schritt halten und mitmachen. Die Gesellschaft hat sich auseinanderentwickelt. Das ist für viele sehr bitter.  In der Wissenschaftssprache nennen wir das ein “gesellschaftliches Trauma”. Dieses wirkt fort und bedingt weitere neue Veränderungen. 
2) Wir sind in eine offene Welt geraten, wo gleichzeitig viele Veränderungen stattfanden. Die Technologie hat sich erneuert. Computer und Internet bieten ganz andere Möglichkeit, sich über die Welt zu informierten. Weiterhin gab es immer neue Anforderungen und Einflüsse für die Beziehungen, auch die Eltern- Kind-Beziehungen. Und das alles geschah sehr plötzlich. 
3) Globalisierung. Wir waren gewöhnt an unser kleines, wahrnehmbares, sowjetisches, nordisches Eckchen. Und nun wurde plötzlich alles sehr schnell anders. Die westliche, offene Welt war die Entwicklungen kontinuierlich vorbereitet, wir aber nicht. Alles kam in das Leben der Einzelnen so, dass sie vieles für sich neu beginnen und verstehen mussten. Es war schwierig, diese Fülle an Veränderungen zu verstehen, da die Menschen auch ihren jeweiligen Platz in der Gesellschaft unterschiedlich wahrnehmen. Die Jüngeren haben sich in einem bestimmten Sinne fortentwickelt. Junge und alte Generationen leben wie in verschiedenen Welten.
4) Generationenwechsel. Wenn eine Gesellschaft sich ruhig entwickelt, wachsen die Kinder, Enkel und Großenkel wie aus demselben Strom heraus. Wir aber hatten eine sogenannte Kulturunterbrechung. Die neue Gesellschaft ist in einer anderen Welt mit neuen Werten aufgewachsen als die alte. Und die ältere Generation hat das Gefühl, dass sie an der neuen Welt keinen Anteil mehr haben, dass ihre Erfahrungen und Wissen nichts mehr wert sind. Nun war die Lebenserfahrung war immer ein Grund für die Würde des Person. Diese Grundlage ist nun aber in dieser auseinandergebrochenen Gesellschaft fragwürdig und brüchig geworden. 

Vielleicht ist es eher ein Gefühl als eine bittere Wahrheit? 
Ja, das ist ein Gefühl. Wir brauchen eine andere Umgangsweise, wenn die Gesellschaft so auseinander gebrochen ist - in Bezug auf die finanzielle Lage, die Lebenserfahrungen der Menschen, im Blick auf verschiedene kulturelle Präferenzen und Nationalitäten. Wie kann man sich in der Situation noch als Este mit der Welt auseinander setzen? Wie kann man einander verstehen? Wie kann man miteinander inhaltlich im Gespräch bleiben? Jüngere klagen, dass die Alten ihre Erfahrungen nicht verstehen und dass sie damit alleine sind. Die Älteren spüren, dass sie sich den Jüngeren gegenüber nicht verständlich machen können. Die Sprachen gehen auseinander. Technikmenschen verstehen die Kulturmenschen nicht. Die einen meinen, dass Sozialbereiche eine Last sind und glauben, dass die Wirtschaft das Leben allein voranbringt. Dabei sehen sie nicht, dass es ja dieselben Menschen sind, die für Wirtschaft arbeiten und die direkt von dem jeweiligen Sozialbereich abhängig sind, zu dem sie gehören. 
...
Wie viele Menschen sind aus Estland nach Finnland ausgewandert?
Es gibt verschiedene Zahlen. Über Auswanderung reden Politiker und Wissenschaftler unterschiedlich. In der Politik fällt man Entscheidungen aufgrund von guter Hoffnung und nicht auf Grundlage wissenschaftlicher Demografie. Aber Politik darf man nicht auf Hoffnung bauen. Man kann ja persönlich sagen: “Ich will, dass es meinen Kindern gut geht.” Gut, dann gehen sie. Aber wer verdient in Estland die Renten, wer füllt die Rentenkassen? Und wer bezahlt die Rentner? Dieses Problem wird mal kommen. Sollen wir dann Immigranten einführen? Wir haben schon jetzt Schwierigkeiten mit Immigranten. Und es ist schwierig, die russischsprachigen Jugendlichen, die hier geboren sind, hier zu halten.

Wie integrieren sich ausgewanderte Esten – etwa in Finnland?
Finnland hat gesagt, es kann bis zu 200 000 Gastarbeiter aufnehmen. Aber die Frage ist, wie können wir hier solche Bedingungen schaffen, dass die Menschen bleiben wollen? Ich habe mit estnischen Familien in Finnland gesprochen. Sie schicken ihre Kinder in Finnische Schulen; obwohl Finnland auch den Unterricht auf Estnisch ermöglichen würde. Esten wollen sich schnell integrieren. Sie schämen sich für ihre Herkunft und wollen schnell ankommen. Das sind nicht die früheren Exil-Esten oder politischen Flüchtlinge. Diese Tendenz sieht man oft bei osteuropäischen Migranten. Sie integrieren sich schnell, um bloß nicht aufzufallen. 

Welche Untersuchungen haben sie positiv überrascht? 
Zahl ist Zahl, bevor sie nicht gedeutet wird. Sehr beeindruckend war die Sängerfest-Umfrage. Ca. die Hälfte aller Esten im Alter von 15-74 Jahren ist mindestens einmal in Leben als Tänzer oder Sänger auf dem großen Sängerfest aufgetreten. Das wir ein Volk der Sänger sind, ist keine Metapher. Ich würde sagen, auf dem Sängerfeld sammelt sich die größte Gemeinde um die gemeinsamen heiligen Werte. Es gibt ja immer Unkenrufe, dass die Sängerfeste nicht mehr zeitgemäß sind. Die Befragung hat aber gezeigt, dass für größten Teil alte und junge Esten das Sängerfest ein Fest des estnischen Volkes ist, wo man sich sammelt, um gemeinsame Werte zu feiern, um sich in der Gemeinschaft zu erleben. Dabei zu sein ist sehr wichtig: gemeinsam abheben von Alltag, zu den Werten, die mit unserer Vergangenheit verbunden sind. Die Gefühle dabei ähneln religiösen Gefühlen. Die Sängerfestbefragung hat gezeigt, dass das Bedürfnis nach dem Heiligen bei Esten sehr groß ist und dass dieses von diesen Traditionen gespeist wird. 

Kann das Sängerfest das Bedürfnis nach Glauben und Heiligung vollkommen abdecken?
Sicherlich nicht, aber es ist so überwältigend, dass man lange Zeit davon zehren kann. Und weil es regelmäßig stattfindet, kann man sich immer auf das neue Fest vorbereiten und sich freuen. Sängerfeste sind zeitgleich mit der Entstehung des estnischen Gemeinschaftsgefühls entstanden (2. Hälfte 19. Jh.). Davor wurde die Bibel ins Estnische übersetzt und die Allgemeinbildung umgestellt (früher deutsch und russisch). Sängerfest, das ist kein Konzert, sondern ein nationale Ritual. 

Welche sind ihre Erfahrungen mit den Pfarrern? Wer war für sie bedeutend. 
Ich habe als 26-Jährige einen Freund in Võnnu besucht. Ich saß an der Kirche und habe gelesen und mich auf die Philosophieprüfung an der Uni vorbereitet. Der junge Pfarrer Voldemar Ilja kam frisch aus Finnland und wir haben uns unterhalten. Seine Predigt war semiotisch und philosophisch gut durchdacht. Ich habe gefragt, ist es nicht zu hoch für die einfache Gemeinde. Seine Antwort haben mich als angehende Lehrkraft sehr beeindruckt: ”Meine Sorge ist auszusäen. Gottes Sorge ist es, dass es aufgeht.” 
Ein anderes Mal war Pfarrer Eenok Haamer mir sehr wichtig. In der Zeit der singenden Revolution. Es war eine schwere Umbruchszeit. Ich hatte viele wichtige Treffen mit vielen Menschen und bin ich ihm aufgefallen. Er kam zu mir nach Hause, hat mit mir gesprochen und mein Tun gesegnet. Es war für mich sehr wichtig und ich habe es in der Zeit so sehr gebraucht.

Anmerkung: Im diesjährigen Projektkatalog wird das Sängerfest in Tartu und der Evangelische Kirchentag unterstützt. (PK 2014, S. 63)

