Donnerstag, 18. Oktober 2018

Organisationsname mit politischer Sprengkraft

Skurril und zugleich erschreckend – so kann man das Erlebnis bezeichnen, das ein Taxifahrer hatte, als er am Flughafen von Buenos Aires im Auftrag der Evangelischen Kirche am La Plata (IERP) auf einen Vertreter der deutschen Entwicklungshilfe-Organisation "Brot für die Welt" wartete.

Er tat nichts weiter als ein Schild hoch zu halten mit der spanischen Übersetzung von "Brot für die Welt": "Pan para el mundo". Innerhalb von wenigen Minuten kamen zwei Polizisten auf den Taxifahrer zu, führten ihn ab und beschuldigten ihn eines unerlaubten politischen Protestes. Sie nahmen ihm, nicht gerade freundlich, das Schild weg und er musste sich ausweisen. Zudem untersuchten sie ihn auf Waffen. Anscheinend war sein Schild von den Sicherheitskameras erfasst worden, woraufhin sofort die Flughafenpolizei alarmiert wurde.

Nachdem der Fahrer den Polizisten erklärt hatte, dass es sich um ein Missverständnis handelte, durfte er an seinen Platz zurückkehren, jedoch nur unter der Bedingung, nicht mehr den Namen der Organisation auf das Schild zu schreiben. Zum Glück wusste er den Namen des Passagiers, auf den er wartete. Dies sei durchaus nicht immer der Fall, erklärte Nicolás Rosenthal, Direktor der Diakoniestiftung "Hora de Obrar". Seine Einschätzung zu dem Vorfall: "Die Episode könnte man als lächerlich ansehen, wenn sie nicht die Verletzung mehrerer Verfassungsgarantien beinhalten würde. Daher erwägen wir, einen formellen Protest gegen das Verhalten der Polizei einzulegen. Nicht zuletzt zeigt es das restriktive politische Klima, das momentan in Argentinien herrscht." In diesem Klima kann ein einfacher Organisationsname politische Sprengkraft entfalten.

Wie das Gustav-Adolf-Werk ist auch "Brot für die Welt" eine Partnerorganisation von "Hora de Obrar". Deren Vertreter nahm an der Synode der IERP teil, die in der letzten Woche stattfand.
Sarah Münch, Mitarbeiterin für Frauenarbeit

Keine Kommentare: