Samstag, 31. Dezember 2016

Worte der Präsidentin des GAW zur Jahreslosung 2017

Dass die Kirche „eine immer wieder zu erneuernde“ sei (ecclesia semper reformanda), ist eine Forderung, die wir – auch wenn sie fälschlicherweise Martin Luther zugeschrieben wurde – im Jahr des Reformationsgedenkens wohl noch häufiger als sonst hören werden müssen.
Und alle, die schon immer meinten, Kirche müsse moderner, frischer und ansprechender daherkommen, werden – davon bin ich fest überzeugt – gerade im Jahr 2017 nicht müde werden, diesen Satz immer und immer wieder zu wiederholen und dabei auch die Erneuerung der vermeintlich verkrusteten Strukturen in unserer Landeskirche einzufordern.
Auf diesem Hintergrund hat mich die diesjährige Jahreslosung zuerst einmal sehr erheitert und dann auch sehr entlastet. Wenn alle Welt sich anschickt, von der (evangelischen) Kirche, ihrer Geschichte und Gegenwart, ihrer Bedeutung und ihres Bedeutungsverlusts zu reden, dann redet der Prophet im Auftrag Gottes von den Herzen der Menschen und damit von dem, was jede einzelne Person im Innersten ausmacht. Auf diesem Hintergrund wird mir das zur Herausforderung im neuen Jahr: Nicht die Kirche muss sich wandeln, sondern wir in ihr. Jeder, jede einzelne.
Die vielfältigen Aktivitäten, mit denen wir im Jahr 2017 den Protestantismus in seiner gestaltenden und verändernden Kraft einer interessierten, zuweilen auch gleichgültig-indifferenten Öffentlichkeit anschaulich machen wollen, finden in der Jahreslosung aus dem Buch des Propheten Hesekiel eine heilsame Relativierung. 
Denn Neuanfang, Umkehr, Veränderung sind nicht unsere Möglichkeiten, sondern nur denkbar, wenn Gott selbst eingreift und anstelle des „steinernen Herzens“ und des „trotzig und verzagten Dings“ (Jer 17, 9) ein neues, ein fleischernes Herz in uns legt. Erst dann hat die Zerrissenheit des menschlichen Wollens und Tuns, die Abgründigkeit unseres Begehrens und offensichtlich unstillbaren Lust der Menschheit an der Zerstörung ein Ende.
Im 36. Kapitel lernen wir den Prophet Hesekiel noch einmal anders kennen. Vom „tiefen Weh und Ach“, das in den früheren Kapiteln bis ins Körperliche hinein schmerzhaft und verstörend zu spüren war, erleben wir hier in diesem Kapitel die Rückkehr ins Leben. 
Es gibt eine Hoffnung und es gibt ein Ende der Gewalt, weil der Gott Israels sein Volk nicht für immer verlässt, sondern die Treue hält. Über Zerstörung, Vernichtung und Tod hinaus.
So wird der Prophet zum Zeugen für Gottes unbedingten Willen zum Leben und zum Heil. Mit dem einzelnen Menschen fängt es an. Mit jedem einzelnen Herzen, das neu und lebendig wird, kommt ein neuer Geist, ein frischer Wind in die Welt. So wird von unten nach oben die neue Stadt und der neue Tempel gebaut. Von dort geht dann Heil und Segen in die ganze Welt.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes neues Jahr 2017!
Ihre
Prälatin Gabriele Wulz, Präsidentin des GAW

Donnerstag, 22. Dezember 2016

Ein Weihnachtsgeschenk für den Pfarrer in Temuco / Chile

"Seit 11 Jahren benutze ich schon den Talar des ehemaligen Kirchenpräsidenten und Pfarreres aus Ñuñoa/Santiago. Er hat ihn vor mir schon mindestens 30 Jahre  in Gebrauch gehabt. Nach über 40 Jahren sieht er dementsprechend aus. Es ist schwer, hier in Chile einen schwarzen Talar zu bekommen. Deshalb meine Frage an das GAW: Gibt es die Chance, dass ich einen gebrauchten und gut erhaltenen Talar mit Beffchen vom GAW bekommen kann?" schrieb kurz vor Weihnachten Pastor Eduardo Rojo Vogel aus Temuco im Süden Chiles an uns.