Sonntag, 5. Januar 2014

IFPLA-Studierende aus Brasilien in Leipzig

IFPLA Jahrgang 2014
„Mein Vater ist Kleinbauer und besitzt 4 ha Land, um die Familie zu ernähren“, schreibt Carina. Sie wohnt in Ivoti im Internat und besucht die Schule der IECLB, die einen sehr guten Ruf hat. „In den letzten Jahren waren die Ernten nicht gut, so dass wir als Familie, zu der sechs Personen gehören, wenig hatten. Meine Mutter arbeitet als Verkäuferin in einem kleinen Laden.“ Carina möchte Pädagogik studieren, um Lehrerin zu werden. Vorbild für sie sind viele Pädagogen aus Ivoti, die ähnlich begonnen hatten. Viele Schülerinnen und Schüler in Brasilien können nur mit finanzieller Beihilfe eine Ausbildung machen. Zwar ist die gesamte wirtschaftliche Situation Brasiliens in den vergangenen Jahren besser, das Leben insgesamt jedoch teurer geworden. Der Aufschwung des Landes hat auch zur Verschuldung vieler Menschen geführt. Das sind Gründe, warum es den Studierenden in den Gemeindeschulen nicht möglich ist, die Kosten zu tragen. Sie kommen meist aus dem unteren Mittelstand und noch ärmeren Schichten. Die Schulstipendien des  GAW gibt evangelischen Schülerinnen und Schülern allgemeinbildender höherer Schulen (Gymnasien, diakonische Ausbildungsstätten, theologische Seminare) die Möglichkeit, ihre Ausbildung fortzusetzen. Einige von ihnen werden später als Lehrerinnen/Lehrer wie Carina. Sie studieren am IFPLA-Institut in Ivoti, das etliche jahre in Sao Leopoldo an einer Jesuitenuniversität angesiedelt war, jetzt aber wieder seinen Ort in Ivoti hat. So ist auch eine größere Nähe zur lutherischen Kirche (IECLB) gegeben, die dieses Institut gegründet hatte. 
Die IECLB ist Trägerin mehrerer Schulen, an denen Deutsch unterrichtet wird. Aus den IFPLA-Kursen kommen am Anfang eines Jahres immer 10 Studierende nach Leipzig, um am Herderinstitut einen Kurs zu belegen. Z.Zt. sind sie deshalb Gast im GAW. Das GAW unterstützt diese Arbeit. 

Freitag, 3. Januar 2014

Tun wir zu wenig für verfolgte Christen?

Auf der chrismon.de wird dieser Frage nachgegangen:

"Überall auf der Welt werden Christen bedrängt und bedroht. Da kann man doch nicht länger zusehen, besonders in Syrien nicht! Was unternimmt die Evangelische Kirche in Deutschland dagegen? Fragen an den zuständigen Referenten Thorsten Leißer
chrismon: Herr Leißer, Sie bekommen viel Post mit dem Vorwurf, die EKD tue nichts für verfolgte Christen. Zu Recht?
Thorsten Leißer: Menschen fühlen sich aufgerüttelt, wenn von verfolgten Christen die Rede ist. Da Christen über Länder­grenzen hinweg füreinander sorgen sollten, fragen sich diese Menschen: Was tut die EKD? Im Idealfall ist das eine Anfrage. Oft wird aber leider pauschal unterstellt, wir würden die Augen verschließen.
Tut die EKD denn etwas?
Zerstörtes Kirchengebäude in Homs
Ja. Wir arbeiten mit Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch zusammen und stehen in ständigem Kontakt mit Partnern vor Ort. Informiert zu sein ist enorm wichtig, denn das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Nicht jede Empörung bei uns ist für die Betroffenen hilfreich.
Welche Partner haben Sie in anderen Ländern?
Wir haben Partnerschaften zu Ortskirchen, die Kontakte der ­Missionswerke, alles historisch gewachsene Beziehungen. Wir haben ein sehr waches Ohr.
Was sollten Sie nach Meinung der Briefeschreiber unternehmen?
Leider schreiben sie das nicht. Ich bin offen für Ideen. Ich vermute aber, dass manche die politische Wirkung der EKD überschätzen. Manchmal steckt Ratlosigkeit dahinter oder der Wunsch nach einer schnellen kirchlichen Eingreiftruppe, die die Menschen zu Frieden und Ordnung ruft.
Organisationen wie Open Doors sammeln Geld und veröffentlichen, wie viele Christen verfolgt werden. Warum nennen Sie keine Zahlen?
Weil niemand behaupten kann, er wisse, wie viele Menschen aufgrund ihres Glaubens verfolgt werden. Dazu müsste zunächst genau definiert werden, was man unter Verfolgung versteht. Die EKD orientiert sich am Verfolgungsbegriff der Genfer Flüchtlingskonvention: Jemand wird verfolgt, wenn Gefahr für Leib und Leben besteht und er aufgrund einer bestimmten Zugehörigkeit, zum Beispiel zu einer Nation oder zu einer sozialen Gruppe, nicht auf den Schutz des Staates zählen kann. Andere Organi­sationen oder Akteure haben einen sehr viel offeneren Verfolgungsbegriff. Sie zählen alles dazu, was Christen als Benachteiligung und Diskriminierung erleben.
Was spricht dagegen?
Es bleibt unklar, was genau das heißen soll: aufgrund des christlichen Glaubens. Viele Konflikte haben nur sehr mittelbar mit dem Glauben zu tun." Lesen Sie hier weiter!

