Donnerstag, 30. Oktober 2014

Bolivien, Evo Morales und Herausforderungen für die Lutheraner

Blick über die Dächer El Altos auf die Anden
Zum dritten Mal wurde Evo Morales vor Kurzem zum Präsidenten gewählt. Das ist einmalig in der Geschichte des Landes. Dafür gibt es zwei Gründe: die aktuelle politische und wirtschaftliche Stabilität des Landes und die Lage der Opposition. Die Inflation ist gering. Es gibt ein hohes Deviseneinkommen. Das nimmt die Bevölkerung positiv wahr. Durch Steuern und vor allem Neuverhandlungen der Quoten mit den gasfördernden Unternehmen hat die Regierung seit dem Amtsantritt von Morales 2006 den finanziellen Spielraum, den sie braucht, um politisch agieren zu können, massiv erhöht. Das kommt Infrastrukturprojekten und Sozialprogrammen zugute. Die Regierung konnte bislang mit einer bequemen 2/3-Mehrheit relativ ungestört durchregieren. Grenzen setzten nur Proteste der eigenen Basisgruppen. Vor allen auch die Gewerkschaften der Kokabauern. Die Frage „indigener Themen“ wie zum Beispiel die Durchsetzung von Territorialrechten bleibt hinter dem wirtschaftlichen Fortschritt etwas zurück. 
Gespannt ist die lutherische Kirche, wie sich die Beziehung zum Staat weiter gestaltet. das betrifft insbesondere diakonische Projekte wie Schulen und "Centros Comunitarios". 
Bolivien ist ein Binnenland im Herzen Südamerikas. Es ist das einzige Land Südamerikas, in dem über 50 % der Einwohner Indigene sind. Sie leben größtenteils in den über 3.700 „Communidades indigenas“ (Siedlungs- und Sippengemeinschaften). Man unterscheidet die Hochlandindigenen Aymara und die Quechua von kleineren Gruppen der Tieflandindigenen, z.B den Guaraní, Chiquitanos oder Lecos. Insgesamt werden in der Verfassung des „Estado Plurinacional de Bolivia“ 36 verschiedene Ethnien genannt. Die Staatssprachen sind Spanisch, Aymara, Quechua, Guaraní und vier weitere Sprachen.
Die Hauptstadt Boliviens ist Sucre mit 256.226 Einwohnern, während die Regierung ihren Sitz in La Paz hat. In La Paz leben knapp 1 Million Menschen, 1,1 Millionen leben in der ehemaligen Trabantenstadt El Alto auf dem Altiplano. La Paz liegt in einer Höhe von 3.200 bis 4.100 m und ist damit der höchstgelegene Regierungssitz der Erde.
Der Römisch-Katholischen Kirche gehören ca. 80 % der Bevölkerung an. Zum historischen Protestantismus gehörende Kirchen sind neben der IELB die Methodistische Kirche und die Baptisten. Die Zahl der Pfingstkirchen wächst kontinuierlich.

Ein Pfarrhaus für die Gemeinde Buen Samaritano in Santiago

Pfarrhaus für Buen Samaritano
Kirche Buen Samaritano
Die Gemeinde „El Buen Samaritano“ liegt im nordöstlichen Teil Santiagos mitten in einer Arbeitersiedlung, die mit großen sozialen Problemen zu kämpfen hat. Sie ist eine der ältesten missionarischen Gemeinden der lutherischen Kirche (IELCH). Die Arbeit begann in den 60er Jahren von der Gemeinde La Trinidad aus. Auf ihrem großen Gelände befinden sich die Kapelle, ein großer Gemeindesaal, ein Pfarrbüro und eine Kindertagesstätte, die der Gemeinde hilft, die finanziellen Lasten zu tragen. Viele Familien, die nicht zur Gemeinde gehören, kommen durch den Kindergarten in Kontakt mit der Gemeinde Buen Samaritano und erfahren hier Hilfe. Die Frauen der Gemeinde betreiben eine Kleiderkammer, die allen offen steht. Im Jahr 2000 wurde schon einmal für die Errichtung eines Pfarrhauses um Unterstützung gebeten. Zu dieser Zeit kam eine neue Pfarrerin, die kein Pfarrhaus benötigte. Bei ihrem Nachfolger war es genauso. Die damaligen Planungen wurden für ein Pfarrerehepaar vorgesehen. Im April 2013 ist Pastorin Izani Bruch als neue Pfarrerin eingeführt worden.  Mit den finanziellen Mitteln aus dem Jahr 2000 und dem Projektkatalog 2014 - der Gemeinde konnte glücklicherweise ein Vorschuß gewährt werden - konnte das Pfarrhaus errichtet werden. Nun ist die Pfarrerin dort, wo sie sein sollte: bei den Menschen. "Hier zu leben ist dennoch nicht immer einfach", bekennt Izani. "Die Menschen des Armenviertels müssen lernen, dass der Pfarrer da ist, aber auch ein Privatleben hat." Dennoch ist sie dankbar, nah an der Gemeinde dran zu sein. 

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Ernüchterung in der "evangelischen Welt" in Chile

Prof. Godoy (li)
CTE in Santiago
16,62% der chilenischen Bevölkerung gaben in der Volkszählung 2012 an, „evangelisch“ zu sein. Im Jahre 2002 waren es noch 15,14%. „Als das Ergebnis herauskam, da gab es in der „evangelischen Welt“ in Chile erst einmal eine große Ernüchterung“, berichtet Prof. Daniel Godoy, Rektor der Comunidad Teologica Evangélica en Chile (CTE), einer evangelischen freien theologischen Fakultät, die von verschiedenen „evangelischen Kirchen“ getragen wird, u.a. von der lutherischen Kirche (IELCH). „Evangelisch“ ist in Chile ein umfassender Begriff. Traditionelle Pfingskirchen und Neo-pentecostale Kirchen zählen genauso dazu wie die methodistische, prebyterianische, anglikanische und die lutherische Kirche. „In der evangelischen Welt hat man geglaubt, das zwischen 25-30% zu ihr gehören würde“, berichtet Daniel. „Die Enntäuschung war groß, denn eine größere Anzahl hätte auch bedeuten können, dass man mehr Einfluß in der Gesellschaft bekommen könnte und eventuell auch bestimmte Vorteile haben würde.“ Für Daniel Godoy sind verschiedene Gründe anzuführen. „Zunächst einmal muss man feststellen, dass es in den „sectores populares“ (i.d.R. Armenviertel) kein großes Wachstumspotenzial für die „Evangelischen“ mehr gibt. Sie haben nach meiner Meinung ihr Potenzial ausgeschöpft. Zudem gibt es durch eine sehr große Vielzahl evangelischer Denominationen und   Spaltungen auch eine gewisse Ermüdung in der Bevölkerung. Dann muss man auch konstatieren, dass es einen sog. religiösen Tourismus gibt, sog. Migrationen unter den evangelischen Kirchen. Und ein weiterer Grund ist die gestiegene Bildung in der evangelischen Bevölkerung, die auch dazu beiträgt, dass sich die neue bildende Mittelschicht auch religiös anders orientiert oder sich entfernt.“

Nach Aussage von Daniel Godoy profitieren die traditionellen historischen Kirchen – wie z.B. die lutherische Kirche – nicht von dem geringen Wachstum oder dem gestiegenen Bildungsniveau. Es sei denn, dass es punktuell zu charismatischen Bewegungen kommen kann, wie es z.B. in der anglikanischen Kirche in Santiago-Las Condes geschieht, wo der ehemalige evangelische Kaplan der Moneda ein signifikantes Wachstum erreichen konnte. „Das wird allerdings nicht immer wohlwollend von seiner Kirchenleitung gesehen“, berichtet Daniel.

Die CTE wurde jahrelang von dem GAW unterstützt. Die letzte größere Hilfe wurde nach dem Erdbeben für die Zweigstelle in Concepción bereitgestellt. Derzeit beschränkt sich das GAW auf Hilfe für die Bibliothek der CTE. So wurden in diesem Jahr einige Hebräische Bibeln der CTE zugesandet.

Dienstag, 28. Oktober 2014

Erste Berichte der GAW-Freiwilligen online

21 junge Frauen und Männer haben in diesem Sommer ihren Dienst in GAW-Partnerkirchen begonnen. Die Freiwilligen, die vom GAW in Württemberg entsandt wurden, stammen aus ganz Deutschland und werden für ein Jahr in sozial-diakonischen Projekten und Kirchengemeinden in Argentinien (3), Aserbaidschan (1), Chile (6), Italien (4), Paraguay (4) Russland (2) und Uruguay (1) arbeiten. Regelmäßig berichten die jungen Leute von ihren Erfahrungen und ihrer Arbeit. Die ersten Berichte der Freiwilligen sind inzwischen eingetroffen und können auf der Internetseite des GAW Würrtemberg gelesen werden.

