Donnerstag, 31. März 2016

Der schwierige Umgang mit der Vergangenheit

Kirche in Bystrice

Wie geht man in Staat und Gesellschaft mit dem kommunistischen Erbe um? Das war nach 1989 eine große Herausforderung in Tschechien und natürlich auch in den Kirchen. "Bei uns hat ein Drittel der Pfarrerschaft mit dem Geheimdienst kollaboriert", sagt ein Vertreter der Kirchenleitung der Schlesischen Evangelischen Kirche A.B. "Das hat nach der Wende zu Spannungen in der Kirche geführt. Insbesondere die Ablösung des belasteten Bischofs wurde verlangt!" berichtet er weiter. Das gelang zunächst. Ein neuer Bischof wurde auf einer Synode in Bystrice gewählt. Das akzeptierte jedoch der belastete abgewählte Bischof nicht. Es entspann sich ein zermürbender Kampf, in dem sich schließlich 1995 rechtlich vier Gemeinden zu einer neuen Kirche zusammenfanden unter Leitung des alten Bischofs. In der Kirche hat diese Spaltung lange nachgewirkt und zeigt, wie schwierig der Umgang mit der kommunistischen Vergangenheit ist. 
In Tschechien unterschied er sich  nach 1992 von den übrigen mittelosteuropäischen Staaten vor allem aufgrund seiner fehlenden gerichtlichen Ebene. 1991 wurde ein Gesetz verabschiedet, das letztlich die Verantwortung den jeweiligen verantwortlichen Gruppen wie den Kirchen überließ. Das war letztlich zu wenig und überforderte nach der Wende auch die Kirchen.

Bis heute spürt man, dass die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit schwierig ist. Die "Christliche Bewegung" der Schlesischen Kirche arbeitete in kommunistischer Zeit im Geheimen und in Opposition zum  Staat. Diese pietistische Bewegung arbeitete damals segensreich. Nach der Wende musste sie sich neu orientieren innerhalb der Kirche. Nur wie? Das ist nicht einfach und sorgt für Spannungen und ist letztlich ein Ausdruck dafür, wie man auch in der Kirche zu einer gemeinsamen Geschichte und Verantwortung in der Gesellschaft kommt. 

Mittwoch, 30. März 2016

Wohin geht der Weg der Lutheraner in Tschechien?

Die Schlesische Evangelische Kirche A.B. befindet sich mit ihren 21 Gemeinden und ca. 20.000 Mitgliedern (36 PfarrerInnen) im nordöstlichen Teil Tschechiens, direkt an der polnischen und slowakischen Grenze. Die Anfänge des Luthertums wurden von Wittenberger Studenten nach Schlesien gebracht, wo es seit 1526 regelmäßig protestantische Gottesdienste gab. Nach der Gegenreformation und dem Dreißigjährigen Krieg existierte die Kirche fast zwei Jahrhunderte lang als verbotene religiöse Minderheit. Davon zeugen die Waldkirchen, in denen die "Geheimprotestanten" ihre Gottesdienste feierten. Erst im Jahr 1948 wurde sie offiziell als eigenständig anerkannt und den anderen Kirchen der damaligen Tschechoslowakei gleichgestellt.
Die Schlesische Evangelische Kirche A.B. ist heute in fünf Seniorate gegliedert und wird vom neunköpfigen Kirchenrat (vier Pfarrer, fünf Laien) geleitet. Im Rahmen der Kirche wirkt z.B. die schlesische Diakonie in die Gesellschaft hinein und gibt mit ihrem Dienst  Zeugnis in der stark säkularisierten tschechischen Gesellschaft.
Stark geprägt ist die Kirche von der "Christlichen Gemeinschaft", die gerade in der Zeit des Kommunismus segensreich gewirkt hat. Bischof Jan Wacławek und sein Stellvertreter Tyrlik kommen aus dieser Bewegung. Nur - was geschieht mit Bewegungen wie dieser, wenn das "Feindbild" des Kommunismus nicht mehr da ist? Wie entwickelt sich eine solche Bewegung in einer demokratischen Gesellschaft? Engagiert sie sich wie der Bischof und sein Stellvertreter in den Kirchenstrukturen und sucht sich den neuen Herausforderungen unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen zu stellen?
Derer gibt es genug: Wie stellt sich die Kirche auf die Veränderungen ein, die z.B. das neue Entschädigungsgesetz vorsieht? Bis 2030 muss jede Kirche sich selbst finanzieren und wird bis dahin sukzessive weniger Zuschüsse vom Staat erhalten. Oder wie wird auf neue gesellschaftliche Herausforderungen reagiert, wie z.B. der Flüchtlingskrise? Und - die entscheidende Herausforderung: Wie wird die Kirche 26 Jahre nach dem Mauerfall und der friedlichen Revolution verantwortungsvoll mit der gewonnenen Freiheit umgehen? Es gibt in der Schlesische Evangelische Kirche A.B. Gruppierungen, die das gemeinsame Leben erschweren. Schnell ist man dabei, von "Rechtgläubigkeit" zu sprechen, von dem, was gut und was falsch ist. Und eigentlich geht es bei allem um Angst. Warum ist es nur so schwer gemeinsam Kirche zu sein und auf den zu vertrauen, der spricht: Fürchte dich nicht!
Im Juni diesen Jahres wird ein neuer Bischof gewählt. Entschieden wird da auch über eine Partnerschaft zur Braunschweigischen Kirche. Es stehen wichtige Richtungsentscheidungen an.

