Montag, 30. Dezember 2019

In Kasachstan muss ein Gemeindehaus saniert werden!

In Öskemen (Ust-Kamenogorsk) in Kasachstan muss das Gemeindehaus saniert werden. 

Das GAW will mit 7 000 € das Projekt 2020 unterstützen!


Die Gemeinde ist von Russlanddeutschen gegründet worden, die Opfer der stalinistischen Deportationen waren. Nach der Auswanderungswelle in den 1990er Jahren blieb von den einst drei lutherischen Gemeinden nur eine übrig. Das heutige Pfarr- und Gemeindehaus hat die Gemeinde im Jahr 2014 bekommen. Es ist geräumig, mit großem Grundstück und liegt in der Nähe einer Bushaltestelle. Kleinere Reparaturen können die Gemeindeglieder selbst tragen, aber für die größeren Instandsetzungsarbeiten, die jetzt anstehen, benötigen sie Unterstützung.

Freitag, 20. Dezember 2019

Gott will bei uns wohnen! - Ein Weihnachtsgruß aus Aleppo

Pfr. Haroutune Selimian in der armen. ev. Bethelkirche Aleppo
"Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR." (Sacharja 2,14)

Gott will bei uns wohnen in unserer Welt, die schön ist und um die es oft schlimm bestellt ist. Er will bei uns wohnen und Kraft geben an unseren Orten, dass Friede werde - innerlich und äußerlich!

Einen Weihnachtsgruß haben wir heute bekommen von unserem Freund und Partner Pfarrer Haroutune Selimian. Er schreibt:

"Weihnachten erinnert uns an Gottes Liebe und Sorge für und um uns - und an einen tiefen Frieden, den die Welt nicht verschweigen kann ... Wenn wir uns in der Welt umschauen, dann sehen wir, wie viele Menschen überall in der Welt leiden auf Grund der politischen und ökonomischen Situation. Der Krieg in Syrien geht ins neunte Jahr. Die Anzahl der Versuche, Frieden und Sicherheit zu schaffen ist von Mal zu Mal mehr enttäuscht worden. Wir hoffen trotz allem auf das Gute in der Zukunft, Wir glauben nach wie vor, dass es einen tieferen Sinn hat, dass wir in Aleppo sind. Wenn Glaube dich durch Trübsal, Entbehrung und Trauer führt, dann siehst du die Liebe Gottes aus einer anderen Perspektive. Gott ist größer!
Wir wollen Gott dank sagen, dass er unter uns wohnen will. Jesus ist für uns wahrhaftige Hoffnung in einer unsicheren Welt. Er bringt nicht nur Frieden, sondern SEINEN FRIEDEN für die Welt. Lasst uns nicht die vergessen, die betrübt und niedergeschlagen sind, allein, verlassen und hoffnungslos. Lasst uns die Länder nicht vergessen, die zur Zeit unter einem Krieg leiden oder unter massiven sozialen, politischen und ökonomischen Problemen - besonders in Syrien und dem Libanon. 
Möge der Friedefürst unter uns wohnen und Frieden und Ruhe nach Syrien und in den Libanon und allen Christen im Nahen Osten bringen.
Ich bete dafür, dass wir alle bereit sind, dass Gott unter uns Wohnung nehmen kann. Gott will unsere Herzen mit Freude und Liebe füllen. Möge Gott mit euch sein in dieser Weihnachtszeit! 
Gesegnete Weihnachten und ein gutes neues Jahr 2020!
Euer Pfr. Haroutune Selimian 
(Präsident der Armenischen Protestantischen Gemeinden in Syrien)

Diesen Wünschen des Pfarrers aus Aleppo schließen wir uns an! Wir denken an all unsere evangelischen Glaubensgeschwister weltweit - in Griechenland, wo sich unsere Partner für Flüchtlinge intensiv einsetzen und an die Grenzen ihrer Kräfte kommen; in zahlreichen Ländern Lateinamerikas, wo Menschen für eine Verbesserung der Lebensbedingungen auf die Straße gehen und Korruption anklagen; in Venezuela, wo inzwischen 6 Millionen Menschen das Land verlassen haben; in den Ländern Osteuropas, dass Recht und Gerechtigkeit gestärkt werden ... - dass Gott unter ihnen und uns allen Wohnung nehmen möge!

Unsere evangelischen Glaubensgeschwister setzen sich für andere ein. Dabei wollen wir sie auch weiterhin unterstützen und an ihrer Seite stehen, damit ein Zeichen gegeben wird, dass Gott unter uns wohnen will und Freude unsere Herzen erfüllen möge.

Bleibt behütet! - Pfr. Enno Haaks, Generalsekretär des GAW

Donnerstag, 19. Dezember 2019

Diaspora heißt Beziehungsfülle zu gestalten

Der Berichtband der 8. Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) ist gerade erschienen. Auf der Vollversammlung wurde das GEKE-Studiendokument "Theologie der Diaspora" verabschiedet. Prof. Miriam Rose - stellvertretende Präsidentin der Geke -aus Jena schreibt in dem Berichtsband zur Vollversammlung zum Diasporabegriff und einer Theologie der Diaspora folgendes:

"Alle Diasporagemeinden leben in einer Fülle von persönlichen und institutionellen Beziehungen. Das betrifft die Beziehungen am Ort, aber auch Beziehungen zu anderen christlichen Kirchen, zu größeren Gemeinschaften wie die GEKE oder der lutherische Weltbund.

In biblischen und systematisch-theologischen Reflexionen haben wir entdeckt, dass die Fülle an Beziehungen auch die Berufung und Sendung der Diaspora-Gemeinden ist.

Diaspora heißt: ausgestreut  sein. Was ausgestreut ist, ist in vielen Kontexten und an vielen Orten präsent. Das im Studiendokument entwickelte Diasporakonzept begreift den Sinn der Diaspora daher in der Gestaltung von Beziehungsfülle in der Nachfolge Christi.

Christliche Minderheitenkirchen verfügen über ein sehr reiches Beziehungsnetzwerk; ein wichtiges davon ist die GEKE selbst. Auf diese Weise können Kirchen in Konflikten vermitteln, um Verständnis für andere nationale Perspektiven werben und so zum Frieden beitragen. Auf diese Weise sind Minderheitenkirchen Brückenorte vielfältiger Art, zwischen Ost- und Westeuropa, zwischen Konfliktparteien, zwischen Christen und Nichtchristen...

Christliche Minderheitenkirchen sind herausgefordert, das eigene eben christlich-evangelische Profil im Miteinander mit der Gesellschaft, in der sie leben, immer neu zu gestalten. Sie sind dabei auch Akteure, nicht nur Opfer gesellschaftlicher Prozesse. Dabei hilft die Einsicht, dass man das Eigene nur einbringen kann, wo es ein Miteinander gibt, wo man für dieses Miteinander Sorge trägt. Das bedeutet, dass alle evangelischen Gemeinden auch eine gesellschaftliche Verantwortung haben und sich an den gesellschaftlichen und politischen Debatten beteiligen sollen...

Diaspora bedeutet, zur Gestaltung von Beziehungsfülle in der Nachfolge Jesus berufen zu sein. Die eigene Gemeinde kann als Teil einer umfassenderen Gemeinschaft mit gemeinsamen Wurzeln verstanden werden. Das stärkt die Verbundenheit der GEKE-Kirchen. Der Diaspora-begriff kann auf diese Weise zur Erneuerung von evangelischer Identität in ökumenischer Offenheit beitragen." 