Sanierung des Freizeitzentrums in El Tabito / Chile

Anfang 2010 erschütterte ein schweres Erdbeben Chile. Besonders hart betroffen war die Region um Concepción - 500 km südlich von Santiago. Jedoch waren die Beben so schwer, dass bis nach Santiago hin erhebliche Schäden verursacht wurden. Auch das Freizeitzentrum der Ev.-Lutherischen Kirche in El Tabito an der Küste in Höhe der Hauptstadt war betroffen. Damals rief das GAW zu einer Sonderspendenaktion auf, um Infrastrukturschäden der beiden lutherischen Kirchen beheben zu können. So wurde auch die lutherische Kirche in Valparaiso mit Hilfe des GAW saniert. In El Tabito mussten die Stelzenhäuser saniert und verstärkt werden. Von den Verbesserungen - dank der Hilfe des GAW - konnten wir uns jetzt überzeugen!
Seit über 40 Jahren unterhält die IELCH das Freizeit- und Begegnungszentrum in El Tabito an der Pazifikküste. Es liegt abseits der Straße an einem bewaldeten Hanggrundstück und bietet wunderbare Möglichkeiten gemeinsamen Lebens. Bis 40 Personen können unterkommen. Für die Gemeinden der IELCH spielt dieses Zentrum eine wichtige Rolle im Kirchenleben. Alle Gemeinden ­ von der armen Poblaciongemeinde bis hin zur deutsch-chilenischen Versöhnungsgemeinde nutzen das Zentrum. 
Die Kirchenleitung möchte das Zentrum weiter verbessern. das ist auch nötig. Deshalb hat die IELCH für den Projektkatalog erneut um Unterstützung gebeten. Das macht Sinn! Das lohnt es, zu unterstützen, damit gerade Kinder und Jugendliche aus den Armenvierteln Santiagos die Chance haben, im Sommer ans Meer zu fahren. Bis heute gibt es Kinder dort, die das Meer noch nie gesehen haben, obwohl es nur 12 km entfernt ist. 

Montag, 27. Oktober 2014

Versöhnung ist möglich

Pfarrer Enno Haaks
in der Versöhnungsgemeinde
Kirche muss Kirche bleiben! Das meinten im Juli 1975 ca. 30 Menschen lutherischen Bekenntnisses in Santiago de Chile. Sie gründeten die Versöhnungsgemeinde. Sie verließen nach der Spaltung der lutherischen Kirche in Chile ihre Kirchengemeinde in der sie beheimatet waren - und jetzt keine Heimat mehr fanden. Denn ihnen war klar: Trotz aller Unterschiede in gesellschaftspolitischen Fragen muss Kirche der Ort sein, der die unterschiedichen Meinungen unter dem Dach der Kirche zusammenbringt. Es muss in der Kirche keine Uniformität geben. Unterschiedliche Meinungen dürfen - ja müssen sein - wenn denn anerkannt wird, dass der/die andere Teil der Wahrheit ist. 
Fulbert Steffensky schreibt: "Der Zwang zur Einstimmigkeit lässt nur schwer Fremdheiten denken und dulden... Sich für einzigartig zu halten, heißt immer, bereit sein zum Eliminieren. Die Anerkennung von Pluralität ist die Grundbedingung menschlicher Existenz, so ungefähr hat es Hannah Arendt formuliert. Ich wünsche mir eine Kirche und religiöse Gruppen von radikaler Deutlichkeit, die ihre eigenen Traditionen, Geschichten und Lieder kennen und nicht verschweigen. Ich wünsche mir einen Glauben, der Gott unendlich sein lässt und der auf seine eigene Unendlichkeit verzichtet. Erst er ist fähig zum Zwiegespräch. ... Ich wünsche uns die Gnade der Endlichkeit. Sie erleichtert uns das Leben. Wir als Einzelne, wir als religiöse Gruppe, wir als Nation sind nicht die Garanten der Welt. Wir sind nicht der Grund des Lebens, das ist Gott, in ihm sind das Leben und die Wahrheit begründet. So können wir Fragment sein, auch als religiöse Gruppe. Welche Lebensleichtigkeit, dass wir nicht alles sein müssen. In uns muss nicht die ganze Wahrheit zu finden sein."
Diese Gelassenheit, diesen Mut wünsche ich beiden lutherischen Kirche in Chile, die es schwer haben und sich schwer tun, zu einer einheitlichen kirchlichen Struktur zu finden, Zu viele Geschichten der Vergangenheit, politische Einstellungen und Herkommen belasten nach wie vor die Beziehungen. Und doch sind beide aufeinander gewiesen, denn sie stehen beide vor großen Herasuforderungen für ihre Zukunft: Da geht es um Bildung des Theologennachwuchses und der Fortbildung der Pfarrer, um die Frage der Gewinnung junger Menschen, um die Mission und Diakonie der Kirche - alles Themen der Zukunft und nicht des Vergangenen.
Möge ein neuer Anlauf zur Einheit der Lutheraner gelingen zum Wohle aller!

Samstag, 25. Oktober 2014

Lasst euch versöhnen mit Gott!

Lutherische Kirche in Puerto Varas
Seine Rinder wurden ihm einfach weggenommen und geschlachtet. "Das war Unrecht", sagt ein Mitglied aus einer Gemeinde im Süden Chiles. Und er erzählt es so, als wäre es gestern geschehen, dass zu unrecht sein Land enteignet und ihm das Vieh geklaut wurde. Tief sitzt dieses Unrecht, das ihm angetan wurde. "Wir haben versucht unseren Besitz zu verteidigen. Wir haben uns eingeschlossen", fährt er fort. 
Das Ganze liegt nun über 40 Jahre zurück. Er erlebte es im letzten Jahr der Regierung von Salvador Allende. 
Und es ist so: Ein Unrecht ist nicht mit einem anderen Unrecht aufzuwiegen. Was hilft es, ihm zu sagen, dass z.B. in der ehemaligen deutschen Sektenkolonie "Colonia Dignidad" mindestens 120 Menschen ihr Leben ließen? 
In Chile hat es Versöhnung schwer. Die Gesellschaft ist obendrein zerrissen. Die Unterschiede sind groß zwischen arm und reich, zwischen gute ausgebildeten Menschen und schlecht ausgebildeten. 
Genau in diesen Kontext hinein spricht die Botschaft der Versöhnung. Im 2. Korintherbrief heißt es:  

"Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.

Aber das alles von Gott, der uns mit sich selber versöhnt hat durch Christus und uns das Amt gegeben, das die Versöhnung predigt. Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Laßt euch versöhnen mit Gott!"
Das braucht es in Chile zwischen den lutherischen Kirchen, die es immer noch nicht geschafft haben, sich nach über 40 Jahren zu vereinigen. 
Vielleicht ist es gut, sich Geschichten aus unterschiedlichen Perspektiven zu erzählen, Vielleicht hilft es, um den/die anderen zu verstehen und Trennungen zu überwinden.

Freitag, 24. Oktober 2014

Brasilianer in Puerto Montt in Chile

Lutherische Kirche in Puerto Montt
"Breno Dietrich hat mich konfirmiert", berichtet mit glänzenden Augen Rudolf, als ich ihm von meiner Begegnung mit Breno Dietrich in Brasilien erzähle. "Breno hat eine tolle Arbeit von 1978 bis 1983 hier bei uns gemacht. Er hatte einen guten Draht zu den Jugendlichen. Damals passierte in der Kirche in Puerto Montt noch viel. Leider hat sich das sehr verändert." Nach dem Militärputsch 1973 und der Kirchenspaltung der lutherischen Kirche 1974 hatten es die Gemeinden, die sich von der alten lutherischen Kirche (IELCH) trennten, schwer, Pfarrer zu bekommen. In Puerto Montt und Valparaiso war es noch ein bisschen ander. Erst Anfang der 90er Jahre hatten sie sich der ILCH angeschlossen. In Puerto Montt wollte man die bis dahin guten Beziehungen nach Deutschland nicht gefährden. Insbesondere wollte man nicht in Gefahr gehen, keine Pfarrer mehr zu bekommen. Durch Vermittlung des kirchlichen Aussenamtes gelang es damals, mit der IECLB in Brasilien einen Vertrag zu schließen, dass barsilianische lutherische Pfarrer nach Chile gingen, um die Gemeinde in Puerto Montt und teilweise auch in Valparaiso zu versorgen. Die Erfahrungen insbesondere mit Breno Dietrich, der später als theologischer Mitarbeiter im GAW in Leipzig arbeitete, waren gut. Heute ist es schwieriger mit der Pfarrversorgung. Und es wird wohl noch schwieriger werden, denn aus der ILCH selbst kommt kein Pfarrernachwuchs. "So einen wie Breno bräuchten wir hier!" sagt Rudolf.
Das Thema Theologenausbildung wird in den kleinen lutherischen Kirchen noch eine große Heruasforderung sein. Das wäre ein gutes gemeinsames Projekt beider Kirchen, die es schwer haben, sich wieder zu vereinigen. Hier muss man zusammenarbeiten, wenn es weiter lutherische Präsenz geben soll.
Auch zum GAW gibt es eine lange Beziehung. Nach dem schweren Erdbeben im Jahre 1960 war Puerto Montt stark zerstört. Auch die lutherische Kirche war betroffen. Das GAW half damals sehr, die Kirche wieder aufzubauen.