Freitag, 25. März 2016

Flüchtlingshilfe der evangelischen Gemeinde in Mylotopos in Idomeni

"In der Karwoche haben unsere Gemeindemitglieder aus Mylotopos - auch dank der Hilfe des GAW - wieder Lebensmittel und Kleidung verteilt. Die Verteilung erfolgte spät in der Nacht Es hat geregnet und es war kalt. Die Flüchtlingen sind müde und enttäuscht, dass die Grenzen nicht geöffnet werden - vor allem nach den schrecklichen Ereignissen in Brüssel. Da viele NGOs nicht mehr in Idomeni sind, wird es für die Flüchtlinge schwieriger. Wir haben viele Kartoffeln verteilt. Das wurde dankbar aufgenommen. Die Flüchtlinge backen sie im offenen Feuer.
Für uns ist diese Karwoche besonders intensiv durch die begegnung mit den vielen Flüchtlingen und ihren Schicksalen.
Wir danken Euch in Deutschland für Eure Gebete und die wichtige Unterstützung für unsere Arbeite!" schreibt Moderator Meletis Melitiadis von der Griechischen Evangelischen Kirche. Mehr Fotos: https://www.facebook.com/gustav.adolf.werk/

Helfen Sie mit:
GAW
KD-Bank
IBAN: DE42 3506 0190 0000 4499 11
BIC: GENODED1DKD
Stichwort: Flüchtlingshilfe

Mittwoch, 23. März 2016

"Die Angriffe auf unsere Hoffnung dürfen nicht gewinnen!" - evangelisch in Aleppo

Pfarrer Selimian mit Kinder der Bethelschule
"Trotz des Bürgerkrieges und der Raketenangriffe haben wir es geschafft, unsere evangelischen-armenischen Schulen offen zu halten und damit „gegen den Strom zu schwimmen““, berichtet Pfarrer Haroutune Selimian von der evangelischen Bethelgemeinde in Aleppo. „Wir wollen der Angst und der Angriffe auf unsere Hoffnung keinen Raum geben!“ Derzeit werden 260 Kinder und Jugendliche vom Kindergarten bis zur 12. Klasse von 50 Lehrern in der evangelischen Bethelschule unterrichtet. „Unsere Schule gehört nach wie vor zu den besten – trotz des Krieges“, sagt Pfarrer Selimian.
„Trotz des sechsjährigen Krieges feiern wir ohne Unterbrechung unsere sonntäglichen Gottesdienste. In der Regel kommen um die 450 Gottesdienstbesucher. 250 evangelische Familien sind in Aleppo geblieben. Auch die Gruppenaktivitäten gehen weiter. All das ist ein starkes Zeichen der Hoffnung gegen die Angst. Und als Kirche haben wir die Verantwortung, den Menschen zur Seite zu stehen und ihnen Kraft, Trost und Beistand zu geben“, berichtet er weiter.
Gottesdienst in der Bethelkirche Aleppo
Selimian berichtet zudem von der Medizinstation, der "Bethel Poly Clinic“. Diese sei ein Zeichen der Solidarität mit allen Menschen in Not. Hier bekommt man Medikamente, erfährt medizinische Erstversorgung und Menschen mit chronischen Krankheiten werden versorgt. Diese Klinik wurde im Juni 2013 eröffnet auf dem Campus der Bethelkirche. „Seit die Klinik geöffnet hat, haben 2779 Patienten sie aufgesucht!“ 
Die gesamte evangelische armenische Gemeinschaft verteilt Lebensmittel und Trinkwasser. Ebenso bemühen wir uns um Wohnraum für die, die ihre Wohnung verloren haben. Studenten erhalten Unterstützung. „Eine wichtige Hilfe ist die Begleitung von durch den Krieg traumatisierten SchülerInnen“.
„35 evangelische Familien aus unserer Gemeinde haben das Land leider verlassen. Es ist zu verstehen, aber bei allem versuchen wir dennoch, Menschen durch unsere seelsorgerliche und diakonische Arbeit Perspektiven zu geben und wir hoffen und beten um Frieden, dass wir bleiben können und Christus hier dienen können! Wir danken allen – besonders dem GAW – für die Hilfe, die für uns Hoffnung auf Zukunft in unserem Land bedeutet! Und es bedeutet uns viel, dass wir uns im Glauben verbunden wissen! Eure helfenden Hände sind ein wirklicher Ostergruß!“

Dienstag, 22. März 2016

Christen unter Druck?