(aus: "befgreit-verbunden-engageiert, Dokumentationsband der 8.Vollversammlung 2018 GEKE, Miriam Rose, S. 205f)



Mittwoch, 18. Dezember 2019

Gemeindehaussanierung in Rakoshino in der Ukraine

Gemeindehaus in Rakoshino
"Wir möchten uns ganz herzlich für die 10.000 Euro GAW-Spende aus dem Projektkatalog 2018 für unsere reformierte Gemeinde in Rakoschino (Beregrákos) in der Ukraine," schreibt Pastor Laszlo Pall. "Wir schätzen diese Hilfe sehr, denn ohne das wären wir bei weitem noch nicht weitergekommen mit den notwendigen Arbeiten zur Sanierung unseres Gemeindehauses!"

Das Dorf Rakoschino (Beregrákos) liegt nur sieben Kilometer von Kukatschewe, dem Verwaltungszentrum des gleichnamigen Gebiets, entfernt. Eine reformierte Gemeinde besteht dort schon seit Mitte des 16. Jahrhundert. Lange gehörte sie zu den größten Gemeinden im Umkreis und hatte vor der sowjetischen Besatzung eine eigene Schule.
Durch eine Spaltung und der Zunahme von „gemischten“ Ehen ist die Gemeinde kleiner geworden, zählt aber immerhin noch 800 erwachsene Glieder und 220 Kinder. Durch die Stärkung ihrer Kinder- und Jugendarbeit will die Gemeinde wieder wachsen.
Der leitende Pfarrer der Gemeinde ist László Páll, ein Stipendiat des GAW im Studienjahr 2008/2009. Seine Frau Iren Gal Páll ist Pfarrerin und arbeitet ebenfalls in der Gemeinde. 

Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen konnte erst seit der politischen Wende um 1991 wieder aktiv und offen betrieben werden. Auch die Eltern werden dabei einbezogen: Einmal im Monat gibt es in der Gemeinde einen Familientag. Kinder- und Jugendgruppen treffen sich im Gemeindehaus. Es war stark renovierungsbedürftig ist. Mit der GAW-Unterstützung konnten 7 Türen und 20 Fenster erneuert werden. Zudem wurde die Isolierung des Gebäudes verbessert.

"Noch sind wir nicht fertig mit der kompletten Sanierung. Wir sind aber ein gutes Stück weitergekommen!" schreibt Laszlo.

Hausaufgabenhilfe für Romakinder in der Ukraine

Hausaufgabenhilfe für Romakinder
"Danke für die 5.000 Euro Unterstützung für die Arbeit mit Romakindern und -jugendlichen bei uns in Mezővári in der Karpato-Ukraine," schreibt Pastor Istvan Menyhart. "Dank der Hilfe hatten wir die Chance die Isolierung der Außenwände des Gemeindezentrums zu verbessern und den Zaum auf dem Gelände auszubessern. Insgesamt haben wir 7.000 Euro dafür benötigt. Das meiste kam vom GAW!" Im Projketkatalog 2018 hat das GAW die Mittel für die Romamissionsarbeit gesammelt.

Seit 20 Jahren kümmert sich die reformierte Gemeinde in Mezővári um die örtlichen Roma. Für sie wurden ein Gemeindehaus und ein Kindergarten eingerichtet. 2017 begann die Gemeinde mit einem Programm zur Hausaufgabenhilfe für 72  Romakinder- und jugendliche. Sie gehören zu den Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben und wenig Zukunftschancen ohne Hilfe haben. Zusätzlich zur Hausaufgabenhilfe erhalten die Romakinder eine warme Mahlzeit und Materialien für die Schule wie Hefte und Stifte.

"Es ist eine große Herausforderung die Kinder und Jugendlichen zu motivieren, dass sie an den Aktivitäten teilnehmen und überhaupt zur Schule zu gehen. Für einige ist es schwer zu begreifen, dass ein regelmäßiger Schulbesuch absolut notwendig ist. Deshalb können einige auch schlecht lesen und schreiben. Unser Ziel ist es, ihnen wesentliche elementare Fähigkeiten zu vermitteln, dass sie in der Schule besser mitkommen," sagt Istvan.

Das refomierte Gemeindehaus in Csap wurde saniert

Gemeindehaus in Csap
Die reformierte Kirche in Csap in der Karpato-Ukraine wurde im Krieg zerstört, das Gemeindehaus nationalisiert. 

1992 errichtete die Gemeinde eine neue Kirche und wenig später ein neues Gemeindehaus. Dieses ist nun für ihre vielfältigen Aktivitäten zu klein geworden. 

Im Projektkatalog 2018 wurden als Unterstützung zur Fertigstellung des schon begonnenen Anbaus 6.000 Euro gesammelt. Insgesamt waren 11 000 € veranschlagt für die Arbeiten. 

Insgesamt wurde das Dach ausgebessert, Fussboden gefliest,Türen und Fenster erneuert, die Heizung saniert und die notwendigen Isolierungen gemacht.
"Wir danken dem GAW ganz herzlich für die erhaltene Hilfe. Ohne diese Unterstützung hätten wir es nicht geschafft," schreibt Pastor Attila Balogh.


Kirchensanierung in Bratovo in der Ukraine

Reformierte Kirche in Bratovo
"Mit großer Freude danken wir allen Spendern im GAW, die uns geholfen haben unsere reformierte Kirche in Bratovo in der Karpato-Ukraine zu sanieren!" schreibt Pastor Janos Seres aus der Gemeinde. Seine reformierte Gemeinde wurde 1995 selbstständig und errichtete eine eigene Kirche. Diese wurde in den vergangenen Jahren von zwei Überschwemmungen und einem Erdbeben beschädigt und musste dringend renoviert werden.
Im Projektkatalog 2018 hat das GAW dafür 4.200 Euro gesammelt. Dadurch, dass die Gemeinde in viel Eigenarbeit die Sanierung durchführen konnte, wurden lediglich 9 500 € benötigt. Die Gemeinde hat die verbleibenden Mittel selbst aufgebracht.

"Es war notwendig, dass die Kirche komplett saniert wurde durch die Schäden, die Erdbeben und Überschwemmungen verursacht haben. Die Wände wurden jetzt zudem isoliert und neu verputzt. Um die Kirche wurde eine Dreinage angelegt, um weitere Wasserschäden am Mauerwerk zu verhindern. Der Fußboden hat neue Fliesen erhalten und eine neue Haupteingangstür wurde eingesetzt. Wir danken euch im GAW so sehr für die erhaltene Hilfe! Gott segne euch und alles, was ihr für die evangelische Diaspora tut!" schreibt Janos
bei den Sanierungsarbeiten
Seres.

Die Karpato-Ukraine ist eine der Regionen Europas, die vergessen sind. Große Not herrscht hier. Die reformierte Kirche versucht alles, um ihre Gemeinden zu stärken und die Mitglieder zu ermutigen, zu bleiben. Das ist nicht einfach, denn Arbeit gibt es nicht viel. Die Infrastruktur der Region ist schlecht. Viele ungarischsprachige reformierte Christen haben das Land schon verlassen, weil sie in Ungarn oder in Westeuropa bessere Lebensbedingungen finden.

Umso wichtiger ist es für uns, den Menschen auch durch unsere Hilfe Perspektiven zu geben. 

Montag, 16. Dezember 2019

Geben ist seliger als nehmen - schon für das GAW gespendet?

Oskar Pank,
Was jedermann vom GAW wissen sollte"
"Die Abhilfe der vielfachen kirchlichen Notstände ist dem GAW nur möglich, wenn ihm auch die entsprechend großen Mittel zur Verfügung stehen. "Geben ist seliger als Nehmen". Soll aber das GAW überall, wo es nötig ist, reichlich geben können, so muss er auch jederzeit reichlich genug einnehmen. Das Sammeln aber ist bei weitem mühsamer als das Austeilen; es ist die eine und nicht die leichteste Seite der GAW-Arbeit...
Den Bienen gleich, die aus zahllosen Blüten mühevoll den Honig zusammentragen, müssen die einzelnen GAW-Gruppen all die großen und kleinen Gaben aus den verschiedenen Ländern, Städten und Dörfern, aus reichen und armen Häusern, aus ungezählten Händen sammeln. Es ist ein großes Sammel-System, das wie ein Netz alle Evangelischen umspannt." Diese Wort schrieb vor 115 Jahren der ehemalige Präsident Oskar Pank in dem Buch "Was jedermann von dem Gustav-Adolf-Verein wissen sollte". 