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Gottesdienst an der EST

Der Präsident des GAW hält die Predigt 

Jeden Mittwoch Vormittag trifft sich die Studierendengemeinde auf dem Campus der Theologischen Fakultät der EST in São Leopoldo zum Gottesdienst. An diesem Mittwoch predigte Dr. Wilhelm Hüffmeier, Präsident des GAW. Er war in den 70er Jahren Dozent für Neues Testament an der EST. Es war das erste Mal nach diesen Jahren, dass er hier wieder einen Gottesdienst mitgestalten konnte. Und so war es nicht verwunderlich, dass viele seiner ehemaligen Kollegen anwesend waren und seinen Worten mit Freude und vielen Erinnerungen folgten. Und besonders schön war es, dass junge Theologen der EST die Liturgie übernahmen: Evandro, Renato und Eder. Sie alle waren Stipendiaten des GAW. 
In der EST ist es üblich, dass die Studierenden die Gottesdienste der Fakultät liturgisch mit ausgestalten. sie werden dabei begleitet von den Professoren für praktische Theologie der Fakultät. In den vergangenen Jahren war die liturgische Erneuerung ein wichtiger Punkt für Reformen im Gottesdienst der IECLB. Viele neue geistliche Lieder entstanden. Dazu passt die Beteiligung der Musikstudenten der EST an der musikalischen Ausgestaltung des Gottesdienstes. Vor einigen Jahren wurde diese wichtige Arbeit vom GAW unterstützt.

Theologieausbildung in der lutherischen Kirche Brasilien

Gespräch in der EST São Leopoldo
Zur lutherischen Kirche Brasiliens (IECLB) gehören drei Theologische Fakultäten. Aus unterschiedlichen Gründen entstanden sie. Die älteste Ausbildungsstätte für Theologen, die in den Pfarrberuf wollen, befindet sich in São Leopoldo. Sie ist von der lutherischen Kirche gegründet worden. 110 Studierende haben sich für den Studiengang evangelische Theologie eingeschrieben. Insgesamt studieren über 800 Studierende auf dem sog. Spiegelberg. Die Ausbildungszweige haben sich ausdifferenziert. So gibt es neben einer Krankenpflegeausbildung auch eine ausblidung zum Musiktherapeuten. Seit 2001 hat die EST ihre staatliche Anerkennung, ebenso wie die FLT.
Gespräch in der FLT - Sao Bento
Gespräch in der FATEV - Curitiba
Anders verhält es sich in São Bento do Sul - 120 km von Curitiba entfernt im Bundesstaat Santa Catarina. Die FLT blickt auf eine längere Geschichte zurück, deren Anfänge mit dem Gnadauer Missionar Pfeiffer vor 85 Jahren begannen. Intensive Bibelseminare gab es seit Beginn. Daraus gründete sich die pietistisch geprägte Gemeinschaftsbewegung MEUC. MEUC will in der Kirche und mit der Kirche wirken, allerdings nicht unter ihr. Seit 2001 hat die FLT die staatliche Anerkennung. Neben einem einjährigen Bibelseminar, an dem ca. 35 junge Menschen teilnehmen, werden ca. 75 Studierende zum Prediger der Gemeinschaftsbewegung MEUC, zum Missionar oder Pfarrer der Kirche ausgebildet. Inzwischen kommen 10% der brasilianischen Pfarrer der Kirche aus dem Ausbildungsgang der FLT.
Die Fakultät FATEV in Curitiba (Bundesstaat Paraná) vom "Movimento Encontrão" getragen. Sie ist Teil der Evangelischen Allianz in Brasilien. Nach intensiven Diskussionen innerhalb der Kirche wurde die Ausbildung zu Missionaren der Kirche in Curitiba genehmigt. In der Regel wird der Unterricht abends gegeben. Die Ausbildung dauert zwei Jahre. Leider gestaltet sich die Beziehung zwischen der FATEV und der IECLB nicht immer spannungsfrei. 

Die IECLB hat als eine ihrer drei Prioritäten die Sorge um die Ausbildung der Theologen benannt und damit deutlich gemacht, wie sehr es ihr am Herzen liegt, eine gute und qualitativ hochwertige Ausbildung für den Pfarrberuf und der Ausbildung zum Missionar zu gewährleisten. Dafür will sie den Dialog mit den Fakultäten verstärken. Auf Grund ihrer unterschiedlichen Gründungen, Prägungen und Struktur ist das eine große Herausforderung. Es ist zu wünschen, dass zum Wohle der Einheit der Kirchen eine gute Gesprächskultur sich entwickeln möge.


Mittwoch, 22. Oktober 2014

Die Saat der Tränen - Nova Vida

"Ich habe ein Jahr um meine Kirche geweint", erzählt bewegt Elma Strassburg aus der lutherischen Kirchengemeinde Nova Vida in São Leopoldo im Stadtteil Arroio de Manteiga. "Denn ich konnte jahrelang meine Kirche nicht mehr betreten." Elma berichtet davon, wie eine fanatisierte charismatische Gruppe aus der Gemeinde quasi über Nacht im Jahr 2005 das Kirchengebäude übernommen hat. Der größte Teil der Gemeinde verlor ihre geistliche Heimat. "Das war nicht mehr meine Gemeinde!" sagt Elma. "Sie rissen das Kreuz aus der Wand und warfen es weg. Kerzen und Blumen verschwanden. All das war nach ihrer Meinung Teufelswerkzeug." Pfarrer Airton Zitzke berichtet dann weiter, wie diese Gruppe - in der Regel jüngere Mitglieder der Gemeinde - in den sieben Jahren, in denen sie die Kirche besetzt hatten, das Kirchgebäude und den Gemeindesaal verkommen ließen. Zusätzlich - und das sei das Schlimmste gewesen - hat die Spaltung Spannungen in die Familien hinein getragen. "Vertrauen zwischen den Familien wieder zugewinnen ist sehr schwer", sagt Airton. 
Nach sieben Jahren hat es dann die Kirche endlich geschafft durch rechtsanwaltliche Hilfe, das widerrechtlich an sich genommene Kirchengebäude wieder zubekommen und der lutherischen Gemeinde zurückzugeben. Bis dahin trafen sich die Gemeindemitglieder in Wohnhäusern. "Nach der Rückgabe haben wir das Kreuz hinter der Kirche beim Müll wiedergefunden, hergerichtet und in der Kirche wieder angebracht," sagt Airton. 
Man spürt die Verletzungen, die die Gemeindemitglieder mit sich tragen. man spürt aber auch die Hoffnung, dass die Tränen neues Leben aufblühen lassen.
Im neuen Projektkatalog will das GAW helfen, das das gelingt!

Dienstag, 21. Oktober 2014

Wiedersehen mit ehemaligen GAW-Stipendiaten in Saol Leopoldo

GAW-Stipendiaten mit Vertretern der OGA und des GAW
Robson ist Pfarrer in Dois Irmãos im Bundesstaat Rio Grande do Sul und inzwischen stellvertretender Synodalpfarrer. 1997/8 war er Stipendiat des GAW in Leipzig. Renato macht sein Vikariat in Novo Hamburgo im selben Bundesstatt. Im August begann es. Renato war 2008/9 in Leipzig. Und Eder schreibt gerade an seiner Masterarbeit über die Geschichte des lutherischen Kirchbaus in Brasilien. Er profitiert von seinen erworbenen Deutschkenntnissen beim Schreiben seiner Arbeit, denn wesentliche Literatur gibt es nur in deutscher Sprache zu seinem Thema. Eder studierte 2010/11 in Leipzig.
In der Zentrale der OGA gab es ein Wiedersehen mit den ehemaligen GAW-Stipendiaten und einen Austausch über die gemachten Erfahrungen. Alle äußerten sich zufrieden und dankbar für diese Möglichkeit, die sie erhalten haben durch das GAW.
Jährlich können neun Studierende aus den Partnerkirchen des GAW für ein Jahr in Leipzig Theologie studieren. 
Das GAW hat seit der Existenz des Studien- und Stipendienprogramms die Beziehungen in die Partnerkirchen intensivieren können. Zahlreiche ehemalige Stipendiaten haben inzwischen wichtige Funktionen in ihren Kirchen. Aufgabe des Programms ist die Förderung der Partnerkirchen durch Ausbildungshilfe mit dem Ziel, die protestantischen Stimmen innerkirchlich und weltweit in ökumenischer Ausrichtung zu stärken.