Dank der Unterstützung und Spenden von pensionierten Pfarrern in Deutschland ist es uns immer wieder möglich schnell helfen zu können und gut erhaltene gebrauchte Talare in die weltweite evangelische Diaspora zu senden. Erst kürzlich konnten wir allen neun Vikaren der evangelischen Kirche am La Plata (IERP) für ihren Dienst Talare zukommen lassen. 

Pastor Eduardo ist schon jetzt in Vorfreude auf seinen neuen Talar dankbar, wissend, dass das Weihnachtspacket unterwegs nach Chile ist: "Danke! Das kommt wirklich wie vom Himmel gefallen! Ein wunderschönes Weihnachtsgeschenk!"


Das GAW nimmt gerne gebrauchte, gut erhaltene Talare an und vermittelt sie weiter in die Diaspora!

Dienstag, 20. Dezember 2016

Weihnachtsgrüße aus der weltweiten evangelischen Diaspora

Aus der weltweiten evangelischen Diaspora haben wir im GAW zahlreiche Advents- und Weihnachtsbriefe erhalten, die berührend sind in unseren bewegten und erschütternden Zeiten. Selten war es wichtiger zu entscheiden, aus welcher Hoffnung wir alle leben wollen. Angst, Hass und Ausgrenzung bestimmt viele Auseinandersetzungen. Das kann nicht mit der christlichen Botschaft übereinstimmen. Wir Christen leben aus einer uralten guten Nachricht von Hoffnung, die uns erfüllen will mit Freude. Denn die zentrale Botschaft heißt: Fürchtet Euch nicht! Friede auf Erden! Das ist die Botschaft des Engels zu Weihnachten. 

So schreibt der Kirchenpräsident der lutherischen Kirche Brasiliens Nestor Friedrich: "Zu Weihnachten feiern wir die Geburt Jesu und singen den ganzen Lobgesang Marias mit. Er stöβt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen (Vers 52). Der errettende Gott stellt die Logik der verdorbenen Gesellschaft auf den Kopf, auch die Schlechtigkeit, die sich in der Gesellschaft eingebürgert hat! Die weihnachtliche Botschaft zeigt an, was nicht sein soll, und ist die Ankündigung dessen, was sein kann, deshalb lasst uns hoffen! Lasst uns diese Hoffnung verkündigen und uns engagieren!" 
Propst Manfred Brockmann aus dem fernen Wladiwostok schreibt: "Wir müssen nur wie Maria all diese Worte vom Himmel und den armen Menschen hören, behalten und in unserem Herzen bewegen. Dann sind wir reich, im Leben und im Sterben." Er zielt auf das Wesen der Weihnacht: Es geht um Empathie, sich einfühlen in den anderen, um zu spüren, was es heißt, das Gott Mensch werden will in jedem von uns. 
"Hier findet sich letztlich das große Weihnachtsgeheimnis: Gott-ist-mit-uns! Weihnachten ist, wenn Gott sich uns hingibt. Das ist ein Geschenk, das nicht vergeht, sondern ewig andauert. Lasst uns nicht unser Herz verschließen, sonst entleeren wir Weihnachten. Und es gilt, dieses Geschenk in das ganze neue Jahr mit hineinzunehmen!", schreibt der Moderator der Presbyteriansichen Kirche auf Kuba Francisco Marrero. 
"Diese Wahrheit wurde vor 500 Jahren von den Reformatoren der Kirche Jesu Christi wieder ans Licht gebracht. Allein mit Jesus Christus und in seiner Nachfolge leben wir als geliebte Gotteskinder und lichtbringende Glaubensgeschwister", schreibt Bischof Reinhart Guib von der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien.
Das sind nur einige wenige Stimmen aus der weltweiten evangelischen Diaspora, die aber uns allen gut tun zu hören, zu bewegen und mit guten Taten zu füllen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gesegnete letzte Adventstage und ein frohes Weihnachtsfest in diesen schweren Tagen.
Pfarrer Enno Haaks, Generalsekretär des GAW


Freitag, 16. Dezember 2016

Weihnachten feiern in Aleppo?!

Flüchtlingskind im Westen Aleppos
„Am Donnerstag habe ich ein Flüchtlingscamp besucht, in dem allein 25.000 Menschen aus dem Ostteil Aleppos untergebracht sind. Ich konnte mit den Menschen reden. Sie sagten, dass sie froh seien, der Hölle Ost-Aleppos entflohen zu sein. Eine Familie erzählte mir, dass in der letzten Zeit fünf Brote für drei Tage reichen mussten - einer achtköpfigen Familie. Ost-Aleppo ist einer der schrecklichsten Orte der Welt! Die Rebellenkämpfer mit ihren Familien harren aus und hoffen, dass sie die Region von Idlib erreichen können“, berichtet der evangelische Pfarrer Ibrahim Nseir aus Aleppo heute.

„Die Situation ist angespannt. Immer noch werden auch Raketen auf den Westteil Aleppos abgeschossen. In der vergangenen Nacht schlug eine Rakete sehr nah an der Schule „Aleppo College for Boys“ ein, die zur evangelischen Kirche gehört.“ Nseir berichtet, dass die Rebellen über Raketen verfügen, die bis an die 20 Kilometer Reichweite haben. „Um sicher leben zu können in Aleppo muss verhindert werden, dass diese Raketen weiter abgeschossen werden!“ Und er fährt fort: „Es wird schwer sein, dass die Menschen hier wieder hoffnungsvoll in die Zukunft schauen. Der Krieg ist nicht vorbei, wenn die Rebellen Aleppo verlassen. Wovon sollen die Menschen leben? Sie brauchen Arbeit und eine ökonomische Basis. Derzeit leben viele von den Hilfslieferungen, die über Kirchen und Moscheen verteilt werden.“

Auf die Frage, was seine Botschaft zu Weihnachten in diesem Jahr sein wird, antwortet Pfarrer Nseir: „Gott ist nicht auf der Seite der Finsternis! Wir suchen nach Hoffnung und Licht. Deshalb müssen wir Versöhnung leben und uns für alle Menschen in der Stadt einsetzen, um Frieden Raum zu geben. Weihnachten ist deshalb zutiefst ein Fest der Solidarität mit allen Menschen. Wir wollen der wahren Weihnacht hier in Aleppo mitten im Krieg Raum geben: Frieden auf Erden!“ Er schließt das Gespräch mit der dringenden Bitte: „Betet für uns! Vergesst uns nicht!“

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Weihnachten inmitten der großen Krise in Venezuela