Evangelische Kirche in Damaskus
"Während weltweit eine Zunahme an Religiosität und einhergehend von extremistischen Strömungen erkennbar ist, verharren einige westliche Gesellschaften in einer vermeintlich säkularisierten Schockstarre. Auch wenn in einem säkularisierten Rechtsstaat die Treue zur Verfassung selbstredend über religiösen Geboten steht, herrscht in Deutschland doch ein grundsätzlich positives Verhältnis zu Religionen vor. Gesellschaftlich tut eine Diskussion über eine religionsfreundliche Stimmung der Toleranz allerdings Not – gerade, da zu vermuten steht, dass Muslime in Deutschland zukünftig noch sichtbarer und selbstbewusster auftreten werden. Eine offene Debatte über den Stellenwert von religiöser Toleranz, der Rolle von Religionen und den Facetten der Religionsfreiheit wird daher unausweichlich sein, um den Zusammenhalt der Gesellschaft zu stärken. Gerade in dieser von Konflikten, Populismus und Unwägbarkeiten geprägten Zeit gilt: „Das Eintreten für die Religionsfreiheit war noch nie so wichtig wie heute.“" So heißt es in dem Bericht der Konrad-Adenauer-Stiftung "Christen unter Druck? - Das Menschenrecht auf Religionsfreiheit ist nicht verhandelbar", der die Situation bedrängter und verfolgter Christen erläutert.




Montag, 21. März 2016

Palmsonntag in Qamishly in Syrien...


"Wir hatten schöne Gottesdienste in unseren Gemeinden in Qamishly und Hassakeh! Die Kinder sind mit Kerzen und Palmzweigen in die Kirchen eingezogen und haben gesungen!" berichtet Pfarrer Firas Farah, der im Nordosten Syriens verantwortlich ist für die drei Gemeinden in Qamsihly, Hassakeh und Malkiyah. Diese Worte klingen so "normal". Und das alles mitten in dem Bürgerkriegsland Syrien. Das bestätigt auch Firas: "Es ist nicht wirklich gut hier. Die kurdischen Autoritäten üben Druck auf uns aus. So soll der Unterricht an unserer Schule in Kurdisch gehalten werden. Die meisten unserer Schüler sprechen kein Kurdisch. Uns bereitet der Wunsch nach einer Autonomieregion der Kurden Sorgen." Und dann berichtet er davon, dass man immer wieder hört, wie Granatfeuer von türkischer Seite Richtung Kurdenstellungen zu hören ist. "Dennoch, wir wollen hier leben", betont Firas mehrfach. Seit einigen Monaten sind die Gemeindegliederzahlen stabil. Zur evangelischen Gemeinde in Qamsihly gehören 55 Familien. Dazu kommen aus anderen Kirchen weitere 25 Familien, die regelmäßig kommen, da sie die evangelischen Gottesdienste schätzen. Ähnlich ist es in der Gemeinde in Hassakeh mit 18 Familien und 15 weiteren christlichen Familien, die kommen. In Malikiyah nehmen 18 Familien an den Gottesdiensten teil. "Fast alle Gemeindemitglieder wollen bleiben. Wir versuchen ihnen Mut zu machen. Wir ermutigen die Menschen zu bleiben. Wir besuchen die Leute in ihren Häusern und ermutigen sie und beten für sie. Wir haben gestern über all das im Palmsonntagsgottesdienst geredet und gesagt: Das hier ist unser Land. Jesus hat uns gesagt: Fürchtet euch nicht! Das gilt auch für uns", sagt Firas. Dennoch ist es besorgniserregend, wie viele Christen Syrien insgesamt verlassen haben. Vor fünf Jahren lebten 1,5 Millionen Christen im Land. Gegenwärtig sind es nur noch 500.000 Christen. Besonders hart hat es die Christen in Aleppo getroffen. Von 160.000 Christen sind nur noch 40.000 geblieben. Auch wirtschaftlich geht es den Christen wie allen anderen Menschen nicht gut. Sie sind auf Hilfe angewiesen.
Derzeit hilft das GAW bei der Anschaffung dreier Stromgeneratoren. Bei der zerstörten Infrastruktur ist das wichtig, damit z.B. in den evangelischen Schulen der Unterricht weitergehen kann.  

Freitag, 18. März 2016

Was ist wirklich wichtig für die Kirche? - Herausforderungen in Tschechien

In den vergangenen Jahren hat sich die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) in Tschechien sehr mit der Frage der Konsequenzen des Restitutionsgesetzes von 2012 auseinandergesetzt. Dieses Gesetz sieht vor, dass bis zum Jahre 2030 die Kirche nach wie vor staatliche Leistungen erhält. Diese werden aber kontinuierlich reduziert. In kommunistischer Zeit wurde die Kirche weitgehend enteignet. Dennoch erhielten die Pfarrer nach einem Gesetz aus den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts staatliche Zahlungen. Auf der einen Seite hat das eine gewisse Sicherheit, aber auch eine Abhängigkeit verursacht. Die Kirche wird sich stärker auf ihre Kraft besinnen müssen.