Recht auf Leben für indigene Minderheiten in Brasilien

Pastorin Renate Gierus von COMIN
Die Zentrale des Inidianermissionsrates COMIN der brasilianischen lutherischen Kirche (IECLB) ist in Sao Leopoldo. COMIN wurde 1982 mit dem Ziel geschaffen, indigenen Gemeinschaften politische und institutionelle Unterstützung zu gewähren und gleichzeitig die Kirchenleitung über die Situation der indigenen Minderheiten zu informieren. Damit bekennt COMIN auch, dass die Lutherische Kirche in Brasilien Anteil hat an der Schuld der Christen gegenüber indigenen Völkern. Zum Zeichen der Versöhnung stellt sich die Kirche in Brasilien heute an ihre Seite und kämpft mit ihnen für ihre Rechte. "Das ist nicht immer einfach in unsere Kirche", bekennt die Leiterin von COMIN, Pastorin Renate Gierus. "Denn unsere Kirche ist eingebunden in die Probleme, die die indigenen Gemeinschaften betreffen. Es geht z.B. um Landrechte und damit automatisch um Konflikte mit Kleinbauern oder auch Großgrundbesitzern. Wie soll mit Land umgegangen werden, dass Bauern schon lange bewirtschaften aber eigentlich Indianerland ist?" Es ist deutlich, dass hier erhebliches Konfliktpotenzial liegt. COMIN unterstützt die indigenen Gemeinden bei solchen Landfragen, aber auch im Bereich der Landwirtschaft und in Bildungs- und Gesundheitsfragen. Die indigenen Gemeinschaften sollen gestärkt werden und ihre Eigenständigkeit erhalten bleiben. "Wir sind auch dafür da, Anwalt zu sein für die indigenen Gemeinschaften, um ihnen zu zeigen, dass sie ein Recht haben, auf ihre traditionelle Art zu leben. Wir wollen ihr Recht auf selbstbestimmtes Leben schützen", sagt Renate. "So verstehen wir auch Mission. Wir wollen Zeugnis abgeben für dieses Recht auf Leben. Gott ist auch an ihrer Seite. Er will ihr Leben - genau wie unser Leben. So nehmen wir teil an der Sendung Gottes in diese Welt - an der Missio Dei!"
Es gibt in ganz Brasilien nach der Volkszählung aus dem Jahr 2010 305 unterschiedliche indigene Völker mit etwa 896.000 Indigenen. 
Das GAW unterstützt zwei Projekte von COMIN. Dabei geht es um Wasseraufbereitungsanlagen für die indigene Gemeinschaft der Deni. Desweiteren werden Fortbildungskurse unterstützt. 

Montag, 20. Oktober 2014

Obra Gustav Adolfo do Brasil

Der Präsident des GAW im Gespräch in der OGA
Seit 170 Jahren ist das GAW ein verläßlicher Partner der lutherischen Kirche in Brasilien. Kaum eine Gemeinde hat nicht schon einmal eine Unterstützung des GAW erhalten. "Wir sind dem GAW dankbar für die Verläßlichkeit und Treue", betont Generalsekretär Martin Volkmann, der in diesem Jahr für weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt wurde. "Und dankbar sind wir für die direkte, einfache und in der Regel unbürokratische Hilfe, die die lutherische Kierche vom GAW erhält." Seit über 100 Jahren gibt es ein eigenständiges brasiliansiches GAW. Es sammelt am 1. Advent in der ganzen Kirche für eigene Projekte in Brasilien. dazu gibt es auch je eine Konfirmanden- und Kindergabe. Die Initiative der Gründung eines eigenen GAW ging von einem längeren Besuch des Generaslekretärs des GAW aus, der damals riet, eine solche Initiative zu organisieren, um die innerlutherische Solidarität und das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. denn die lutherischen Gemeinden sind stark kongregationalistisch geprägt. Auch heute scheint das eine wesentliche Herausforderung der Kirche zu sein: zur Stärkung der Einheit der Kirche gehört eine gemeinsam entwickelte Solidarität miteinander. Die Kirchenleitung hat das erkannt und bemüht sich darum.

Wiedergewinnen von Hoffnung - Drogenrehazentrum in Sao Bento

Das Stoppschild ist nur von der Rückseite zu erkennen. Es passt aber wunderbar zu dem anderen Schild von CERENE, dem Zentrum zur Wiederherstellung einer neuen Hoffnung - Für ein Leben ohne Drogen. CERENE ist ein Drogenrehabilitationszentrum der lutherischen Gemeinschaftsbewegung MEUC der IECLB in Sao Bento do Sul. Für 55 Menschen, die einen Entzug hinter sich haben, bietet das Zentrum für 180 Tage die einmalige Chance, aus dem Teufelskreislauf der Drogenabhängigkeit auszusteigen. Das ist nicht einfach. "In staatlichen Einrichtungen schaffen es lediglich 12%, völlig von den Drogen frei zu kommen. Bei uns sind es immerhin 35%", berichtet der Leiter des Zentrums, Sozialarbeiter Müller. Dabei ist das intensive Arbeiten in Gruppen- und Einzelsitzungen, Arbeitstherapie und Bibelstunden Teil eines dichten Tagesablaufes. "Alle, die zu uns kommen, haben die Chance, sich mit sich und ihrer Situation intensiv auseinanderszusetzen und sich mit den Schattenseiten ihres Lebens zu konfrontieren. Dabei sind sie nicht allein gelassen. Wie der barmherzige Samariter versuchen wir die, die den Drogen zum Opfer gefallen sind, zu helfen," sagt Müller. 
CERENE-Zentrum
Der barmherzige Samariter
Crack ist eine der Drogen, mit deren Auswirkungen sich die Mitarbeiter von CERENE beschäftigen müssen. Sie ist billig zu haben und macht sofort abhängig: Einen "Hit" bekommt man schon für den Preis eines Schokoriegels. Viele Abhängige rauchen mehr als ein Dutzend Mal am Tag Crack.Es sind erschreckende Zahlen: Brasilien ist der weltweit größte Verbraucher von Kokain und Crack. In den letzten zehn Jahren hat es einen regelrechten Crack-Boom im Land am Zuckerhut gegeben. Ob der Kampf gegen diese Droge hoffnungslos ist? In CERENE ist man fest davon überzeugt: Hoffnung wiederzugewinnen ist möglich. Dafür steht die Botschaft der Bibel. Sie will die Hoffnungslosigkeit stoppen.

Sonntag, 19. Oktober 2014

Eine Kirche für Colombo - mit Hilfe des GAW!!!

In Colombo in der Nähe Curitibas wurde in den Jahren 2004/5 mit Hilfe des GAW diese Kirche erbaut. Inzwischen hat sich
durch den sichtbaren und schönen Kirchbau die Gemeinde gefestigt. 30 Familien gehören inzwischen dazu, Nach und nach
kommen auch rein brasilianische Familien. "Wir sind dem GAW sehr dankbar für die erhaltene Hilfe. Das hat uns sehr geholfen!" sagt der Gemeindepräsident.





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Die HimmelHimmelfahrtsgemeinde in Curitiba / Brasilien

Himmelfahrtsgemeinde in Curitiba
"Wir machen immer erst weiter mit unserem Kirchbau, wenn wieder Geld da ist", berichtet Doris Zimmermann von der "Himmelfahrts-Gemeinde" in Curitiba. Sie liegt im Norden der 3 Millionen Stadt. Seit den 80er Jahren gibt es diese Gemeinde in einem schön gelegenen Wohngebiet. "Leider fehlen uns die jungen Leute", sagt Doris. "Die meisten Gemeindemitglieder sind älter." Gerade deshalb hat sich die Gemeinde vor 10 Jahren entschlossen, einen neuen und einladenden Kirchenneubau zu beginnen. Vor acht Jahren konnte begonnen werden. 350 Familien gehören zur Gemeinde. Ca. 800 getaufte Mitglieder sind das insgesamt. Zwei weitere Predigtorte gehören zur Gemeinde.
Mit Gemeindemitgliedern im Gottesdienstraum
"Es ist wie ein Wunder, dass wir so weit inzwischen gekommen sind", sagt Doris, als wir in dem schönen neuen Gottesdienstraum sitzen. Glanzstück der Kirche sind die wunderbaren Kirchenfenster, die eine Künstlerin aus der Gemeinde nach den "Ich-bin-Worten"-Jesu nach dem Johannesevangelium gestaltet hat. Sie leuchten der Gemeinde entgegen und umhüllen sie, wenn sie in der Kirche sitzen.
Das GAW hat sich 2010 beim Kirchenneubau insbesondere beim Bau des Daches beteiligt. Auch das ein wunderbares Bild für die Arbeit des GAW: der Glaube braucht Dächer, damit er gestärkt werden kann von dem HERRN der Kirche, der spricht: ich bin der gute Hirte; ich bin der Weinstock; ich bin das Tor; ich bin das Licht der Welt. 
Und so geht die Gemeinde in Curitiba-Norte weiter in dem Vertrauen, dass ER dabei ist. "Denn nur wenn er dabei ist", so Doris, "dann haben wir Zukunft! Daran glauben wir. Daran bauen wir weiter!" Diese Gemeinde wird es schaffen, die Kirche fertig zu bauen.





Samstag, 18. Oktober 2014

Gemeinsam leben - gemeinsame Wege in Curitiba

Martin Lutherkirche Curitiba
Drei Predigtorte gehören zur lutherischen Gemeinde "El Salvador" in Curitiba. Insgesamt zählt die Gemeinde 756 Familien. D.h., dass ca. 1800 getaufte Mitglieder zur Gemeinde gehören. Es gibt ein reges Gemeindeleben. das zeigt sich auch an dem guten Gottesdienstbesuch. Mindestens 120 Menschen kommen jeden Sonntag. "Die Gemeinde hat sich überlegt, wie das Jahresthema der IECLB vor Ort umgesetzt werden kann: gemeinsam leben - gemeinsame Wege", sagt Pastor Alfredo Hagsma. Gemeinsam mit seiner Frau betreut er die Gemeinde. "In der Stadt - insbesondere einer fast 3 Millionstadt wie Curitiba - muss man andere Wege gehen", meint er. Die lutherische Kirche Brasiliens denkt intensiv darüber nach, wie sie Kirche in der Stadt sein kann. Sie hat noch häufig ländliche Prägungen.  "In der Stadt können Menschen schnell verschwinden, sich zurückziehen in die Anonymität. Auch in die Einsamkeit", sagt Alfredo. "Als Kirche sind wir gerufen, einerseits sichtbar und erkennbar zu sein. Deshalb ist ein nach außen sichtbare Kirche so wichtig. Ein Turm mit dem Namensschild der IECLB muss zeigen: Hier sind wir. Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl." Dann ergänzt er aber: "Um unsere Kirchen aber mit Leben zu füllen, müssen wir losgehen. Wir müssen die Menschen aufsuchen, da wo sie leben. Hier gilt es unter der Woche Angebote zu machen." So haben sich etliche Hauskreise gebildet und aus ihnen heraus Gemeindeleiter, die die Beziehung und Kommunikation stärken. "Letztlich" - so meint Alfredo - "müssen wir besonders in der Stadt das machen, was Jesus tat: losgehen und hingehen zu den Menschen, sie da aufsuchen wo sie leben. Wir müssen Menschen in der Einsamkeit der Großstadt eine lebendige Gemeinschaft bieten, die eine Orientierung hat. Und die bietet das Evangelium von der Gnade Gottes!"

Wasserknappheit in Brasilien

In der Deutschen Welle wurde Mitte des Jahres über ein existentielle Problem berichtet, das sich scheinbar verschärft: In São Paulo und in der Umgebung wird das Wasser knapp. Monatelang hat es nicht richtig geregnet. Die Wasservorräte in den Stauseen, die für die Wasserversorgung angelegt wurden, neigen sich dem Ende. Nur noch ca. 10 Prozent ihres Gesamtvolumens sind mit Wasser gefüllt. Noch nie stand der Wasserspiegel so tief.
Schlechte Trinkwasserversorgung war lange Zeit ein Problem der Elendsviertel in Brasiliens Großstädten. Das ändert sich jetzt. Alle sind betroffen. Um einen Ausgleich zwischen Regen- und Trockenzeit zu schaffen und der steigenden Wassernachfrage der boomenden Metropole São Paulo gerecht zu werden, wurden vor 40 Jahren die Stausseen gebaut. Ernsthafte Engpässe gab es bisher nie. Es gibt inzwischen immer mal wieder Wasserausfälle, z.B. in Schulen und Krankenhäusern. Schuld sei die anhaltende Dürre, verteidigen sich die Verantwortlichen. Tatsächlich fiel gleich in mehreren Monaten nur ein Drittel der erwarteten Regenmenge. Im Vergleich zu den vorherigen Jahren regnete es zwischen Januar und Juli 2014 etwa 40 Prozent weniger. Stadtverwaltungen und Landesregierung ermahnen die Bewohner seit Monaten zum maßvollen Umgang mit der Ressource. 
Weniger als zehn Prozent des Trinkwassers werden direkt in den Privathaushalten verbraucht. Der mit Abstand größte Konsument ist die Landwirtschaf. Sie verschlingt 70 Prozent des verbrauchten Wassers. Moderne Bewässerungssysteme auf den Feldern könnten den Wasserverbrauch womöglich viel stärker senken. 
Dabei wäre das vielleicht gar nicht nötig. Die Stauseen könnten trotz geringer Niederschläge voller als zur Zeit sein. Unmengen an aufbereitetem Wasser gehen verloren, bevor sie überhaupt durch Brasiliens Wasserhähne fließen. Im Landesdurchschnitt sind es mehr als 35 Prozent, die unter anderem durch lecke Leitungen versickern oder auf dem Transportweg verdunsten. 
Probleme auf Verwaltungsebene und fehlende Investitionen tragen neben Klimafaktoren zur aktuellen Situation bei. Die Regierung von São Paulo hat einen Notfallplan ausgetüftelt, um einen Totalzusammenbruch der Wasserversorgung vorerst zu umgehen: Derzeit wird Wasser aus tieferen Schichten der Reservoire gepumpt. Mit dem zusätzlich geförderten Wasservolumen sei man bis November versorgt - so heißt es. Sollte sich der Wasserstand des Stausees bis dahin nicht regeneriert haben, könnten weitere Wasserreserven mobilisiert werden, die bis März 2015 reichen würden. Was danach passiert, ist ungewiss.

Freitag, 17. Oktober 2014

Leben in São Paulo

rechts Pastor Schünemann
Megastädte wie São Paulo sind gigantisch, unübersichtlich, laut, dreckig und noch mehr. Manchmal vermitteln sie das Gefühl: Wenn Freizeit, dann schnell raus und einen Ort der Ruhe und Entspannung suchen. Megastädte haben oft genug auch Megaprobleme. In São Paulo fallen die vielen Armen, Bettler, Wohnungslosen auf. Oft liegen sie einfach am Strassenrand und an Brücken. Was hat das noch mit Menschenwürde zu tun? 
Ein Blick von dem über 30-stöckigen Bankenhochhaus im Stadtinneren lässt einen auf ein riesiges Hochhausmeer schauen.
"Lebst Du gerne hier", frage ich Pastor Rolf Schünemann. Und wie selbstverständlich antwortet er sofort: "Ich hätte keine Lust, woanders zu leben!" Er hat den Vorteil, schon länger hier zu sein. er kennt den Rhythmus der Stadt. er weiß, wie man sich zu bewegen hat. er kennt die Flüche dieser Stadt - aber auch ihre guten Seiten. "Du erkennst erst bei näherem Hinschauen die Schönheit der Stadt", sagt Carlos. "Dafür brauchst du Zeit. Und es ist auch entlastend, wenn man nicht jeden grüßen muss und jeden eventuell kennt. Mir geht es so, wenn ich dann zufällig einen Bekannten oder Freund auf der Strasse treffe, dann hat diese Begegnung eine besondere Qualität. Sie ist wie ein Lichtblick, der in mein Leben strahlt. Dieses Gefühl möchte ich nicht missen. Das habe ich nur hier erlebt!"
Und er ergänzt: "Wir sind als Kirche gerufen, uns auch den Megaproblemen zu stellen: nicht wegzuschauen, uns um die Opfer der Stadt zu kümmern - nach unseren Kräften." 

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Es geht um die Einheit der Kirche

Synode der IECLB 2014 in Rio Claro
Kirchenpräsident Nestor Friedrich
200 Millionen Menschen leben in Brasilien, diesem riesengroßen Land. Es hat so viele unterschiedlich geprägte Regionen vom Süden bis zum Norden. Die Entfernungen sind immens. Kulturelle, traditionelle, soziale, ökonomische Unterschieden gilt es im Blick zu haben. Sie sind Teil auch der lutherischen Kirche Brasilien (IECLB). In allen Bundesstaaten ist die Kirche präsent. Es gibt aber auch hier große Unterschiede: In Brasil-Central gehören lediglich 4.000 Mitglieder zu dieser Regionalsynode. In Vale de Itajai sind es dagegen 86.000 Mitglieder. Insgesamt hat die Kirche nach eigenen Angaben 671.389 eingeschriebene Mitglieder.

Mit Recht betont Kirchenpräsident Nestor Friedrich: „Eine unserer zentralen Herausforderungen ist es in allen Bereichen, die Einheit der Kirche im Blick zu behalten und sich darum zu sorgen.“ In einer Kirche mit 18 verschiedenen Synoden, die jede auch ihre gewissen Eigenheiten und Prägungen haben, ist es deutlich, dass darauf immer wieder hingewiesen werden muss. In seinem Bericht vor der Synode ging Friedrich noch einmal auf das Jahresthema der Kirche ein: „gemeinsam leben – gemeinsame Wege“ Das Jahresthema 2014 soll helfen, gemeinsam an der eigenen lutherischen Identität zu arbeiten. Die Gemeinden sind aufgefordert, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und nach konkreten Umsetzungen zu suchen. Hier knüpft sich eine weitere Herausforderung an: Wie kann man lutherische Kirche in der Stadt sein als Kirche, die aus einer ländlichen Tradition kommt. Hier gilt es immer wieder neu nach dem missionarischen Zeugnis der Kirche zu fragen, das in einer Großstadt anders ist als in ländlichen Regionen mit gewachsenen Sozialstrukturen.
Drei wesentliche Prioritäten benennt Friedrich für die IECLB: 1. Stärkung der theologischen Ausbildung der Pastorenschaft; 2. Fortbildung der PastorInnen; 3. Stärkung der engagierten Laien. Diese drei Prioritäten sollen helfen, eine gemeinsame Identität zu stärken in Brasilien, in dem es seit 190 Jahren lutherische Präsenz gibt.

viDas em comunhão – gemeinsames Leben/gemeinsame Wege

Nestor Friedrich
Eröffnungsgottesdienst
der Synode der IECLB
Gelebte Gemeinschaft, die miteinander lebt und miteinander Wege (viDas em comunhão) sucht und geht, das war bei der Eröffnung der Synode der IECLB in Rio Claro im Bundesstaat Sao Paolo zu erleben. Das betonte auch Kirchenpräsident Nestor Friedrich in seiner Predigt zur Eröffnung der Synode, indem er auf die 190-jährige gemeinsame Geschichte der Lutheraner in Brasilien betonte und unterstrich, dass die Kirche die Aufgabe hat, gemeinsam miteinander Wege zu finden für das gemeinschaftliche Leben in der brasilianischen Kirche. Das geht jedoch nicht, indem man sich selbst genügt, sondern aus sich herausgeht, so wie es der Prophet Jeremia schreibt: Suchet der Stadt Bestes! (Jeremia 29,7) Das will und muss die lutherische Kirche tun in einer Gesellschaft, die das lutherische Zeugnis braucht. Es gibt so viele Herausforderungen, wie die erlebte Gewalt, die großen sozialen Unterschiede, die schlechte Krankenversorgung für viele, die schlechte Schul- und Berufsausbildung.
„Wir haben in unserer Gesellschaft das Wort der Gnade Gottes zu verkündigen und zu leben“, sagt Friedrich. „Nur so ist gemeinsames Leben möglich!“
viDas em comunhão - so lautet das Motto der IECLB für das Jahr 2014. In jedem Jahr gibt sich die Kirche ein Thema vor, das gemeinsam reflektiert werden soll in allen Gemeinden. Es soll damit auch die Identität und den Zusammenhalt der Kirche schärfen.

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Die lutherische ABCD-Gemeinde in São Paulo

"Ohne die Hilfe des GAW hätte unsere Kirche nicht gebaut werden können!" berichtet Pastor Carlos Muskopf von der ABCD-Gemeinde in São Paulo. Der Grundstein der Kirche wurde 1968 gelegt. Neben dem Engagement des GAW war die Hilfe von "Brot für die Welt" wichtig. Sie förderte die Errichtung eines sozial-diakonischen Zentrums. Inzwischen wird diese diakonische Arbeit der Gemeinde weitgehend vom Staat finanziert. 20 Mitarbeitende betreuen Kinder aus schwierigen Verhältnissen. Sie kommen mit zum Teil schwierigen traumatischen Störungen, Lernschwierigkeiten etc. Hier ist eine lebendige Gemeinde gewachsen, die sich auch weiterentwickelt hat. Inzwischen kommen aus dem rein brasilianischen Kontext neue Mitglieder: "Genau das ist unsere einzige Chance, als Kirche zu wachsen. Und häufig sind es ehemalige Katholiken, die eine Zeit lang bei einer Pfingstkirche waren und nach einer Enttäuschung dann bei uns gelandet sind", sagt Carlos und er betont: "Wir dürfen nicht unter uns allein bleiben. Wir müssen gemeinsam Kirche sein!"
Zur ABCD-Gemeinde gehören ca. 680 Mitglieder. Ca. 75 kommen sonntags in den Gottesdienst.
Was Ende der 60er Jahre begann hat sich segensreich entwickelt - auch dank des GAW!

Zuflucht in der Martin-Luthergemeinde in São Paulo

Lutherkirche mit leerem Wohnhaus
Einmal in der Woche versammelt sich in der Martin-Luthergemeinde in São Paulo eine ganz besondere Gemeinde: Ca. 120 Wohnungslose versammeln sich, um miteinander zu beten, zu essen und zu arbeiten. "Diese Gottesdienstgemeinde ist größer als die, die sonntags kommt", berichtet Pastor Carlos Radinz, der seit fünf Jahren mit einem Pfarrkollegen die Gemeinde leitet. Zu der Gemeinde gehören ca. 600 Familien und drei weitere Predigtorte. Ca. 70 Gottesdienstbesucher kommen am Sonntag.
Pastor Carlos Radinz und Dr. Hüffmeier
Die Martin-Luther-Kirche hat nun eine besondere Herausforderung: Direkt neben ihr steht ein 20-stöckiges leeres Hochhaus. Ursprünglich haben hier Staatsangestellte gearbeitet. Jetzt ist es leer. Vor und in dem Haus haben sich Wohnungslose eingefunden. Ebenso gegenüber der Kirche in deinem roten Haus. Dort ist groß zu lesen, wer das Haus besetzt hält: "Frente de la lucha por ubicación" (Bewegung für den Kampf auf Wohnraum). Gleich dahinter steht ebenso eine große Hausruine. Und das alles inmitten des Stadtzentrums. "Das Problem ist, dass es genügend Wohnraum geben müßte, wenn er entsprechend hergerichtet wäre", sagt Carlos. "Nur haben oft die Besitzer kein Interesse daran." Insgesamt schätzt Carlos, dass für 1 Millionen Menschen ein würdiger Wohnraum fehlt in dieser Megastadt, zu der 11,3 Millionen Einwohner zählen. Für den Großraum schätzt man mindestens 20 Millionen Menschen.
Die Arbeit mit den Wohnungslosen ist fester Bestandteil der Gemeindearbeit. Es gab nur wenig Widerstand. Inzwischen engagieren sich einige in dieser Arbeit. Ein Jugendlicher der Wohnungslosen ist ebenso aktives Gemeindemitglied. Selbst machen sie im Gemeinderaum unter Anleitung Bastelarbeiten, die wiederum verkauft werden.
Über dem Altarraum steht passend zu dieser Arbeit der Bibelvers: "HERR unser Gott: Du bist unsere Zuflucht für und für!" 

Dienstag, 14. Oktober 2014

Wachstum und Wohlstand in Brasilien? Besuch in Brasilien

Lutherischer Gottesdienst in Palmas/Brasilien
Im Oktober besuchen der Präsident des GAW Dr. Hüffmeier und der Generalsekretär Enno Haaks Brasilien. Neben Besuchen der theologischen Ausbildungsstätten, Teilnahme an der Generalsynode der lutherischen Kirche werden auch vom GAW unterstützte Projekte besucht. U.a. auch in Sao Paulo. 
Die brasilianische Gesellschaft hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Rund 30 Millionen Menschen haben in Brasilien in den vergangenen 15 Jahren den Sprung aus der Armut geschafft. Knap 53% der 197 Millionen Brasilianer gehören der neuen Mittelklasse an. Jährlich wächst diese Bevölkerungsschicht um etwa 4% - und damit schneller als die Gesamtbevölkerung des riesigen Landes. In Brasilien gilt man zur Mittelschicht gehörig, wenn man monatlich ein Durchschnittseinkommen zwischen 355 und 1520 Euro zur Verfügung hat. Interessant ist es, dass Favela-Bewohner heute in Brasilien rund 2/3 der neuen Mittelklasse stellen. Das zieht natürlich Veränderungen nach sich in der Struktur einer Favela. Auf einmal werden gewachsene Favelas interessant für Ansiedlung von Geschäften. Die soziale Struktur wandelt sich. Oft nimmt die Gewalt und der Konsum von Drogen und Alkohol ab. Insofern gibt es durchaus positive Aspekte des Wachstums der vergangenen Jahre - auch wenn die Wirtschaftskraft des Landes spürbar nachgelassen hat. 
Spannend wird es sein, wie sich das Land nach der Fußball-WM und vor den Olympischen Spielen 2016 weiter entwickeln wird. Wird es bei der Vorbereitung auf Olympia auch wieder zu massenhaften Protesten kommen? Hier ging es wesentlich um die Nöte im Gesundheits- und Bildungssektor und in der Verbesserung der Infrastruktur.
Die lutherische Partnerkirche ist Teil des gesellschaftlichen Wandels in dem Land. Wie positioniert sich die Kirche dazu in Brasilien? Welche Themen beschäftigt sie derzeit? Was sind die Freuden und Sorge der brasilianischen lutherischen Kirche? Das sind Fragen, die der Präsident und der Generalsekretär mit auf ihre Reise nehmen werden.

Montag, 13. Oktober 2014

Dia de la Raza - der 12.Oktober in Lateinamerika und Spanien

„Gut wäre es einen „Día de la Raza“ zu feiern“, dachte 1913 auf der Ibero-Amerikanischen Konferenz ein spanischer Minister. Man wählte dafür den 12. Oktober, den Tag, an dem Kolumbus „Amerika entdeckte“. Bis heute ist dieser Tag in allen lateinamerikanischen Staaten Nationalfeiertag. 
„Día de la Raza“– deutschen Ohren hören eventuell die ganze Geschichte einer verqueren Rassenideologie heraus. - Als ich den „Dia de la Raza“ zum ersten Mal in Chile miterlebte, hatte ich zwiespältige Empfindungen. Diese wurden bestätigt durch eine politische Debatte, die schließlich die Umbenennung in den „Tag der Entdeckung zweier Welten“, um auszudrücken, dass die Geschichte des amerikanischen Kontinents nicht mit Kolumbus begann. Hugo Chavez in Venezuela ließ den Tag umbenennen in den „Tag des indigenen Widerstandes“. In Spanien lebt man seine „Hispanidad“. In dem Armenviertel, in dem ich in Santiago de Chile arbeitete, wurde dieser Tag als „Tag der Amerikas“ zelebriet. Schüler gaben in ihren Darbietungen eine Vielfalt und Lebendigkeit der Völker und Staaten Amerikas wieder. Die große Sehnsucht dahinter: Es mögen doch alle eins sein.
Der Tag hat sich verändert. Und doch bleibt die Frage hinter der Entwicklung diese Tages: Was eint Menschen? Was eint einen Mapuche-Indianer mit einem spanischen Einwanderer? Was eint Guaranis mit italienischen Einwanderern? Die Sprache verbindet – aber nur bedingt. Wie kann man in einer multikulturellen Gesellschaft versöhnt zusammenleben? Wie kann es Gerechtigkeit und Teilhabe für alle geben? Wie kann man eine Gesellschaft des friedlichen Miteinanders bauen, in der es keine Parallelwelten gibt? 
Der Apostel Paulus schreibt im Galaterbrief: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ Dieser große Traum eint alle Menschen christlichen Glaubens. Es mögen alle eins sein. Keine Unterschiede mehr, kein oben oder unten, keine Ungerechtigkeit, sondern verbunden in einer Hoffnung von Gott, der will, dass alle eins seien! - Enno Haaks

Evangelische Gemeinde in Thessaloniki sucht Hilfe bei der Flüchtlingsarbeit


Mitglieder der Evangelischen Kirche deutscher Sprache in Thessaloniki suchen Personen und/oder Kirchgemeinden, die sie bei ihrer Arbeit mit Flüchlingen unterstützen. Folgende Bitte erreichte uns: "In unserer kleinen Nähwerkstatt werden von Flüchtlingen Taschen hergestellt. Jede Tasche ist ein Unikat und in liebevoller Handarbeit erstellt. Wir suchen in Deutschland Personen, die uns beim Vertrieb entweder auf Wohltätigkeitsbasaren oder mit Hilfe ihres sozialen Netzwerks unterstützen können. Der Erlös aus dem Verkauf der Taschen geht zu 100% in die Flüchtlingsarbeit. Verwaltungskosten entstehen keine. Alle Flüchtlinge, die an den Taschen arbeiten sind legal in Griechenland und haben keine Aussicht auf eine feste Arbeitsstelle." Wer Interesse hat kann sich per E-Mail bei Dorothee Vakalis oder Meike Sellin in Thessaloniki melden. Dort gibt es auch nähere Informationen zum Preis der Taschen, zum Versand usw. 

Toleranz für religiöse Minderheiten

"Kaiser Joseph II. von Österreich ist einst als Vorkämpfer des Liberalismus hoch geschätzt worden. 

Heute ist sein Wirken sehr umstritten. Der Sohn Maria Theresias hat unter der harten Regierung seiner Mutter sehr gelitten. 

Umso höher muss sein Einsatz für die private Freiheit der Religionsausübung und der bürgerlichen Rechte für Lutheraner, Reformierte und Orthodoxe bewertet werden. Daran hat er bis an sein Lebensende festgehalten und dieses Verdienst kann ihm niemand streitig machen." 

(Quelle: Sonne und Schild 2014 für den 13. Oktober)

Samstag, 11. Oktober 2014

Waldenserkirche am La Plata hilft syrischen Flüchtlingen

Präsident Mujica begrüßt die syrischen Flüchtlinge
Im Rahmen der Aufnahme von syrischen Flüchtlingen hat inzwischen auch Uruguay zugesagt, mindestens 120 Menschen, die vor der Gewalt im eigenen Land geflohen sind, aufzunehmen. Die ersten 42 Flüchtlinge sind angekommen. Insgesamt sollen 120 Personen durch das lateinamerikanische Land aufgenommen werden. Die erste Gruppe wurde in einem Rüstzeitheim der katholischen Kirche untergebracht. Zunächst werden sie hier eine Zeit bleiben und Spanischunterricht erhalten. Im Rahmen einer ökumenischen Initiative gemeinsam mit der katholischen Kirche hat die Waldenserkirche am La Plata mit Hilfe ihrer italienischen Schwesterkirche erste Hilfsleistungen übergeben. Es handelt sich um didaktisches Material zum Erlernen der Sprache und um Unterstützung für die Kinder mit den notwendigen Dingen für den Schulbesuch. Der Staat hat sich vorgenommen, die Flüchtlingsfamilien durch diese Initiativen zügig zu integrieren. Für die zweite Etappe der Integration, wenn die Flüchtlingsfamilien familiengerechte Unterkünfte bekommen, plant die Waldenserkirche eine zweite Hilfslieferung mit Matratzen, Kleidung und Haushaltseinrichtungen. „Wir wollen mit den Flüchtlingen in Kontakt bleiben, bei der Integration helfen und wenn möglich, einige in unserer Kirche integrieren, denn es sind auch evangelische Christen unter ihnen,“ sagt Carola Tron, Vizemodertorin der Waldenserkirche am La Plata. „Gottes Wort und seine Verheißung rufen uns heraus, dass wir uns an ihre Seite stellen.“

Freitag, 10. Oktober 2014

Synode der IERP in Argentinien

Carlos Duarte (4. von links)
Zum ersten Mal nach der Vereinigung mit den reformierten Gemeinden in Argentinien versammelt sich die diesjährige Synode der Iglesia Evangélica del Rio de la Plata (IERP) in der reformierten Gemeinde Tres Arroyos (Provinz Buenos Aires). „Das ist für uns ein bewegender Moment“, äußerte ein Kirchenvorsteher der Gemeinde. „Es ist für uns ein Zeichen der Solidarität und des Zusammenwachsens der Kirche aus zwei Traditionen!“
Vom 9.-12 Oktober berät die Synode der IERP. 180 Teilnehmer sind gekommen. Delegierte aus den 45 Gemeinden beraten über den Weg ihrer Kirche. Dabei stellt sich Kirchenpräsident Carlos Duarte der Wiederwahl. Diskutiert wird u.a. über den Pastorenmangel in der Kirche. Deshalb soll es ein neues Stipendienprogramm geben, um junge Menschen an Theologie zu interessieren und zu ermutigen.
Spannungsvoll wurde es, als auf den Bericht des Kirchenpräsidenten Duarte aus einer Gemeinde in Paraguay berichtet wurde, die versucht, sich gegen die Frauenordination zu stellen. Fundamentalistische Gruppen scheinen Einfluss in der Gemeinde gewonnen zu haben. Deutlich äußert sich Carlos Duarte dazu: „Seit 30 Jahren ordinieren wir Frauen in unserer Kirche. Das gehört zur Identität unserer Kirche und ist nicht verhandelbar! Es gibt genügend biblisch-theologische Aussagen, die das unterstreichen.“
Ein weiterer wichtiger Punkt der Aussprache betraf die Frage nach dem Umgang mit der Schöpfung und die Frage der Sojaproduktion in Paraguay, Uruguay und Argentinien. Das Anwachsen der Monokulturen hat schon jetzt erhebliche Auswirkungen auf die Länder. Auf der einen Seite bedeutet die Sojaproduktion kurzfristige wirtschaftliche Gewinne. Aber die Böden leiden massiv. Die Kirche hat sich hier deutlich positioniert, was auch zu Spannungen mit Gemeinden geführt hat, die im Grunde von der Sojaproduktion leben.

Carlos Duarte erhielt für seinen Bericht viel Zustimmung.

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Gottesdienst-Entwurf zum Martinstag

Am 11. November ist Martinstag! Das GAW hat einen Gottesdienst-Entwurf zur Feier des Martinstages herausgegeben. Sie finden die Anregungen zum Download auf der GAW-Internetseite. Viel Freude bei der Vorbereitung! 

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Terrorgruppe IS zerstört symbolträchtige armenische Kirche in Syrien

Am 21. September 2014, dem Armenischen Tag der Unabhängigkeit, haben IS-Terroristen die armenische Saint Martyrs Church in der syrischen Wüste Deir el-Zor zerstört. Darüber informiert in einem Bericht vom 1. Oktober 2014 der Pfarrer der Armenischen Evangelischen Kirche in Aleppo. Die Kirche ist ein Mahnmal, das an den Völkermord an den Armeniern  im Jahre 1915 erinnert und war Pilgerstätte für tausende Armenier, die in Syrien leben. In der Wüste Deir el-Zor starben 1915 hunderttausende Armenier in Todeslagern. Weitere Informationen und Reaktionen von armenischer Seite finden Sie hier.  Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) verurteilte diesen Terrorakt und bekundete ihre Solidarität mit den armenischen Christen.

Das GAW hat nun schon zum vierten Mal ein Hilfsprojekt für die evangelischen Christen in Syrien - insbesondere in Aleppo, Homs und Kessab aufgelegt. Die reformierten Christen werden ermutigt zu helfen!
Es ist wichtig, dass wir als GAW uns solidarisch an die Seite der bedrohten evangelischen Minderheit stellen!

Dienstag, 7. Oktober 2014

Lutherische Schule in Kolumbien sucht Austausch mit Schule in Deutschland

Luth. Schule in Bogotá
"Unsere lutherische Schule Sogamoso in Boyacá sucht einen Kontakt zu einer Schule in Deutschland, um die Möglichkeit eines Austausches zu haben," schreibt uns Bischof Eduardo Martinez von der lutherischen Kirche in Kolumbien. "Für unsere Schüler wäre das ein wichtiges Punkt, sich weiterzuentwickeln." Das GAW ist um Mithilfe gebeten. Wer ein Gymnasium kennt, das an einem solchen Austausch interessiert ist, melde sich bitte in der Zentrale des GAW in Leipzig!
Die lutherische Kirche in Kolumbien ist Trägerin von vier Schulen mit insgesamt 2.200 Schüler. Die Kirche selbst hat in 16 Gemeinde lediglich 2.500 Mitglieder. Eine große Verantwortung für eine kleine Diasporakirche in dem stark katholisch geprägten Land!
Die Schulen wurden in den 40er und 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts gegründet. Damals war es notwendig insbesondere für die Gemeindemitglieder Schulen zu haben, die für ihre Kinder eine andere alternative Schulausbildung wollten. Das war notwendig, denn in den Jahren war es für Protestanten in dem intoleranten katholisch geprägten Kolumbien sehr schwer.
Derzeit sind alle vier Schulen in einem Interessenverbund der Kirche zusammengeschlossen, der CELCOS (Colegios Evangélicos Luteranos de Colombia). Die größte Schule befindet sich in Bogotá mit ca. 900 Schülern, gefolgt von der Schule in Sogamoso in Boyacá mit ca. 400 Schülern. Die Schulen in Cocuy und Paz de Ariporo sind dagegen klein und bieten ca. 130 Schülern einen Ort zum Lernen.
Die Kirche will heute mit diesen Schulen der Gesellschaft dienen und Zeugnis geben vom Evangelium, und dass gerade die lutherische Kirche daran interessiert ist, eine gute Schulausbildung zu garantieren, die geleitet ist von den Werten des Evangeliums.

Montag, 6. Oktober 2014

Ökumenisches Fürbittgebet für Kasachstan, Kirgisistan,Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan, Afghanistan, Mongolei

Zwei muslimische Kinder vor dem lutherischen Bethaus
in Winogradnoje/Kirgistan
Das Ökumenische Fürbittgebet richtet in dieser Woche den Blick nach Zentralasien. Dort hat das GAW enge Beziehungen zu den lutherischen Kirchen in Kirgistan und Kasachstan. Bischof Eichholz in Kirgistan betreut dazu die Lutheraner in Tadschikistan und Turkmenistan. In Usbekistan begleitet er Bischof Wiebe. Die kleinen evangelischen Diasporakirchen in der Region haben es schwer sich in dem islamischen Kontext zu behaupten. Sie sind auf unsere Fürbitte und Begleitung angewiesen.


Anregungen für Dank und Fürbitte

Wir danken für:
- Christinnen und Christen in diesen Ländern, die kleine Minderheiten bilden, aber den Mut haben, Zeugnis abzulegen vom Evangelium, und die Stärke besitzen, nach dem Wort Gottes zu leben.
- die Menschen, die ihr Leben trotz aller Gefahren für den Dienst an anderen einsetzen.
- die Menschen, die sich – besonders in Afghanistan – dafür engagieren, Feindseligkeit und Gewalt zu beenden.
- die Bewegungen, die sich für den Frieden einsetzen.
- die Soldaten, die sich weigern, ihre Landsleute zu töten.
- das Internationale Rote Kreuz, den Roten Halbmond, Ärzte ohne Grenzen, Amnesty International und andere Organisationen, die sich für politische Gefangene und andere Menschen einsetzen, denen ihre Rechte geraubt wurden.
- den Khoomi-Gesang in der Mongolei, einem Gesang, bei dem eine Person gleichzeitig zwei Töne singt.

Wir bitten um/für:
- das Ende des Krieges in Afghanistan und die Fähigkeit der Stammesführer, ihr Land in Frieden und Gerechtigkeit zu regieren.
- die Menschen, die besonders in Afghanistan weiterhin von Krieg, Gewalt und Landminen bedroht sind, und für die Menschen, die ihr Zuhause verloren haben und zu Flüchtlingen geworden sind.
- Stabilität und Gerechtigkeit in den Ländern der früheren Sowjetunion in einer Zeit, in der sie sich weiterhin bemühen müssen, neue politische Systeme und neue Lebensformen aufzubauen.
- das Land, die Luft und das Wasser, die durch übermäßige Nutzung schweren Schaden genommen haben.
- Menschen, die zusätzlich zum Krieg auch unter Dürreperioden und anderen Naturkatastrophen zu leiden haben.
- gute Beziehungen zwischen Muslimen und Christen.
- das Ende von Unterdrückung, Korruption und Gewalt in vielen dieser Länder.

GEBET

O Gott, berühre unsere Stirn und berühre unsere Hände,
damit wir deinen Segen empfangen,
und blicke nicht im Zorn auf uns. 
Sei unser Trost in einem schweren Jahr.
Sei unser Königreich in einem Jahr der Heimsuchungen.
Vertreibe dunkle Geister von uns
und bringe uns helle Geister nahe.
Entferne düstere Geister von uns
und bringe gute Geister in unsere Nähe.
Wenn ich furchtsam bin, sei mein Mut.
Wenn ich beschämt bin, sei mein wahres Gesicht.
Sei unter mir wie ein Betttuch,
und sei über mir wie eine Felldecke.
(Aus der Mongolei)