Das GAW hat gemeinsam mit dem Ev. Missionswerk, der Badischen und der Rheinischen Landeskirche im vergangenen Jahr in Syrien Nothilfe geleistet. Ansprechpartner für uns ist vor Ort die Generalsekretärin Roselange Jarjour von der Vereinigung der Protestanten im Nahen Osten (FMEEC).
Im Monat Dezember 2013 haben wir ein Hilfsprojekt für Syrien besonders vorgestellt: www. gustav-adolf-werk.de

Donnerstag, 2. Januar 2014

Weltweit Gemeinden helfen – das Diasporawerk der EKD folgt der doppelten Bauaufgabe: Kirchbau und Gemeindeaufbau

Der Präsident des GAW Dr. Hüffmeier und Frau Prof. Parmentier 
Die neue Spendenkampagne des GAW beginnt: Mit 137 Projekten aus über 40 Partnerkirchen startet das Gustav-Adolf-Werk e.V. (GAW) in das Jahr 2014. Das Ziel ist es, auch in diesem Jahr mindestens 1,5 Millionen Euro Spendengelder zu sammeln. Die Sammelaktionen in den GAW-Hauptgruppen in den Landeskirchen stehen seit diesem Jahr unter dem neuen Claim „Weltweit Gemeinden helfen“.
Für die Christen in besonders prekärer Lage besteht der im Projektkatalog der Fonds „Bedrängte und verfolgte Christen“, aus dem 2014 die Arbeit des koptisch-presbyterianischen „Salam-Krankenhauses“ in El-Qanatir Elkhaireya in Ägypten unterstützt werden soll.
„Mit den 137 Projekten setzen wir uns für den Erhalt und den Bau von Kirchen, Pfarrhäusern, Gemeindesälen und diakonischen Einrichtungen sowie für die Bildung, die Ausbildung und diakonische Aktivitäten in unseren Partnerkirchen ein“, erläutert Dr. Wilhelm Hüffmeier, Präsident des GAW, die Charakteristika des aktuellen Projektkatalogs. „Glaube und Bauen gehören zusammen. Dafür steht auch das GAW. Wir erleben, dass christliche Kirchen heutzutage an manchen Orten stehen, wieder oder neu erstehen, an denen Menschen dem Glauben der Christen feindlich gesonnen sind. Umso dringlicher ist die doppelte Bauaufgabe des Glaubens: Kirchbau und Gemeindeaufbau. Beidem ist die Arbeit unseres Diasporawerkes verpflichtet.“
Gemäß dem Artikel 16 der Grundordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vom 13.07.1948 nimmt das GAW im Zusammenwirken mit der EKD, ihren Gliedkirchen und Gemeinden, die besondere Verantwortung für den Dienst in der Diaspora wahr.

Mittwoch, 1. Januar 2014

„Gott nahe zu sein ist mein Glück.“ (Psalm 73, 28) - Jahreslosung 2014

Motiv aus der IERP / Argentinien
Glück und Gott – das scheint zusammenzupassen: Wenn ich ihm nahe bin, dann bin ich glücklich. Psalm 73 ist jedoch alles andere als ein Loblied eines Menschen, der nur so vor Glück erfüllt ist. Der Psalm ist überschrieben mit den Worten „Anfechtung und Trost beim Glück des Gottlosen“. Diejenigen, die Gott fern stehen, können ebenso glücklich sein. Und derjenige, der Gott nahe steht, erlebt schwere Zeiten. Wo ist da Glück? Was ist Glück?

Glück – oder Freude, wie es bei Luther heißt – bedeutet für den Beter, dass er sich in allen Niederungen des Lebens getragen weiß. In Gott, in seinem Wort, in seiner überfließenden Gnade findet er das, was ihn trägt. Glück allein und ohne Gott ist zerbrechlich. „Wenn ich nur dich habe!“, bekennt der Psalmist, bin ich frei von allem, was in dieser Welt mich bindet oder mir Glück verspricht. Wahres Glück, wahre Freude finde ich nur bei Dir – Gott! Und dieses Glück, diese Freude macht mich frei zur helfenden guten Tat.
Das wollen wir gemeinsam im kommenden Jahr 2014 tun. Wir haben das Glück, helfen zu können! Wir wissen um die Freude, dass wir weltweit mit evangelischen Schwestern und Brüdern verbunden sind, die uns brauchen – und die wir genauso brauchen. Glück ist es eben auch, dass wir, wenn wir geben, empfangen! Davon erfüllt ist unser neuer Projektkatalog, den wir gemeinsam 2014 erfüllen wollen!

Ihnen allen wünschen wir ein gesegnetes Jahr 2014!
Seien Sie behütet!

Ihr Pfarrer Enno Haaks, Generalsekretär des GAW