Weihnachten in Valencia/Venezuela mit Kindern
des Strassenkirnderheimes der luther. Gemeinde
Ein Brief von Pastor Gerardo Hands, Valencia, Präsident der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Venezuela
“Wir leben in Venezuela derzeit sehr isoliert. Viele Menschen im Ausland können sich kaum vorstellen, in welcher Krise wir versuchen müssen zu überleben. Es gibt nur wenige Partner wie das GAW, die sich um uns sorgen.
Die Situation in Venezuela wird täglich schlimmer. Allein im November hatten wir einen Inflationswert von 281 %. Für das Jahr rechnen wir mit einer Ziffer von 800 %. Es ist eine Hyperinflation, die wir erleben und ertragen müssen. Alle Preise  ändern sich permanent. Was wir derzeit dringend brauchen, sind Lebensmittel und Medikamente. An letztere heranzukommen ist
durch die staatlichen Kontrollenso gut wie unmöglich. Der Kauf von Lebensmitteln für unsere Diakoniezentren wie das Straßenkinderheim Casa Hogar und den Kindergarten San Blas in Valencia erledigen wir im Ausland. Auch wenn das teuer ist, so haben wir doch Sicherheit, überhaupt etwas zu erhalten– auch wenn noch Wartezeiten beim Zoll dazukommen.
Diese ganze Versorgungsnot und Unsicherheit haben dazu geführt, dass Mitglieder unserer Gemeinden das Land verlassen. Etliche von ihnen waren nach dem 2. Weltkrieg nach Venezuela gekommen. Jetzt gehen sie entweder zurück nach Deutschland, Argentinien, in die USA, nach Chile oder in ein anderes Land. Aus der lutherischen Gemeinde in Valencia haben 16 Personen das Land verlassen, vier aus Turén, sechs aus Barquisimeto. Und mit Sicherheit sind auch aus Caracas Menschen gegangen.
Es ist für alle Venezolaner schwierig, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Diejenigen, die Familien im Ausland haben, bekommen von dort Unterstützung. Die Hälfte der Venezolaner lebt derzeit mit einer festen Mahlzeit täglich. Nur jeder dritte bekommt drei Mahlzeiten am Tag.
Weihnachten feiern wir in diesem Jahr wieder in großer Unsicherheit. Auch aufgrund der hohen Gewalt im Land. Das hängt mit der desaströsen Lage zusammen. Den traditionellen Weihnachtsmarkt müssen wir in unserer Gemeinde ausfallen lassen. Mit mindestens 2.000 Besuchern war das bisher immer ein wichtiger Ort der Begegnung und eine bedeutende Einnahmequelle für die Gemeinde.
In diesem Kontext spielt Weihnachten für uns eine besondere Rolle. Wir versuchen in der Weihnachtsbotschaft die Freude zu feiern, die uns mit der Geburt Jesu geschenkt ist – trotz allem. Jesus hatte keinen Ort damals. Wir fühlen uns derzeit in diesem Land genauso . Wie können wir in Zukunft hier leben? - Jesus lehrte uns, im Leben zu teilen. Das versuchen wir auch zu leben. Das Kommen Jesu und sein Leben sind für uns eine Quelle der Inspiration, zu lieben, zu teilen – und das auch inmitten einer schlimmen Situation wie hier. Und letztlich nehmen wir im Feiern des Weihnachtsfestes das vorweg, was uns verheißen ist: die neue Geburt in Gott!
Es gilt für uns alle:
Es kommt Weihnachten …
Die Stärke erweist sich im Schwachen
Die Weisheit in dem Skandal
Das Unsichtbare im Sichtbaren
Die Reife in einem Kind
Die Herrlichkeit im Verborgenen
Die Aufgenommen werden im Verlassen sein
Gott wird Mensch
Wir wünschen Euch im GAW – unseren Freunden – Frieden und ein gesegnetes Weihnachtsfest! Denkt an uns und betet für uns!
Und danke für eure Solidarität!
Pastor Gerardo Hands"

P.S.: Das GAW schickt noch vor Weihnachten eine Unterstützung für die beiden Diakoniezentren der lutherischen Gemeinde, damit Lebensmittel gekauft werden können. 
In diesem Jahr haben wir mit der GAW-Kindergabe für das Strassenkinderheim gesammelt.

Montag, 12. Dezember 2016

Aleppo in Not!

Raktenangriff auf ein Haus; 200m von den
evangelischen Schulen Aleppos entfernt
"Am Freitag ungefähr 200 Meter von der Synodenschule der "Aleppo Scholl for Boys" und der Schule der evangelisch-arabischen Schule  "Al Jadeed School" sind Raketen eingeschlagen, die aus dem Ostteil Aleppos von Oppositionellen abgefeuert wurden. Sie haben große Zerstörungen angerichtet", berichtet über WhatsApp Pfarrer Ibrahim Nseir der ev.-arabischen Gemeinde Aleppos. "Wir sind in einer sehr kritischen Phase derzeit! Und wir hoffen und beten, dass bis Weihnachten Aleppo wieder in der Hand der Regierung ist!" Gleichzeitig untermauert er, dass viele Oppositionelle radikale Islamisten sind, unter denen christliche Kirchen keine Überlebenschance haben. "Es macht uns große Sorgen, dass Palmyra scheinbar wieder in den Händen des IS ist." 
Flüchtlinge aus dem Ostteil Aleppos
im Westteil
Und weiter berichtet Pfarrer Nseir: "Inzwischen sind Zehntausende Flüchtlinge aus dem Ostteil Aleppos in den Westteil gekommen. Sie müssen dringend versorgt werden. Einige haben über eine Woche nichts zu Essen gehabt. Für die Regierung ist es eine sehr große Herausforderung für Essen, Wasser, Kleidung, Unterbringung und für Wärme in der Kälte des Winters zu sorgen. Die Menschen leiden. Wir versuchen zu helfen mit den knappen Mitteln, die wir haben."

Verteilung von Nothilfe
Ein Fürbittgebet für diese Tage:

Gott, unsere Zuflucht, wir schauen auf Syrien, auf diesen nicht endenwollenden Krieg. Wir wollen uns nicht verschließen vor dem Elend, dem die Menschen dort ausgesetzt sind. 
Wir wollen genau hinschauen, was geschieht. 
Gemeinsam wenden wir uns an Dich: 
Du Gott des Lebens - komm in diese geschundene Welt. Mach dem Unheil des Krieges in Syrien ein Ende, mach aller Gewalt ein Ende. Schreite Du ein, wo Menschen nicht willens oder in der Lage sind, der alltäglichen Hölle etwas entgegen zu setzen.
Gib Vernunft in die Herzen der Verantwortlichen, lehre uns, nicht nachzulassen in der Achtung und Verteidigung deines Friedens.
Wir beten dafür, dass Du unseren Geschwistern in Syrien die Kraft zum Weiterleben gibst. 
Wir beten dafür, dass Du sie stärkst, Zeichen des Friedens zu sein. 
Wir beten dafür, dass Du sie zu Botschaftern der Versöhnung machst.
Wir beten für alle Menschen in diesem Land und wollen uns dafür einsetzen, ihnen beizustehen, auf dass der Tag kommt, an dem niemand mehr sein Zuhause verlassen muss, und niemand mehr die Opfer und die Getöteten beweinen muss.
Wir wollen uns Deinem Willen verpflichten, damit Du uns als Werkzeuge des Friedens gebrauchen kannst, auf dass der Tag kommt, an dem die Gefangenen frei und die Zerbrochenen heil werden. Amen

Das GAW wir weiterhin den notleidenden Menschen über die beiden evangelischen Kirchen helfen, die in Syrien aushalten. Dazu werden wir weiter Hilfe brauchen!

GAW
KD-Bank
IBAN: DE42 3506 0190 0000 4499 11
BIC: GENODED1DKD
Stichwort: Nothilfe

Donnerstag, 8. Dezember 2016

Ein neues Dach für das Mädcheninternat in Nueva Germania

Ein neues Dach für das Mädcheninternat
Das Dorf Nueva Germania in Paraguay liegt ca. 300 km von Asunción entfernt. 60 Familien gehören der Gemeinde an. Das Dorf selbst hat eine anrüchige Vergangenheit. Es wurde 1886 als eine Musterkolonie des neuen arischen Menschen von dem Schwager Friedrich Nietzsches gegründet. Die Siedler, die auf die Lebensbedingungen in Südamerika schlecht vorbereitet waren, kämpften jedoch bald um das alltägliche Überleben. Das Leben der evangelischen Gemeinde gestaltete sich auf diesem ideologischen Hintergrund schwierig. Einmal im Jahr kam für einige Tage ein Pfarrer aus der Asunción für Taufen, Konfirmation und Trauungen. Ein Aufbruch geschah mit dem ersten eigenen Diakon 1983. Während des langjährigen Dienstes des Pfarrerehepaars Detlef und Annedore Venhaus in Nueva Germania wurde die Gemeinde schließlich eigenständig. Es entstanden sozial-diakonische Projekte für die gesamte Kommune: ein Hospital, ein Internat und eine Berufsschule. Die Einrichtungen sowie die verbesserte Infrastruktur waren für die Entwicklung der gesamten Region von großer Bedeutung. 
Die Dachsanierung des Schülerinternats der Gemeinde wurde im GAW-Projektkatalog 2012 mit 3.200 Euro unterstützt. Während der Woche wohnen dort 20 Mädchen im Alter von vier bis 18 Jahren. Ohne diese Unterkunft könnten die Schülerinnen, die weit verstreut in der Region leben, kaum die Schule besuchen. Im Internat erhalten sie sowohl Essen als auch Hilfe bei den Hausaufgaben und werden in ihrer Entwicklung gefördert. 
Mit der Unterstützung der GAW-Frauenarbeit und eines Freundeskreises konnten auch schon die Räume des Internats und die Küche in den letzten Jahren renoviert werden. Um das Internat erhalten zu können, wareine gründliche Reparatur des Daches unerlässlich. 
Das ist jetzt geschehen. Der ehemalige Pfarrer der Gemeinde, Christoph Stephan, bedankte sich ausdrücklich für die wichtige Unterstützung: "Es ist mit Worten kaum auszudrücken, was die Hilfe des GAW uns bedeutet hat!" Derzeit ist er selbst für zwei Jahre Austauschpfarrer in Halle/Westfalen und leitet eine deutsche Gemeinde.