Runter Tisch in Prag bei der EKBB vom 16.-18. März
Vielleicht hilft dabei auch die Auseinandersetzung um die Flüchtlingspolitik in Europa. Das meint jedenfalls Synodalsenior Daniel Zenaty: „Die Flüchtlingsdiskussion hilft der EKBB sich darauf zu besinnen, was wichtig ist und was nicht wichtig ist. Wir sind schockiert, was in der tschechischen Gesellschaft an menschenverachtenden Tönen wahrzunehmen ist. Der tschechische Präsident schürt Angst. International arbeitet gegen die europäische Vereinigung. Sein Programm ist es, Hass zu säen gegen die, die anders sind. Bei vielen Tschechen hat er eine breite Unterstützung. Wir schämen uns manchmal über das, was einige Politiker zur Flüchtlingssituation sagen. Die Flüchtlingskrise zeigt, dass die Gesellschaft in der Krise ist. Wir sehen im Spiegel, wer wir sind und wie wir geworden sind. Und das ist nicht angenehm. Alle Kirchen in Tschechien sind betroffen und viele sind nicht zufrieden mit dem, was in der Gesellschaft wahrgenommen wird.“ Und dann berichtet er von einem Treffen mit Politikern, die inzwischen die Sorgen von Kirchenvertretern teilen. „Endlich gibt es nach langen Jahren gemeinsame Gespräche mit Politikern, um an einer Veränderung in der tschechischen Gesellschaft zu arbeiten.“

Donnerstag, 17. März 2016

Nothilfe der Griechischen Evangelischen Kirche in Idomeni geht weiter

Gestern am 16. März haben Mitglieder der Griechisch-Evangelischen Kirche wieder Hilfe nach Idomeni gebracht. Pfarrer Meletis Melitiades schreibt: „Es ist nass und kalt, alle kämpfen mit dem Schlamm und Temperaturen oft um den Gefrierpunkt. Die Situation ist unerträglich. Es schmerzt uns, das alles zu sehen und zu erleben. Die Menschen frieren, sie werden krank.” Gestern verteilte die Griechisch-Evangelische Kirche 4000 warme Mahlzeiten mit je einem Apfel dazu, 1500 Sandwiches mit Käse und Putenfleisch, 1000 Kilogramm Kartoffeln, die die Menschen über ihren Lagerfeuern backen können, 300 kg Plastikplanen als Schutz für die Zelte, damit das Wasser nicht hineinläuft und wieder viel Kleidung, Schuhe, Mützen, Schals, Socken und Hygieneartikel. Meletis Melitiades: „Die Frauen unserer Gemeinden stricken – inzwischen
gemeinsam mit Frauen aus orthodoxen Gemeinden – Schals und Mützen. Wir sind dankbar für all unsere Brüder und Schwestern, die so viele Stunden damit verbringen, Essen vorzubereiten, zu stricken, zu sortieren und zu verteilen. Wir sind dankbar für alle, die ihre Fahrzeuge zu Verfügung stellen, damit wir die Sachen nach Idomeni bringen können. Jetzt hoffen und beten wir, dass wir wenigstens einigen der Flüchtlingsfamilien ein Zuhause in Mylotopos anbieten können.“ 
Jeder der wöchentlichen Hilfstransporte der Griechisch-Evangelischen Kirche nach Idomeni kostet trotz des unglaublichen ehrenamtlichen Einsatzes der Gemeindemitglieder 1500 Euro, da u.a. Lebensmittel und Hygieneartikel gekauft werden müssen. Das GAW unterstützt die Kirche regelmäßig finanziell. Meletiades: „Wir möchten euch versichern, dass wir all das ohne eure Hilfe nicht tun könnten. Insbesondere wenn man bedenkt, dass unser Land seit sechs Jahren unter einer wirklich ernsten Krise leidet.“ Wenn Sie helfen möchten, leiten wir Ihre Spende gerne weiter. Ihr Konto zum Helfen: 
Gustav-Adolf-Werk e.V. 
IBAN DE42 3506 0190 0000 4499 11
BIC: GENO DE D DKD
Kennwort: Flüchtlingshilfe Griechenland. 

GAW vermittelt Hilfstransport: LKW mit Hilfsgütern nach Idomeni

Mitglieder der Griechisch-Evangelische Kirche
verteilen regelmäßig Hilfsgüter in Idomeni.
Die Deutsche Kleiderstiftung bringt Hilfsgüter nach Idomeni! Zu Ostern startet ein LKW mit Kleidung und Hygieneartikeln, die unter den Flüchtlingen an der griechisch-mazedonischen Grenze verteilt werden sollen. Die Organisation arbeitet dabei auf Vermittlung des Gustav-Adolf-Werks e.V. (GAW) mit Pfarrer Meletis Meletiadis von der Griechisch-Evangelischen Kirche zusammen. Ulrich Müller, Geschäftsführer der Deutschen Kleiderstiftung: "Die Zusammenarbeit mit Pfarrer Meletiadis klappt ganz prima. Umgehend hat er unsere Fragen beantwortet und alle nötigen inhaltlichen und technischen Informationen geliefert." 
Gemeinden der Griechisch-Evangelischen Kirche helfen regelmäßig in Idomeni. Da es ständig regnet und kalt ist, werden dringend warme Kleidung, Schuhe und Regenkleidung benötigt. Meletis Meletiadis: "Es erkranken immer mehr Menschen." 
Informationen zu Kleiderspenden an die Deutsche Kleiderstiftung: www.kleiderstiftung.de.
Spenden für die Flüchtlingsarbeit der Griechisch-Evangelischen Kirche nimmt das GAW weiterhin entgegen. Ihr Konto zum Helfen: Gustav-Adolf-Werk e.V., IBAN: DE42 3506 0190 0000 4499 11, BIC: GENO DE D1 DKD



Mittwoch, 16. März 2016

Mitmachen! – Workcamp im Diakoniezentrum in Garliava (Litauen) für junge Erwachsene


Im Sommer 2016 bietet sich für 18- bis 35-jährige GAW-Freunde und -Freundinnen eine tolle Möglichkeit, bei einem aktuellen GAW-Projekt vor Ort anzupacken!