Die Worte klingen wie eine große Vision... - dass doch alle Evangelischen wissen mögen, um die Situation der evangelischen "Glaubensgenossen" weltweit, um ihrer Nöte, Sorgen, Freuden - eben dass man sich verbunden weiß. Glauben verbindet - eben im Empfangen und im Helfen! Das GAW ist im Vergleich zu den Zeiten Oskar Panks kleiner geworden. Der Spendenmarkt ist umworben. Als GAW sind wir immer wieder aufgerufen, unsere Stimme einzusetzen und zu werben für die so wichtige Stimme der Evangelischen weltweit. So bleibt die Welt eben auch vielfältig und bunt!

Ein Beispiel wie man helfen kann bietet das Projekt des Monats 2019. 


Schon gespendet? 

Donnerstag, 12. Dezember 2019

Der neue Projkektkatalog 2020 ist online

Der neue GAW-Projektkatalog 2020 mit über 130 Projekten für die ev. Partnerkirchen weltweit ist online als Blätterkatalog abrufbar mit Neuerungen, Fotos etc! Es lohnt, zu blättern!!!! 


Ab sofort kann auch für die neuen Projekte gespendet werden!

Dienstag, 10. Dezember 2019

GAW-Arbeit ist Menschenrechtsarbeit

Gottesdienst in Aleppo - Syrien
Der 10. Dezember ist der Tag der Menschenrechte. Auf internationaler Ebene wurde 1948 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedet, die einen universalen und globalen Anspruch hat, jedoch nicht formalrechtlich bindend ist. Fast alle Staaten haben sie ratifiziert. Wie allerdings mit ihnen umgegangen wird ist eine andere Sache. Das zeigt sich insbesondere beim Herzstück der Menschenrechtserklärung in Artikel 18 heißt es: "Jeder hat das Recht auf Gedanken‑, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht schließt die Freiheit ein, seine Religion oder seine Weltanschauung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder seine Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu bekennen." Artikel 18 verbürgt die Religionsfreiheit sowohl im privaten wie im öffentlichen Raum. Die Religionsfreiheit umfasst sowohl die Bildung der eigenen religiösen oder weltanschaulichen Überzeugungen wie auch ihren Wechsel und ihre private oder öffentliche Kundgabe einschließlich der Weitergabe, der Lehre und des Ritus.
An der Religionsfreiheit hängt ebenso das Recht auf Gedanken- und Gewissensfreiheit. Dazu gehört ebenso die freie Meinungsäußerung. Sie alle haben sich an der unveräußerlichen Würde eines jeden Menschen zu halten - an jedem Ort...

Als Diasporawerk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wissen wir in den Regionen in der Welt, wo das Recht auf Religionsfreiheit beschnitten wird. Gerade religiöse Minderheiten - wie evangelische Diasporakirchen - sind darauf angewiesen, dass ihr Recht auf freie Religionsausübung gewährt wird, sie geschützt sind und sie frei ihren Glauben feiern können, sich versammeln können und sich diakonisch in ihren Gesellschaften einbringen.

Wenn wir evangelischen Kirchen weltweit helfen, ihren Glaube frei zu leben, dann stärken wir das Herzstück der Menschenrechte - die Gewährung der Religionsfreiheit. Insofern ist die Arbeit des GAW Menschenrechtsarbeit!

Das Logo der Spanischen Evangelischen Kirche

"Das Logo der IEE, das vor einigen Jahren eingeführt wurde, hat moderne Züge, das Kreuz weist nach oben. Aber es nimmt auch das erste Logo der Kirche von 1869 mit auf sowie den Leitspruch aus 2. Mose 3,2 zum brennenden Dornbusch: Und er wurde nicht verzehrt. Die Gemeinden der IEE haben das immer wieder erlebt, fast verzehrt zu werden und doch immer zu brennen für Gottes Wort. Der Bibeltext zur diesjährigen Synode ruft zur „kritischen und versöhnlichen Stimme der IEE auf, inmitten einer sich verändernden Gesellschaft, die in fast allen Zeiten feindlich und wenig tolerant“ war und ist. Die kleinen Gemeinden haben mit Überalterung und Säkularisierung zu kämpfen, so wie alle Kirchen in Europa. Es ist schwer, die Jugend zu begeistern und die Gemeinden lebendig zu halten. Geldsorgen erschweren den Alltag der Gemeinden, die nur von Mitgliedsbeiträgen und Spenden leben. Gemeinden werden zusammengelegt, Gebäude veräußert oder vermietet. Aber die wenigen Mitglieder setzen sich ehrenamtlich in ganz vielen Bereichen ein. Es ist den Versuch wert, in der Wüste Hoffnung zu verkünden." - Bettina Zöckler

(mehr dazu in der Publikation „Evangelisch Weltweit“ 4/19 des Gustav-Adolf-Werks in der EKD e.V.)

Montag, 9. Dezember 2019

Solidarität mit den Flüchtlingen in Griechenland

Von Flüchtlingen angefertigte Taschen
"Wir senden euch ein Paket mit Taschen und Geldbeuteln zu, die von Flüchtlingen in Katerini genäht worden sind," schreibt Pfarrer Meletis Melitiadis von der Griechischen Evangelischen Kirche. "Die Taschen sind von gespendeten Kleidern, die nicht mehr gebraucht wurden, angefertigt. Das Material der Geldbeutel ist aus Schlauchbooten hergestellt, mit denen die Flüchtlinge aus der Türkei nach Griechenland auf die Insel Chios gekommen sind." Und weiter schreibt Meletis: "Diese Taschen und Geldbeutel sollen ein Dank an das GAW sein für die unermessliche Solidarität, die wir erfahren haben nach Beginn der großen Flüchtlingsströme, die nach Griechenland kamen. Nach der Schließung der Grenzen sind viele Flüchtlinge in Griechenland hängengeblieben. Die Situation ist für sie nicht einfach." 

Die Griechische Evangelische Kirche hat mit der von ihr gegründeten NGO Perichoresis eine umfangreiche Arbeit vor allem in Katerini für und mit den Flüchtlingen aufgebaut: Es gibt legale Unterstützung im Asylverfahren und bei Fragen der Familienzusammenführung, Wohnraum wird angeboten, Sprachkurse gegeben, Aktivitäten veranstaltet, Arbeit vermittelt und in einer Nähwerkstatt werden verschiedene Dinge zum Verkauf angeboten.

Seit Ausbruch der Flüchtlingskrise in Griechenland hilft das GAW der
Nähwerkstatt in Katerini
evangelischen Partnerkirche. Seit 2014 ist die Kirche aktiv. Inzwischen spürt man, dass in den Gemeinden, besonders wo das Engagement von Ehrenamtlichen getragen wird, die Menschen an die Grenzen der Belastbarkeit kommen. Und gerade in solcher Situation ist es wichtig, nicht nachzulassen in der Hilfe, denn nach wie vor kommen zahlreiche Flüchtlinge in Griechenland an. Allein im September 2019 erreichten mehr als 12.000 Flüchtlinge Griechenland - so viele wie in keinem anderen Monat 2018 und 2019. 

Gerade hat das GAW ein Kindergartenprojekt in Katerini für geflüchtete Kinder mit 9.000 Euro unterstützt. 