Montag, 5. Dezember 2016

Es gibt heute kaum einen sicheren Ort in Aleppo!

Beschädigte Kirche in Aleppo
Die syrische Armee scheint heute am 5. Dezember bei einer Großoffensive im Ostteil Aleppos einen weiteren Stadtteil erobert zu haben. Damit kontrollieren die Truppen von Präsident Baschar al-Assad nun zwei Drittel des Ostteils von Aleppo, der 2012 von Aufständischen besetzt worden war. In den Rebellengebieten im Osten Aleppos schlugen in der Nacht Dutzende Raketen ein. 
Seit dem Beginn der Offensive am 15. November gab es zahlreiche zivile Todesopfer - sowohl im Ostteil - als auch im Westteil der Stadt. Mehr als 50.000 Bewohner Ost-Aleppos sollen seit dem Beginn der Offensive aus der Stadt geflohen sein.
Aus Aleppo
Der evangelische Pfarrer der arabischen presbyterianischen Gemeinde berichtet aus dem Westteil heute, dass die Situation sehr kritisch sei: "Auch im Westen Aleppos schlagen derzeit ständig Raketen ein. Es gibt kaum einen sicheren Ort. Wir haben deshalb beschlossen sowohl unsere Schule als auch die "Aleppo College for boys" heute geschlossen zu halten, damit kein Schüler auf dem Schulweg ums Leben kommt. Wir wissen nicht, wie es weitergehen wird. Wir hoffen so sehr, dass der Krieg in Aleppo bald aufhört. Bitte vergesst uns nicht und betet für uns, dass wir die Hoffnung nicht verlieren und Kraft behalten!"
In den letzten Wochen haben wir immer wieder Nachrichten aus dem Westteil der Stadt gehört über Todesopfer durch Raketen und Mörserbeschuß. Die evangelischen Kirchgemeinden der Armenier und der arabischen Kirche liegen alle im Westteil der Stadt. Sie halten nach wie vor ihre Schulen offen, um Kindern und Familien damit Hoffnung zu geben, und dass gegen die Verrohung durch die Gewalt des Friedens Bildung gesetzt wird. Dabei hilft das GAW! Gerade hat das GAW Mittel überwiesen, damit in einer evangelischen Schule Aleppos ein Generator angeschafft werden kann. Bildung braucht strom - in einer Stadt, in der die Infrastruktur zerstört wurde ist ein Generator Segen!

Am 3. Advent lädt die Reformierte Kirche in Deutschland in Zusammenarbeit mit der Presbyterianischen Kirche in Syrien und Libanon zum Gebet für Syrien ein: 

Freitag, 2. Dezember 2016

Aus der Enge eigener Interessen in die Weite der Sorgen...