Pastor Mindaugas Kairys zeigt, wie das neue Diakoniezentrum
in Garliava aussehen wird
In Garliava baut die lutherische Diakonie derzeit ein Diakonie- und Begegnungszentrum. „Den Ort für das neue Zentrum haben wir wegen der sehr komplexen sozialen Situation in der Region Kaunas gewählt“, berichtet der Diakoniepfarrer Mindaugas Kairys. „In einem Teil des Hauses sollen Zimmer entstehen, in denen frühere Suchtkranke während ihrer Wiedereingliederung wohnen. Der andere Teil ist für die Arbeit mit Kindern aus Risikofamilien vorgesehen, mit Platz zum Schulaufgaben machen, Spielen und mit einer Küche.“ Gleichzeitig soll dieses Zentrum der Startpunkt für die Gründung einer evangelischen Gemeinde im Ort sein.
Das GAW unterstützt den Aufbau des Zentrums in Garliava mit dem Projektkatalog 2016. Ulrich Hirsch, Geschäftsführer des GAW Württemberg, ist es gelungen, den Workcamp-Ausschuss des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg (ejw) von dem Projekt Garliava zu überzeugen.


Die Bauarbeiten haben schon begonnen.
Das Workcamp des ejw findet vom 30. Juli bis zum 13. August 2016 statt. Geplant ist, dass die Aufbaugruppe aus Deutschland sich in der Gestaltung des Außenbereichs oder bei Fassadenarbeiten einbringt. Der Pfarrer wirbt schon um litauische Jugendliche, die mit ihnen gemeinsam am Gebäude arbeiten werden.
Spaß wird nicht nur bei den gemeinsamen Arbeiten geboten. Die geplante Unterkunft befindet sich in Kaunas, sodass man die eindrückliche und attraktive Stadt intensiv erleben kann. Es stehen Ausflüge auf dem Programm, die die Gruppe z.B. an die Ostsee bringen. Ein festes Element des Aufbaulagers ist das gemeinsame Bibellesen.
Teilnehmerinnen und Teilnehmern müssen nicht erfahrene Bauarbeiter sein – handwerkliches Interesse reicht. Der Teilnehmerbeitrag ist 490 €. Das GAW Württemberg fördert das Aufbaulager finanziell mit.

Weitere Infos zum Aufbaulager in Garliava und Kontakt zum Veranstalter: http://www.ejw-reisen.de/detailansicht.html?travelid=15993

Freitag, 11. März 2016

Gewächshäuser für Bolivien

Der Altiplano in Bolivien gehört zu den strukturschwächsten und ärmsten Regionen Südamerikas. Die Hauptnahrungsquelle der Menschen, die in dieser extremen Höhe leben, sind Kartoffeln. Von Kartoffeln wird man satt, es fehlen jedoch wichtige Vitamine und Proteine.
Mit dem Bau von Gewächshäusern begegnet die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bolivien (IELB) dem Hunger und der Mangelernährung der Menschen hier. „Die Idee ist einfach“, erklärt Antonio Pereira, Beauftragter für soziale Entwicklung der IELB, „In den Gewächshäusern herrscht das ganze Jahr über ein mildes Klima, in dem verschiedene Gemüsesorten gedeihen. Die Familien können so das ganze Jahr über Gemüse anbauen und damit selbst ihre Ernährungssituation verbessern.“
In den vergangenen 10 Jahren sind rund 1.000 Gewächshäuser in 54 Gemeinden der IELB im ländlichen Hochland Boliviens errichtet worden: Adobeziegel, Holz- oder Metallstangen, Plastikplane, Humus und etwas Saatgut. „175 US-Dollar kostet der Bau eines Gewächshauses. Die Steine fertigen die Familien meist selbst an. Das teuerste ist die Plane, die bei guter Pflege einige Jahre hält“, sagt Pereira.
Eine der Gemeinden, in denen die Kirche solche Gewächshäuser baut, ist die Gemeinde „Luz y Vida“ im Stadtteil San Roque in El Alto. In einem großen Gewächshaus wird Familien wie Juan Mamani und seiner Frau Teodora gezeigt, wie die Gemüsepflanzen angebaut und geerntet werden, wie Humus erzeugt und auch wie Saatgut für die nächste Ernte gewonnen wird. Antonio Pereira: „Unsere Gewächshäuser funktionieren sogar im Winter bei Minusgraden in der Nacht.“ Dazu werden mit Wasser gefüllte Plastikflaschen als Beetbegrenzungen genutzt. Das Wasser speichert die Wärme des Tages und verhindert so, dass der Boden nachts gefriert. 
Hauptsächlich werden Salat, Tomaten und Gurken angebaut. Einen Teil davon verzehren die Familien selbst, einen Teil verkaufen sie auf dem Markt – eine zusätzliche Einkommensquelle für die in der Regel bitterarmen Familien. Bei guten Bedingungen, so Pereira, könne man alle 30 bis 40 Tage ernten.
Oftmals sind den Menschen, die ans Anbauen und den Geschmack von Kartoffeln gewöhnt sind, die Gemüsesorten, die sie nun in den Gewächshäusern anbauen sollen, unbekannt. Deshalb werden sie nicht nur im reinen Anbau des Gemüses, sondern auch in seiner Zubereitung geschult. Ihnen werden die Vorteile der vitaminreichen Nahrung vermittelt, die nun ihren Speiseplan ergänzt. „Die Familien merken dann auch selbst sehr schnell, dass ihre Kinder gesünder sind und sich besser entwickeln“, beobachtet Antonio Pereira.
Juan Mamani und seine Frau Teodora sind glücklich über ihr neues Gewächshaus und darüber, dass sie es selbst in die Hand nehmen können, ihre Situation und die ihrer Kinder zu verbessern.
Die GAW-Frauenarbeit unterstützt in diesem Jahr den Bau von Gewächshäusern auf dem Altiplano!
Helfen Sie mit:
KD-Bank
Stichwort: Gewächshäuser Bolivien
IBAN: DE42 3506 0190 0000 4499 11
BIC: GENODED1DKD 

Donnerstag, 10. März 2016


 "Wir waren wie jeden Mittwoch mit unserem Team in Idomeni und haben Lebensmittel, Hygieneartikel und warme Kleidung verteilt! 6.000 Lebensmittelpackete haben wir verteilt und auch Brennholz", berichtet der Moderator Melitiadis von der Griechischen Evangelischen Kirche. 


Das GAW wird in dieser Woche erneut eine Unterstützung für diese Arbeit geben. Dafür brauchen wir noch Hilfe!

Spendenkonto des GAW mit Stichwort "Griechenland": 

Mehr Fotos vom gestrigen Tag:

Mittwoch, 9. März 2016

Wandel durch Begegnung?

Moderator Eugenio Bernardini und Papst Franziskus
„Die beiden Begegnungen mit dem Papst innerhalb der vergangenen zwei Monate haben Diskussionen in unserer Kirche ausgelöst“, berichtet der Moderator der Evangelischen Waldenserkirche in Italien Eugenio Bernardini. Im Juni 2015 besuchte der Papst auch gegen den Widerstand aus seiner Kurie die Waldensergemeinde in Turin. Am vergangenen Samstag hat Papst Franziskus als erstes Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche Vertreter der Waldenserkirche im Vatikan empfangen. Bernardini betonte, dass der Papst dazu ermutigt habe „den Weg der Zusammenarbeit und der Gemeinschaft zwischen unseren Kirchen fortzusetzen“. Insbesondere in zwei Bereichen sehe man gemeinsame Aufgaben: Zum einen gehe es darum, in einer zunehmend säkularisierten Welt die Botschaft von Jesus Christus zu bezeugen. Ein weiteres Anliegen sei der Dienst an der Welt und der Gesellschaft. Dabei ging es auch um die Flüchtlingskrise und um die Einrichtung sogenannter „humanitärer Korridore“ für Betroffene nach Europa. 
Der Besuch ist in der Öffentlichkeit wahrgenommen worden und hat überwiegend positive Reaktionen hervorgebracht. Allerdings gab es auch negative Reaktionen aus den konservativen Lagern beider Kirchen. „In der Tradition der Waldenserkirche hat man sich auf Grund der vielen negativen Erfahrungen eher in Abgrenzung zur katholischen Kirche definiert,“ sagt Bernardini. Aber, so Bernardini, "Abgrenzung von einer anderen Kirche kann nicht eine Identität der eigenen Kirche ausmachen." Die Polemik gegen die Katholiken habe zwar eine lange Tradition. „Aber wir müssen uns mehr fragen, was unseren evangelischen Glauben wirklich ausmacht! Wir sind eine Kirche, in der Jesus Christus im Zentrum des Glaubens und des gemeindlichen Lebens steht. Das gilt es zu stärken!“
Diesen positiven Impuls aus den beiden Begegnungen mit Papst Franziskus und der Waldenserkirche gilt es zu nutzen und an einem positiven evangelischen Verständnisses von Glaube und Kirche in einer säkularisierten Welt zu arbeiten.

Samstag, 5. März 2016

Not in Venezuela - und im Strassenkinderheim

rechts obere Reihe: Kirchenpräsident Pastor Gerardo Hands
Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hat Mitte Januar 2016 den wirtschaftlichen Notstand für sein Land ausgerufen. Er regiert nun per Dekret - zunächst auf 60 Tage begrenzt -, um grundlegende soziale Rechte im Bereich der Bildung, des Gesundheitssystem und im Wohnungssektor zu schützen und Kürzungen oder Einschnitte zu verhindern. Ob das gelingen wird? Denn die Lebensmittel- und Medizinversorgung ist nicht gesichert. Im Land mit den größten Ölreserven der Welt sind bestimmte Dinge wie Milch, Eier und einige Hygieneartikel seit Wochen immer schwerer zu bekommen. Es gibt Rationierungsmaßnahmen. Inzwischen hat Maduro den Benzinpreis anheben lassen. Dieser liegt traditionell niedrig. Von 1 Dollar-Cent soll er jetzt angehoben werden auf 15 Dollar-Cent. Wie darauf die Bevölkerung reagiert? Im Jahre 1989 gab es aus dem gleichen Grund Unruhen mit hunderten Toten.