Hilfe ist nach wie vor dringend geboten. Helfen Sie mit: https://www.gustav-adolf-werk.de/spenden.html

Stichwort Griechenlandnothilfe

P.S.: Wir geben gerne die Taschen und Geldbeutel gegen eine Spende ab! Ist das nicht ein kleines zusätzliches Weihnachtsgeschenk...? (Bei Wunsch Mail an: info@gustav-adolf-werk.de)

Freitag, 15. November 2019

Talare für die Diaspora

Fünf gut erhaltene Talare haben wir in der Zentrale des GAW bekommen. Dankbar sind pensionierte Pfarrer*innen oder auch Pfarrwitwen, wenn die Talare weiteren ihren Dienst tun können. Im GAW haben wir gute Erfahrungen gesammelt in der Weitergabe von Talaren. Gerade konnten wir in Paraguay eine junge Theologin, die in diesem Monat zur Pfarrerin ordiniert wird, kennen lernen mit ihrem durchs GAW vermittelten Talar. Glücklich war sie, dass sie ihn nicht selbst anschaffen musste. Das wäre zu teuer - und auch jemanden zu finden, der wirklich etwas vom Talarschneidern versteht ist nicht leicht.
Diese fünf gute erhaltenen Talare werden ihren Weg in die weltweite evangelische Diaspora finden. immer wieder geben wir Besuchern aus der Diaspora Talare für junge Theologen mit oder verschicken sie direkt.
Und gerne nehmen wir gebrauchte Talare zur Weiterversendung entgegen!

Donnerstag, 14. November 2019

Amazonien geht uns alle an

Das GAW ist derzeit Teil der Ökumensichen Kommission Lateinamerika (ÖLAK). Katholische und evangelische Hilfsorganisationen und Kirchen treffen sich hier zum Austausch und für gemeinsame Absprachen. 

Auf der jüngste Sitzung berichteten Vertreter der katholischen Hilfswerke Adveniat und Misereor von der im Oktober 2019 stattgefundenen Amazonas-Synode. Sie hatte den Titel: „Amazonien: Neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“. In der katholischen Kirche wurde dieses Ereignis aufmerksam wahrgenommen - und teilweise von konservativer Seite stark kritisiert, weil es um Fragen der pastoralen Begleitung ging, die Einbindung verheirateter Männer ins Priesteramt und ein Diakonat der Frauen.

Für ökumenische Vertreter waren insbesondere die Herausforderung zur Bewahrung der Schöpfung von wichtiger Bedeutung. Dabei hieß es: "Wir müssen uns dringend mit der grenzenlosen Ausbeutung des gemeinsamen Hauses, des Amazonasgebiets und seiner Bewohner auseinandersetzen". Die Ursache für die Zerstörung des Regenwaldes und die Verschmutzung des Amazonas werden klar benannt: "eine räuberische Rohstoffausbeutung, die einer Logik der Habsucht" folge. Mit fatalen Folgen für die Menschen dort. Papst Franziskus forderte in seiner Abschlusspredigt auf der Synode die Kirche auf, sich den Hilfeschrei der indigenen Völker zu eigen zu machen. 

Die Amazonassynode nannte folgende Themenfelder, die den Amazonas bedrohen:
ÖLAK-Sitzung in Hamburg
"Aneignung und Privatisierung von Naturschätzen wie Wasser; (....) legale Holzkonzessionen und (....) das Recht auf das Territorium, auf Selbstbestimmung, auf Abgrenzung von Gebieten", Eintritt von illegalen Holzfirmen; (....) Raubjagd und Fischerei, (....) Megaprojekte: Wasserkraftwerke, Waldkonzessionen, Entwaldung zur Produktion von Monokulturen, Straßen und Eisenbahnen, Bergbau- und Ölprojekte; (....) Kontamination durch alle Rohstoffindustrien, die Probleme und Krankheiten verursachen, insbesondere für Kinder und Jugendliche“.

Es gab viel Zustimmung zu den angesprochenen Themen. Die neue brasilianische Regierung sah sich jedoch in der Kritik und versuchte Stimmung zu machen - insbesondere weil sie bestimmte Themen als Einmischung in die Souveränität Brasiliens sah. Das hat sich verschärft durch die Brände im Amazonasgebiet und der Forderung des französischen Präsidenten Macron über die Möglichkeit der Schaffung eines internationalen Status für den Amazonasraum nachzudenken. Das kam bei Bolsonaro nicht gut an. Seit Amtsantritt der neuen brasilianischen Regierung wird massiv an der Nutzung aller erdenklicher wirtschaftlicher Ressourcen gearbeitet und der Regenwald massiv beschädigt. Dabei ist der Amazonasregenwald existentiell wichtig für das gesamte Weltklima. Wissenschaftler weisen darauf hin, dass schon in wenigen Jahren - manche sprechen vom Jahr 2022 - ein Kipp-Punkt erreicht ist, wo irreversible Schäden angerichtet sein werden und sich über kurz oder lang große Teile in eine Steppenregion verwandeln werden. Eine Katastrophe für die gesamte Welt!

Die Auseinandersetzung mit den Herausforderungen und Themenstellungen der Amazonassynode hat erst begonnen. Zu wünschen ist, dass gerade in der Auseinandersetzung mit den Herausforderungen für das Weltklima und den Schutz indigener Gemeinschaften es zu einer breiten ökumenische Beteiligung an den Herausforderungen kommt und sich auch evangelische Kirchen in der Amazonasregion einbringen. Die lutherische Kirche in Brasilien setzt sich mit dem Indianermissionsrat COMIN aktiv für den Schutz indigener Minderheiten auseinander. Selbst gibt es zahlreiche lutherische Gemeinden, deren Mitglieder in der Vergangenheit Regenwald gerodet haben, weil die brasilianische Regierung sie eingeladen hatte, Land urbar zu machen. Wie stark das Bewusstsein an der Zerstörung des Regenwaldes und der Bedrohung für all ist in den Gemeinden - das ist schwer zu sagen. Hier haben unsere Partner sicherlich eine Aufgabe und Herausforderung.

Montag, 11. November 2019

Diaspora und Mission in Brasilien

Pfr. Martin Volkmann, Brasilien
"Für uns als IECLB - und für die christlichen Kirchen im allgemeinen - bekommt Diaspora einen besonderen Sinn: Überall, selbst wenn sie keine Minderheitskirche, sondern "die starke, große Kirche" ist, lebt Kirche in der Diaspora, weil sie nicht von dieser Welt ist (Joh 17,14).

Kirche lebt von Mission. Anders ausgedrückt: Kirche ist missionarisch - oder aber sie ist nicht Kirche. Das bedeutet nicht unbedingt Aussendung von Missionaren in fremde Länder und unter nichtchristliche Völker, aber schließt dies auch nicht aus. Mission - so verstehen wir das in der IECLB (Lutherische Kirche in Brasilien), geschieht da, wo wir sind, und durch die Art, wie wir als Kirche leben. Das bedeutet einerseits, die eigenen Gemeindeglieder in ihrem Glauben zu stärken, Gemeinden aufzubauen und zu entwickeln. Aber es bedeutet andererseits auch, unbedingt offen zu sein für die, die nicht der Gemeinde angehören. Das heißt, ihnen gegenüber die eigene Kirche als Glaubensgemeinschaft anzubieten, wie es das Missionkonzept der IECLB darlegt." (Martin Volkmann)

aus: "Diaspora und Mission - Eine Verhältnisbestimmung, Leipzig 2011, S. 27f)

Das Buch ist zu bestellen im GAW: info@gustav-adolf-werk.de

Freitag, 8. November 2019

Dank des GAW konnte eine Kirche in Maracaju / Brasilien

Lutherische Kirche in Maracaju
Die lutherische Gemeinde in Maracaju hatte keine eigene Kirche. Die Hoffnung war aber immer da, irgendwann ein eigenes Kirchgebäude zu haben. Das ist jetzt gelungen! "Wir sind dem GAW sehr dankbar für die Unterstützung aus dem Projektkatalog 2017 in Höhe von 10.000 Euro," schreibt der Präsident der Gemeinde  Jovenal de Oliveira Dias.

43.000 Einwohner leben in der tropischen Stadt Maracaju, die an den Flüssen Rio Brilhante und Rio Santa Maria im Bundesstaat Mato Grosso gelegen ist. In den 1960er und -70er Jahren erlebte der Bundesstaat eine Zuwanderungswelle – auch von lutherischen Siedlern, die, aus dem Süden kommend, auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen waren. Zum Glück gab es in dieser Region schon Lutheraner, so dass die lutherischen Neusiedler leichter Anschluss fanden. 1974 gründete sich schließlich die lutherische Gemeinde. Die ersten Jahre waren schwierig. Die Gemeinde wuchs ständig, so dass bald Raumnot bestand. In dieser Anfangszeit konnte die Gemeinde für einige Jahre die katholische Kirche für ihre Gottesdienste mitnutzen. 1980 konnte ein eigenes Gemeindezentrum eingeweiht werden. 

Derzeit gehören 80 Familien der Gemeinde an, die sich regelmäßig zum Bibelstudium trifft. Neben dem Kindergottesdienstkreis gibt es einen Chor, Ehepaarkreis, Frauengruppe und Kinder- und Jugendgruppen. Auch diakonisch ist die Gemeinde tätig für Kinder aus der Nachbarschaft des Kirchenzentrums. Aufgrund der Geschichte der Gemeinde spielt die Ökumene eine wichtige Rolle. 

Die Obra Gustavo Adolfo dankt allen Spendern!

Freitag, 1. November 2019

Kleine Diasporakirchen können viel tun - so die IEE in Spanien

Alfredo Abad
"Unsere Aufgabe ist es zu ermöglichen, dass ALLE das Leben feiern können. Das wollen wir in der Iglesia Evangélica Española (IEE). Unsere Mission soll es sein, dass wir mit Enthusiasmus, Zusammenhalt und in Gemeinschaft Hoffnung verkünden - so wie es das Leitwort der 78. Synode aussagt: Proclamar Esperanza. Unsere Sorge darf nicht das Schauen auf das eigene Überleben sein, sondern dass wir Zeugnis geben von der Fülle des Evangeliums, das Jesu Christus ist," führt Pastor Alfredo Abad in seinem Rechenschaftsbericht auf der Synode 2019 in Alicante aus. "Wir sind eine kleine Kirche mit kleinen Gemeinden. Einige sind in ihrer Existenz bedroht. Es sind Gemeinden verschwunden, wie in Bilbao. Das "Presbiterium del Norte" hat aufgehört zu existieren. Manchmal schauen wir mit Sehnsucht auf unsere 150-jährige Geschichte. Der Blick ist deshalb manchmal von Hoffnungslosigkeit getrübt durch das, was fehlt und geschrumpft ist. Aber wir sind gerufen, unseren Blick zu ändern, wie wir unsere Wirklichkeit anschauen: selbstkritisch - aber getragen von der lebendigen Hoffnung, was wir durch die
Synode der IEE
Kirche an Lebendigkeit bekommen und wozu Gott uns ruft, nämlich an der Seite derer zu sein, die uns brauchen. Zudem braucht uns unsere Gesellschaft, in der Ungerechtigkeit und Ungleichheit wächst, in der viele Familien mit ökonomischen Problemen kämpfen, in der Menschen Zuflucht suchen, in der viele Menschen das Interesse an religiösen Fragen verlieren, in der der Populismus blüht, in der es in Katalonien heftige Auseinandersetzungen gibt. In dieser Situation sind wir gerufen wie es beim Propheten Jesaja heißt: Es ruft eine Stimme in der Wüste: bereitet dem HERRN den Weg!"

Damit beschreibt Alfredo Abad den Kontext, in der sich die IEE bewegt und die Mission der Kirche. Es ist schwierig für die IEE zahlenmäßig zu wachsen. Im Gegenteil: die Kirche ist leicht geschrumpft und zählt noch ca. 2300 Mitglieder. Bis vor Kurzem waren es 200 mehr. Die finanzielle Situation der Kirche ist eine permanente Herausforderung. Fast 40% des Haushaltes der IEE gehen nach wie vor in die Zahlung der Pensionen an die pensionierten Pastoren oder der Pastorenwitwen. Das ist ein Thema, das die Kirche schon lange begleitet und bis zum Straßburger Menschenrechtsgerichtshof gebracht hat. Eine komplette Lösung dieses Problems steht nach wie vor mit dem spanischen Staat aus, der sich weigert, diese Ungerechtigkeit aus der Zeit der Diktatur zu beenden. 

Israel Flores
Im Gespräch erläutert Pastor Israel Flores, Generalsekretär der IEE, weitere Themen, die die Comisión Permanente der Kirche bewegt: "Ziel der IEE muss es sein, eine Jugendpastoral aufzubauen. Wir müssen hier investieren und nicht auf die fehlenden Geldmittel schauen. Es geht um die Zukunft der IEE. Hier braucht es auch eine Pädagogik innerhalb der Kirche, die Menschen lockt und bindet. In gesellschaftlichen Fragen sind wir oft sehr gut und vertreten oft genug eine liberale Position. Das führt dennoch auch in unserer Kirche manchmal zu angespannten Situationen." Israel erläutert, dass es im Jahr 2015 nach der "Erklärung von Mamre" zu Genderfragen zu heftigen Diskussionen mit konservativen Gruppen kam. In Madrid traten aus einer Gemeinde z.B. 30-40 Mitglieder deshalb aus. "Das war schmerzhaft. Auf der anderen Seite aber auch befreiend für die Gemeinde, denn es kamen neue Leute plötzlich dazu," sagt Israel mit einem Lächeln. Eine weitere Aufgabe sieht er in der Integration der Migranten aus verschiedensten Ländern in den Gemeinden. Oft haben sie keine Arbeit und können kaum Beiträge errichten. Dennoch ist es wichtig, offen zu sein. "Das wollen wir als Kirche," betont er. Dazu gehört aber auch Klarheit. Das war auf der letzten Synode z.B. eine Herausforderung als es darum ging, sich klar gegen die Wiedertaufe abzugrenzen, die vereinzelt vorkam. "Das geht überhaupt nicht. Wir sind durch eine Taufe verbunden, die ein Geschenk ist," macht Israel klar. Und er schließt: "Wir haben als kleine protestantische Kirche die Aufgabe, Hoffnung zu verkünden und mit Leben zu füllen. Dafür stehen dann auch all die diakonischen Projekte wie die Flüchtlingshilfe in El Escorial oder Casa Mamre. Dafür stehen die Lebensmittelhilfen in Rubi oder Alicante."