Prälat Hermann Rieß
"Wir müssen aus der Enge eigener Interessen in die Weite der Sorgen kommen, die die Entwicklung unserer Welt betreffen. Was heute alle zu lernen haben, gilt für Christen erst recht: Wir müssen aus dem Egoismus des Kreisens um uns selbst in die Verantwortung für die anderen kommen. Wir müssen den Lernprozess miteinander riskieren. Dabei habe ich den Eindruck, dass uns dieser Lernprozess bisher viel zu wenig gelungen ist... Und nun meine ich, in diesem "Lernprozess" habe das GAW eine wichtige Funktion. In unserer Arbeit können konkrete Ziele gezeigt und mögliche Schritte empfohlen werden. Hier werden persönliche Kontakte angebahnt und ausgebaut. So gelingt es, manche Gemeindeglieder einzuüben in die Aufgabe der Weltverantwortung...
Wenn Diaspora die Ursituation der Kirche ist, dann haben wir allen Grund, von Diasporagemeinden zu lernen, ihnen freilich auch zu helfen.So zu helfen, dass wir sie ermutigen und befähigen, mit dem Evangelium die Isolierung zu überwinden  und das Evangelium ihrer Umgebung weiterzugeben." 
(in: GA-Blatt Heft 1, 1972, S. 20, von: Prälat Hermann Rieß (1914-1990) war von 1979-1988 Präsident des GAW der EKD)

Donnerstag, 1. Dezember 2016

Keine Gewalt gegen Frauen!

Keine Gewalt gegen Frauen! - Wandmalerei in Lateinamerika
In den Körpern und Seelen der Menschen hat der über 50-jährige Bürgerkrieg in Kolumbien tiefe Spuren hinterlassen.
Da ist Monica. Sie wurde vor 15 Jahren von FARC-Rebellen verschleppt und mehrfach vergewaltigt. Ein Kind ist daraus entstanden, doch keiner weiß, wer der Vater ist. Über zehn Jahre musste Monica mit ihrem Kind unter den Rebellen leben, bis man sie gehen ließ. Und nun? 
Raquel ist 55 Jahre alt. Vor 20 Jahren wurde ihr Mann verschleppt. Von Rebellen oder von Militärs – sie weiß es nicht. Ob er noch lebt, weiß sie ebenfalls nicht. Raquels Mann ist nur einer von tausenden im kolumbianischen Bürgerkrieg  spurlos Verschwundenen, auf Spanisch "Desaparecidos".
Monica und Raquel sind zwei Frauen, die in der Hauptstadt Bogotá in einer lutherischen Gemeinde Zuflucht gefunden haben. Dort gibt es eine Frauengruppe, deren Mitglieder alle etwas gemeinsam haben: Sie tragen Kriegsspuren in ihren Seelen. 
Diese Spuren sitzen tief. Die Leiterin der Frauenarbeit der lutherischen Kirche, Rosaura Buitrago, weiß: „Man muss diesen Frauen Raum geben, damit sie reden können, ihre Geschichten teilen können und damit nicht alleine bleiben. Sie brauchen einen Ort, wo sie Frieden erleben können.
Die GAW-Frauenarbeit unterstützt diese Arbeit der lutherischen Kirche. Zudem sollen ein Sozialfonds eingerichtet werden, damit Frauen nicht mehr finanziell von ihrem gewalttätigen Partner abhängig sind, und Frauenhäuser, um Frauen und ihren Kindern Schutz vor Gewalt bieten zu können. Für die Kirche ist es eine große Herausforderung, die Frauen, die Gewalt erlebt haben, zu stärken und ihnen durch Fortbildungen eine Perspektive für die Zukunft zu eröffnen. 
Die GAW-Frauenarbeit will für diese Initiativen über einen Zeitraum von drei Jahren 35 000 € bereitstellen. Dafür wird noch Hilfe benötigt.
Gleichzeitig ist dieses Projekt aus Kolumbien eine Möglichkeit, die Stimme für Frauen zu erheben, die unter Gewalt leiden. Damit schließt sich die GAW-Frauenarbeit der Kampagne des Ökumenischen Rates der Kirchen an: 16 Tage gegen Gewalt an Frauen! Sie begann am 25. November, dem Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen, und endet am Tag der Menschenrechte, dem 10. Dezember. Seit dem Jahr 2015 kämpft eine interreligiöse Koalition in diesen 16 Tagen für die Würde von Frauen.

Helfen Sie mit:
GAW-Spendenkonto
KD-Bank
IBAN: DE42 3506 0190 0000 4499 11
BIC: GENODED1DKD
Stichwort: Kolumbien – Jahresprojekt der GAW-Frauenarbeit