Welche Auswirkungen die wirtschaftliche Not in Venezuela auf die Bevölkerung hat, das beschreibt eindrücklich der lutherische Kirchenpräsident Gerardo Hands, gleichzeitig Pfarrer in Valencia und verantwortlich für das Straßenkinderheim Casa Hogar, wo 18 Kinder und Jugendliche ein Zuhause gefunden haben. Durch die Not im Land ist das Heim gefährdet. „Es ist sehr, sehr anstrengend auf Grund unserer wirtschaftlichen Situation die Gemeinden zusammen zu halten und für die diakonischen Projekte der Kirche zu sorgen“, schreibt er. „Im Straßenkinderheim wollen wir mit dem Brunnenbau beginnen, um die Wasserversorgung zu sichern. Aber es fehlt an Material! Man bekommt es einfach nicht.“ Und er fährt fort: „Wir erleben, wie es mit der wirtschaftlichen Situation des Landes rapide bergab geht. In der Supermärkten kämpfen die Leute um die wenigen Lebensmittel, die es noch gibt. Oft sind die Regale in den Märkten leer. Medizin gibt es kaum noch. Ich fürchte eine soziale Revolte.“

Gerardo Hands hat jetzt in den Gemeinden der lutherischen Kirche zu einer Solidaritätskamapgne aufgerufen, um die Versorgung der Kinder des Straßenkinderheimes in den kommenden Wochen sicher zu stellen. Die Gemeindemitglieder sollen von ihren Vorräten etwas solidarisch abgeben, um die Versorgung des Heimes zu unterstützen. „Wir sind auf jede Geste der Solidarität dringend angewiesen!“ schreibt Hands.
In diesem Jahr unterstützt das GAW das Straßenkinderheim beim Bau eines Brunnens!


Freitag, 4. März 2016

Kuba im Blick! - Heute ist Weltgebetstag

Evangelischer Gottesdienst in Cardenas
Heute richtet sich der Blick nach Kuba! Immer am ersten Freitag im März ist Weltgebetstag. Er steht unter dem Motto: Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf! - Aufnehmen, sich aufgenommen wissen – ein wunderbarer Impuls für diesen Tag. Gerade für „Kleine“ ist es geboten und not-wendig, dass sie wissen, dass sie willkommen sind. Für all die Schutzsuchenden, die in dieser Welt unterwegs und ohne Heimat sind, die sich klein und ungeschützt vorkommen, ist das not-wenig. Für eine Welt, die im Wandel ist, ist es umso wichtiger zu wissen, dass EINER da ist, der mit weiten Armen diese Worte spricht: Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf!

Kuba – ein spannendes Land – ein Land im Wandel. In wenigen Ländern Lateinamerikas blicken die Kirchen auf eine derart wechselvolle Geschichte zurück wie in Kuba. 

Als GAW wollen wir die Chance nutzen und auf unsere Partnerkirche hinweisen. Das GAW unterstützt seit vier Jahren die Presbyterianisch-Reformierte Kirche in Kuba. Das GAW hilft bei der Renovierung der Kirchen und Gemeindehäuser und auch bei ihren diakonischen Programmen, wie Waschsalons für arme, ältere und einsame Menschen und „Essen auf Rädern“. Die Kirche hat ihre Wurzeln in der Mission der Presbyterianischen Kirche der USA (PCUSA). Nach der massiven Verschlechterung der Beziehungen zwischen den USA und Kuba ab 1960 wurde die Kirche 1967 selbständig. Heute hat sie etwa 15.000 Gemeindeglieder in 33 Gemeinden und 15 Missionsgemeinden. Von 23 PfarrerInnen werden diese betreut.

Das GAW unterstützt in diesem Jahr folgendes Projekt auf Kuba: http://www.gustav-adolf-werk.de/projekt-des-monats.html

Mittwoch, 2. März 2016

Idomeni: "Wir helfen weiter! Aber es muss eine Lösung gefunden werden!"

Die Lage in Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze droht zu eskalieren. Am 1. März setzten mazedonische Polizisten Tränengas gegen Flüchtlinge ein, die versuchten, den Grenzzaun niederzureißen. Pfarrer Meletis Melitiades von der Griechisch-Evangelischen Kirche, die seit Monaten gemeinsam mit anderen Organisationen humanitäre Hilfe in Idomeni leistet, schreibt: "Gestern (Anm. am 1. März 2016) waren ca. 8.000 Flüchtlinge in Idomeni. Derzeit kommt kaum einer über die Grenze. Deshalb gab es Unruhen und die schrecklichen Bilder, auf denen zu sehen war, wie Tränengas gegen die Menschen eingesetzt wurde, gingen um die Welt. Es sind viele Frauen und Kinder in Idomeni. Die Grenze ist geschlossen, doch trotzdem kommen jeden Tag noch 2.000 bis 3.000 Flüchtlinge in Griechenland an. Eine fürchterliche Situation. Unsere Regierung ist überfordert. Die Hilfsbereitschaft unter der Bevölkerung ist nach wie vor groß. Auch wir selbst bleiben dabei und unternehmen unsere wöchentlichen Fahrten nach Idomeni und bringen Essen, Kleidung und Medizin. Wir sind dem GAW dankbar, dass es unsere Arbeit in Idomeni unterstützt. Ohne diese Hilfe, hätten wir in Idomeni nicht schon über so eine lange Zeit helfen können. Wie es weitergeht, können wir nicht langfristig planen. Wir sind dankbar für alle Unterstützung unserer Arbeit dort."  
In Idomeni hat die Griechisch-Evangelische Kirche schon seit vielen Monaten einen
Container aufgestellt. Dort gibt es eine kostenlose Ladestation für Handys und die Möglichkeit Computer zu nutzen. Wöchentlich kommen Mitglieder der Gemeinde aus Mylotopos nach Idomeni, um Flüchtlinge zu versorgen und bei Nöten weiter zu helfen. "Das ist unsere Christenpflicht," macht Melitiadis deutlich, "gerade die Gemeinde in Mylotopos knüpft an ihre eigenen Fluchterfahrungen an." Nach dem Griechisch-Türkischen Krieg haben sich in Mylotopos im Norden Griechenlands evangelische Flüchtlinge griechischer Abstammung aus Asien angesiedelt, die jetzt zur Griechisch-Evangelischen Kirche gehören und in Idomeni helfen.
Melitiadis ist besorgt: "Es ist kaum vorstellbar, was passiert, wenn die derzeitige Situation noch länger andauert. Es muss eine gemeinsam europäische Lösung des Problems gefunden werden!"
Das GAW wird der Griechisch-Evangelischen Kirche bei ihrer diakonischen Flüchtlingsarbeit weiter zur Seite stehen!


Dienstag, 1. März 2016

Vor 50 Jahren starb Camilo Torres

Am 15. Februar 2016 vor 50 Jahren starb der katholische kolumbianische Priester  Camilo Torres. Als Kind kam er nach Deutschland, wo sein Vater kolumbianischer Konsul in Berlin war und besuchte später das Deutsche Kolleg in Bogotá. Nachdem er das Abitur abgelegt hatte, begann er ein Jurastudium und verlobte sich. In Exerzitien entschloss er sich jedoch, Priester zu werden und studierte Philosophie und katholische Theologie. 1954 wurde er zum Priester geweiht. Torres litt unter der Armut der Menschen. Er setzte sich für eine Zusammenarbeit zwischen Christen und Marxisten ein. Er selbst sagte: „Warum sollen wir streiten, ob die Seele sterblich oder unsterblich ist, wenn wir beide wissen, dass Hunger tödlich ist.“ Selbst aus der reichen Oberschicht stammend entfernte er sich seiner Herkunft immer mehr. Weil er keinen anderen Ausweg sah, die Armut auf friedlichem Wege zu bekämpfen, schloss er sich dem bewaffneten Widerstand an. Er war aktives Mitglied des Ejército de Liberación Nacional (ELN), der ersten südamerikanischen Guerillabewegung, die auch aktive Christen in ihren Einheiten hatte. In einem seiner ersten Gefechte wurde er getötet. Über konfessionelle und politische Grenzen hinweg war er eine Inspiration für viele Menschen. Der chilenische Sänger Vivtor Jara hat das Gedicht „Cruz de Luz“ vertont und Torres damit ein Denkmal gesetzt: https://www.youtube.com/watch?v=_rllf7Df10o
Der lutherische Pastor Israel Martinez schreibt: „Für mich war Camilo eine Inspiration, Pastor zu werden. Er vertrat eine Theologie, die solidarisch mit den leidenden Menschen ist. Unter der Unterdrückung der Armen durch die Reichen, woher er selbst kam, litt er sehr. Heute spaltet die Sichtweise auf Camilo die Gesellschaft. Die katholische Kirche verweigerte ihm eine kirchliche Bestattung und entzogen ihm die Priesterweihe. Die Linke in Kolumbien sieht in ihm ein großes Vorbild, das sich für die Rechte aller Kolumbianer stark machte.“

Spannend ist, dass aber jetzt sowohl auf politischer Ebene, als auch von kirchlicher Seite das Gedenken an Camilo Torres hilfreich gesehen wird für die laufenden Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und den beiden Guerilla-Organisationen FARC-EP und ELN. - Kritisch ist sein Griff zu den Waffen zu beurteilen. Jesus selbst sagt: "Wer das Schwert nimmt, der kommt durch das Schwert um."

In diesem Jahr blickt die Frauenarbeit des GAW auf Kolumbien und stärkt Frauen, die unter dem jahrzehntelangen Bürgerkrieg zu leiden hatten. Ihnen werden in der lutherischen Kirche Kolumbiens Fortbildungsangebote gemacht. Mehr: http://www.gustav-adolf-werk.de/jahresprojekt.html