Donnerstag, 31. Oktober 2019

Hoffnung verkünden und mit Leben füllen in Spanien

Pastor David Manzanas aus Alicante
"Wir wollen Hoffnung verkündigen," sagt Pastor David Manzanas aus Alicante. Mit seiner Frau betreut er die vier Gemeinden im Presbiterium Levante der Iglesia Evangélica Espanola (IEE). Es ist das kleinste der sieben Presbiterien der IEE mit max 250 dazugehörenden Mitgliedern. "Das spüren Menschen - insbesondere wenn sie verletzt sind. Wir selbst sagen manchmal, dass unsere Kirche wie eine Gesundheitsstation ist. Es kommen die mit Verletzungen, die, die angewiesen sind auf Hilfe und die Heilung brauchen. Und wenn sie geheilt sind, dann gehen sie oft wieder..." Und er fährt fort: "Manchmal ist das enttäuschend für uns als kleine Diasporakirche, denn wir wachsen in Spanien kaum. Dennoch ist es unsere Aufgabe, Hoffnung zu verkündigen und zu leben. Zu uns kommen die, die in der Gesellschaft oft nicht wahrgenommen werden - oder sogar abgelehnt werden. Unter den "Evangelicos" in Spanien sind wir deshalb auch Aussenseiter, weil wir vielen zu liberal sind." Und dann erzählt er davon, wie die kleine 30-köpfige Gemeinden der IEE in Alicante mit der Kirche im Stadtzentrum eine für ihre Verhältnisse große diakonische Arbeit leistet. An zwei Tagen in der Woche kommen Menschen, um Lebensmittelpackete abzuholen. Es sind hauptsächlich Moslems z.B. aus Marokko und Algerien. Aber auch arme Spanier und Lationos kämen. 320 Familien werden versorgt. Die Lebensmittel werden von der "Banco de Alimentos" und der Europäischen Union gestellt. Die Verteilung und Registrierung erfolgt durch Freiwillige der Gemeinde. "Das wiederum stärkt unsere Gemeinde," sagt David. Eine enorme Kraftanstrengung, die die Gemeinde da leistet. "Für uns ist das ganz praktisch Hoffnung verkündigen! Wir verteilen die Lebensmittel in unserer Kirche. Auch der Raum verkündet den Empfangenden nicht nur durch die Gaben Hoffnung."

Derzeit findet in Alicante die 78. Synode der IEE statt. Dabei wird auch der 150-jährigen Existenz dieser kleinen aber hoch engagierten Kirche gefeiert. 

In diesem Jahr unterstützt das GAW die Sanierung der Ökumensichen Zentrum Los Rubios bei Malaga: http://gustav-adolf-werk.1kcloud.com/ep1Ezbrv/#188

Dienstag, 29. Oktober 2019

Eine Überdachung für einen Sportplatz in Santiago

Vom GAW gefördertes Dach für Sport- und Schulplatz
Heute war der erste Schultag im Colegio Belén Villa O'Higgins in Santiago de Chile. Höchsten 1/2 der Schüler war zum Unterricht erschienen. Noch hat sich nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen in Chile die Situation nicht normalisiert. Mercedes, Erzieherin aus einer Kindergartengruppe der Schule, erzählte, dass sie große Schwierigkeiten hatte, jetzt die Schule zu erreichen. Mit der Metro ist das eigentlich kein Problem. Nur die Linie, die sie benutzt ist seit den heftigen Ausschreitungen nicht im Einsatz. Metrostationen brannten. Züge wurden abgefackelt. Es braucht noch Zeit bis die Linie wieder normal fahren kann. Es trifft die, die sowieso schon nicht viel haben. Auch in der Belén-Schule sind bei den Lehrern und unter den Schülern die Demonstrationen und die berechtigten politischen Forderungen ein Thema. Nur wie sie durchsetzen? Die pädagogische Leiterin berichtet auch von ihrer Wut auf das Rentensystem. Bald geht sie in den Ruhestand. Ihr bleiben 180.000 Pesos monatlich (220 Euro). Das ist viel zu wenig nach einem langen Berufsleben als Lehrerin. Aber nicht nur das Rentensystem müsste dringend verändert werden. Auch das Bildungssystem braucht eine grundlegende Reform. Das beginnt beim Curriculum, das nicht auf die Anforderungen einer modernen Gesellschaft ausgerichtet ist, sondern weitgehend noch aufs Wiederholen auswendig gelernter Inhalte setzt. Und - wenn wie im Falle der evangelischen Versöhnungsgemeinde ein sog. privater Träger eine Schule trägt, dann ist er, wenn er kein Schulgeld erheben kann, angewiesen auf die staatlichen Subventionen. Diese richten sich aber nach der Anzahl der Schüler*innen und ihrer Anwesenheitstage. Ein System, dass letztlich auffordert, Wege zu finden, die Angaben an die Behörden nicht 100%-ig genau zu machen. Und: Investitionen sind damit gar nicht durchführbar.

Das GAW hat deshalb gerne die Konstruktion einer Überdachung für den Schul- und Sportplatz des Colegio Belén unterstützt. Dringend notwendig im Sommer bei der Hitze und im Winter, wenn es ab und an regnet.

Mit der GAW-Kindergabe wurden für dieses Projekt 2018 die entsprechenden Gelder gesammelt.

Die Kindergabe 2019 wird für Litauen gesammelt: https://www.gustav-adolf-werk.de/kindergabe-material.html

Sonntag, 27. Oktober 2019

Zum Glück gibt´s den Segen...

Segen
... so war am 27. Oktober der Konfirmationsgottesdienst in der lutherischen Versöhnungsgemeinde in Santiago de Chile überschrieben. Wie wichtig ist das in der derzeitigen Lage im Land. Seit über einer Woche befindet sich das Land im Ausnahmezustand. Vor Kurzem demonstrierten mehr als 1,2 Millionen Menschen in der Innenstadt um Veränderungen im Land. Bis vor Kurzem war es kaum vorstellbar, dass in Chile so viele Menschen aufstehen, um für dringend notwendige Veränderungen einzutreten.

Pastor Johannes Meckel von der Versöhnungsgemeinde beschreibt die Situation so:

"Mitte Oktober sprach der chilenische Präsident Sebastián Piñera noch davon, dass sein Land eine „Oase“ inmitten eines (Krisen)geschüttelten Lateinamerikas sei. Und das konnte man nachvollziehen – nicht nur mit Blick auf die abschreckende Lage in Argentinien, Brasilien, Ecuador oder Venezuela. Nein, Chile hat in den letzten Jahren tatsächlich eine beachtenswerte wirtschaftliche Entwicklung genommen und auch die Demokratie wirkt 30 Jahre nach Ende der Diktatur gefestigt und stabil.
Dazu half nicht nur kluge Politik, sondern auch ein beispielloses Wachstum. Der unter Augusto Pinochet eingeschlagene Kurs der strikten Privatisierungen und möglichst geringen staatlichen Einmischung in wirtschaftliche Belange, hat neben den großen Gewinnen aus der Kupferförderung nach Meinung vieler, diese Entwicklung ermöglicht.
Die Schattenseiten dieses Modells haben nun aber Proteste heraufbeschworen, die nicht nur zur Ausrufung des Ausnahmezustands in weiten Teilen des Landes führten, sondern Präsident Piñera höchst selbst sprach plötzlich nicht mehr von „Oase“, sondern von „Krieg“.
 Die Erhöhung der Metropreise in Chiles Hauptstadt Santiago in der letzten Woche war dabei der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Der wirtschaftliche Kurs und die konsequente Privatisierung aller Güter von der Bildung bis zum Wasser, von der Rentenvorsorge bis zur Autobahn, führte nicht nur zu vielen Aufstiegsmöglichkeiten, sondern auch zur immer größeren Ungleichverteilung der Einkommen. So liegt das monatliche Einkommen von mehr als der Hälfte der Chileninnen und Chilenen unter 530€ - und das bei Lebenserhaltungskosten, die in Vielem mit europäischem Niveau vergleichbar sind.
Militär in den Strassen Santiagos
Die hohen Ausgaben für Bildung oder Kredittilgung, kürzlich 10% gestiegene Stromkosten: selbst in der Mittelschicht reicht bei vielen das Gehalt nicht bis zum Ende des Monats und der mit der Wahl des amtierenden Präsidenten erhoffte wirtschaftliche Aufschwung ist ausgeblieben. Stattdessen haben große Korruptionsfälle in Politik, Polizei und Militär das Vertrauen in den Staat erschüttert und die oft milden Gerichtsurteile dazu das Gefühl verstärkt: „die da oben bedienen sich und wir hier unten müssen zahlen, zahlen, zahlen.“ Schon seit langem wuchsen Frust und Wut, bei manchen auch einfach die Verzweiflung oder das Gefühl von Ausweglosigkeit.
Seit der von außen betrachtet geringen Fahrpreiserhöhung der Metro bricht sich all das Bahn. Und nicht nur in Santiago! Die Plätze der größeren Städte im ganzen Land füllen sich mit größtenteils friedlichen Demonstranten. Selbst die gut verdienenden Minenarbeiter solidarisieren sich und wollen in den Streik treten. Beides gibt es selten in Chile: dass Proteste weithin gewaltfrei ablaufen und dass sich über eine lokal oder sozial beschränkte Gruppe hinaus viele Menschen beteiligen. 
 Leider ist aber auch ein hässliches Gesicht der Proteste sehr präsent, wobei niemand sagen kann, ob dies wirklich einen inhaltlichen Bezug hat oder hier vielmehr gezielt die Situation genutzt wird, um ganz andere Ziele zu verfolgen: Am vergangenen Freitag brannten zahlreiche Metrostationen in Santiago, so dass bis auf weiteres nur noch eine der für das Funktionieren des Nahverkehrs zentralen Linien in Betrieb ist. Seit dem kommt es trotz nächtlicher Ausgangssperre immer wieder zu Plünderungen und Verwüstungen durch gezielt gelegte Brände. Dabei sind bisher schon über zehn Menschen ums Leben gekommen. Und auch der Einsatz von Polizei und Militär lief nicht immer glimpflich ab, sondern es gab dabei Verletzte und Tote, Menschenrechtsaktivisten berichten von Misshandlungen und ungerechtfertigter Brutalität.
Das weckt natürlich bittere Erinnerungen an die Militärdiktatur, in denen die Militärpräsenz auf den Straßen genauso normal war, wie die häufig verhängten Ausgangssperren. Allein die Worte „toque de queda“ (Ausgangssperre) rufen bei Manchen körperliche Reaktionen hervor, so tief sitzt der Schrecken der Vergangenheit.
Und wer tagsüber gepanzerte Fahrzeuge und Soldaten auf den Straßen und nachts riesige brennende Lager sieht, könnte tatsächlich an Krieg denken. Aber dieses Wort trifft angesichts der überwiegend friedlichen Proteste doch wohl kaum zu und so ist Präsident Piñera auch kräftig für seine Aussage kritisiert worden.
Überhaupt spielt die Politik bisher keine gute Rolle. Die pauschale Kriminalisierung der Proteste ist natürlich wenig hilfreich und wird zum Glück langsam differenziert. Aber nach wie vor mangelt es an deutlichen Signalen, die Fragen anzupacken, die die Protestierenden umtreiben.
Das wird auch nicht einfach werden, den Reformen werden schwierig und eigentlich ist für Reformen wie die jüngst diskutiert Reduzierung der Arbeitszeit auf 40 Wochenstunden weder im Staatshaushalt Geld vorhanden noch bei den Unternehmen eine entsprechende Steigerung der Produktivität zu erwarten.
Aber Chile hat in den vergangenen Jahrzehnten viel erreicht und gerade die Regionen und soziale Schichten überspannenden Demonstrationen zeigen, das ein breiter gesellschaftlicher Konsens besteht, dass Änderungen nötig (und in der Akzeptanz von vielleicht auch persönlich negativen Auswirkungen möglich) sind. Man kann nur hoffen, dass diese Tage im Nachhinein nicht als sinnlos oder gar mit kriegerischem Ende in der Erinnerung bleiben werden. Sondern als eine Oase, in der das Land letztlich mehr zu sich selbst gefunden und Kraft getankt hat: für den schwierigen Weg in eine bessere Zukunft."

Wie sich Chile weiterentwickelt... das bleibt abzuwarten. Der Präsident hat jetzt umfangreiche Kabinettsumbildungen angekündigt. Die wesentlichen Reformen, für die die Menschen demonstrieren brauchen aber Zeit. Ob diese da ist...?

Zum Glück gibt´s den Segen! - Genau das ist es, was notwendig ist: im Spanischen heißt Segen Gutes sagen. Hoffentlich greift das Gute Raum, dass Frieden und Gerechtigkeit wachsen.

Freitag, 25. Oktober 2019

A mi nada me quita la coca! - Auf dem Weg zur lutherischen Kirche in Bolivien

Kirchenpräsident Germán Loayza
"A mi nada me quita la coca! (Mir nimmt keiner meine Koka weg!) - das sagte mein Vater, als Ende der 1960er/ Anfang der 1970er Jahre sich langsam Widerstände gegen nordamerikanische Missionare regten," erzählt Germán Loayza, der seit diesem Jahr als Kirchenpräsident die Iglesia Evangélica Luterana en Bolivia (IELB) leitet. Es ging dabei um die Auseinandersetzung, worauf die indigenen Mitglieder der von den Missionaren gegründeten Gemeinden verzichten müssten, um "richtig" Christ zu sein. Koka stand für die Missionare an erster Stelle ihrer "schwarzen Liste". "Für Aymara ist Koka aber Leben," erklärt Germán. 

Koka ist das heilige Produkt von Pachamama, der Mutter Erde, und von zentraler Bedeutung für die andine
Im haus der Kirchenleitung der IELB
Kultur und Religion. Seit Jahrtausenden wird auf diesen Terrassenplantagen Koka gesät. Vermengt mit Speichel und Kalk oder Kalium setzen die Blätter im Mund ein Alkaloid frei, das Hunger betäubt, Erschöpfung lähmt, leicht berauscht. Kein Wunder, dass die Missionare das nicht mochten. Auch die traditionellen indigenen Musikinstrumente wurden verboten, von indigenen Ritualen ganz zu schweigen. Wer da nicht mitmachte, schloss sich aus der Gemeinschaft aus. Aber kann man Menschen ihre Identität rauben und sie zwingen, anders zu sein?

Kirchenleitungsgebäude der IELB in la Paz
Die Auseinandersetzung, was mit dem christlichen Glauben vereinbar ist und was nicht, ist nach wie vor eine Herausforderung zum Dialog in der Kirche. "Der steht immer wieder an!" sagt Germán, "denn unsere Pastoren sollen ja für das Volk da sein und nicht für ihre Gemeindemitglieder alleine. Sensibel diese kulturell jahrtausende geprägten Dinge wahrzunehmen, zu hinterfragen und die Frage des Möglichen zu ergründen - dazu sind wir gerufen." Nicht einfach. Für die Missionare war klar, dass es keine Kompromisse gibt. Nur - sie hinterfragten eben so wenig ihre Missionsstrategie, dass sie mit ihrem Glauben auch ihr kulturelles Denken, Überlegenheitsgefühl und auch ihr ökonomisches Denken mitbrachten. Dialogfähig waren sie nicht.

"Als wir 1971 unsere lutherische Kirche als Kirche in Bolivien gegründet haben, hatten wir nichts. Die Missionare ließen uns keine andere Wahl", erzählt Germán. "Die Gottesdienste und Bibelstunden haben wir auf den Strassen oder in Häusern von Mitgliedern gefeiert. Mühsam haben wir nach und nach Kirchen und Gemeindehäuser errichtet. Die Missionare sind mit ihrem Besitz geblieben. Nichts wurde uns überlassen." So war die IELB auf Spenden und Stiftungen der Gemeindemitglieder angewiesen. Nur - die Grundstücke wurden nicht auf den Namen der Kirche überschrieben, sondern blieben im Besitz der schenkenden Familie. "Wir hoffen nicht, dass das in Zukunft Probleme bringen wird, dass Enkelkinder z.B. die Kirche einfach übernehmen ..." Germán erzählt noch, dass sie als Indigene mühsam lernen mussten, die Missionare zu hinterfragen und nicht alles hinzunehmen. "Das schätze ich an der lutherischen Kirche, dass sie das Gewissen schärfen will. Die Missionare haben das jedenfalls bei uns erreicht", sagt Germán lächelnd.

Die IELB hat 120 Gemeinden und 10 Predigtstellen. Ca. 15.000 Gemeindemitglieder gehören zur Kirche. Die Pastoren arbeiten ehrenamtlich und bekommen keinen Lohn. Es gibt inzwischen zwei ordinierte Pastorinnen und fünf ausgebildete Theologinnen. "An der Frage der gleichberechtigten Beteiligung der Frauen müssen wir weiter arbeiten", sagt Germán. "Da haben wir noch einiges zu tun, denn die Frauen sind die aktivsten. Die Männer sind aber dann mehrheitlich in den Gremien ..."




Donnerstag, 24. Oktober 2019

In einem Handyladen in La Paz...

Franziskus-Kathedrale in La Paz
Andrea steht in einem kleinen Handyladen eine Quadra entfernt von der Kathedrale San Francisco in La Paz. Sie läßt ihr Handy checken. Auf die Frage, wo sie herkomme, sagt sie Venezuela. Seit vier Monaten lebe sie in La Paz. Wovon lebst du? "Ich habe bis vor Kurzem venezolanische Gerichte gekocht und auf den Straßen rund um die Kathedrale verkauft. Das lief gut. Nur - wir dürfen dort nicht mehr kochen, wo mein Mann und ich es getan haben. Das hat die Leute im nahen Hostel gestört... - jetzt habe ich keine Chance, Geld zu verdienen," sagt sie. Aufmerksam hören die bolivianischen Besitzer des Handyladens zu. Es entsteht ein Gespräch zwischen Venezolanerin, Bolivianern und einem Deutschen. Auf Nachfrage sagt sie: "Es ging nicht mehr in Maracaibo. Vor Kurzem ist der Onkel im Krankenhaus verstorben. Es fehlten Ärzte und Medikamente. Er könnte noch leben. Das kleine Kind haben wir bei der Oma zurückgelassen...," erzählt sie - und stockt. Tränen fließen über ihr Gesicht. "Wir müssen Geld verdienen, um unser Kind nachzuholen..."

Andrea ist eine von Millionen venezolanischer Flüchtlinge. Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) befürchtet, dass die Zahl der Flüchtlinge aus Venezuela bis Ende des Jahres auf 8 Millionen Menschen steigen könnte. Wenn die politische und wirtschaftliche Krise anhalte, werde die Zahl der Flüchtlinge weiter steigen. Andrea ist dieser Meinung, dass es jetzt schon so viele sind. Gesichert ist, dass mehr als vier Millionen Venezolaner ihrem Land den Rücken gekehrt haben. Es handelt sich dabei um die größte Flüchtlingskrise in der jüngeren Geschichte Lateinamerikas. Venezuela hatte einmal 32 Millionen Einwohner. Vor allem fehlende Nahrungsmittel und medizinische Versorgung sowie die schlechte Sicherheitslage sind entscheidend, dass die Menschen
Irgendwo hier in La Paz lebt Andrea mit ihrem Mann -
und bestimmt noch viel mehr Venezolaner
fliehen. In fast allen lateinamerikanischen Ländern haben sie Zuflucht gesucht. Kolumbien, Chile, Peru und Ecuador sind dabei die Hauptaufnahmeländer - mit all den Folgen und Konsequenzen in den Aufnahmeländern.

Aber auch nach Bolivien kommen sie. Waren es im Januar 10-15 Venezolaner täglich, die ankommen, so sind es im Oktober schon 50 pro Tag. Die Mehrheit von ihnen sucht kurz zu bleiben, etwas Geld zu verdienen, um dann weiterzureisen nach Ecuador, Peru, Chile, Paraguay, Argentinien oder Uruguay. 5% von ihnen wollen lediglich in Bolivien bleiben.

Wie es mit Andrea weitergeht...? Die freundlichen Bolivianer im Handyladen fingen an, zu überlegen, wie sie Andrea helfen könnten. "Komm morgen Nachmittag mit deinem Mann. wir finden einen Weg. Mein Cousin will einen Laden für Hamburger aufmachen. venezolanische Spezialitäten passen dazu. Und wegen einer Unterkunft reden wir mit unseren Eltern!"

Ob es für Andrea eine kleine Perspektive...  

Das GAW hat gerade wieder einer Hilfe für das Straßenkinderheim in Valencia auf den Weg gebracht. Mit Hilfe des Ökumenischen Netzwerkes Venezuela beteiligte sich das GAW an einer Medikamentenlieferung ins Land. Keine leichte Geschichte - aber hilfreich für Acción Ecumenica, ein Altersheim in Caracas und Hilfsbedürftigen in Valencia.

Helfen Sie mit: https://www.gustav-adolf-werk.de/spenden.html  Stichwort: Venzuela

Dienstag, 22. Oktober 2019

Kinder haben Rechte - und zwar ganz Gerechte! Das lernt Ricardo

Schuputzer in Asución
Ricardo (Name geändert) putzt Schule am Terminal de Buses in Asunción, der Hauptstadt Paraguays. Er tut das, um ein bisschen Geld zu verdienen für Schulmaterialien und seine Schuluniform. Das kann seine Großmutter nicht bezahlen. Seine Mutter ließ ihn einfach bei ihrer Mutter. Der Vater war schon lange fort. Ricardo arbeitet täglich 3-5 Stunden und putzt Schuhe. Der Verdienst ist beschieden. Umgerechnet 50 Cent verdient er pro Schuhputz. Wenn es einigermaßen läuft hat er an einem Tag 5-7 Euro verdient. Aber dann muss es wirklich gut laufen.

Sergio kümmert sich um Kinder wie Ricardo, die schnell lernen müssen, sich in der Welt zu behaupten. Ungefährlich ist es nicht. Die Kinder werden geschlagen und vertrieben. In der Nähe gibt es eine "zona roja", in der Prostitution jeglicher Art blüht. Auch Drogen zu verfallen ist eine ständige Versuchung. Sergio versucht die Kinder zu stärken und sie zu stützen, dass sie Widerstandskraft entwickeln und lernen, welche Rechte sie haben und
Container am terminal in Asunción
wie man sich vor den Gefährdungen der Straße schützt. Dafür gibt es neben dem Terminal einen Container, der klimatisiert ist. Hier können sie sich ausruhen, spielen und fortbilden. Hier erhalten sie Hausaufgabenhilfe - derzeit u.a. von dem GAW-Freiwilligen Jannes aus Waiblingen. Eine sehr wertvolle Arbeit leistet Jannes für die Kinder und wird von ihnen geliebt.

Sergio und Jannes arbeiten für die NGO "Calle Escuela". Sie sorgt sich um diese Kinder, die Not leiden und auf der Strasse leben oder in gefährdeten und zerrütteten Familien. An zweit Orten macht sie es in Asunsción - am Terminal und am Mercado. Dort werden die Kinder aufgesucht. Sie werden eingeladen in die beiden Zentren. Das sind Orte des Friedens und des Zusammenseins. Hier gibt es etwas zu essen, Menschen, die sich sorgen und wie eine Familie für sie sind.

Eine wertvolle Arbeit! Schaut man hinter die Probleme, denen sich die Mitarbeiter stellen, dann werden einem all die Probleme Paraguays gewahr. Das zentrale Thema dreht sich um Land und wer Recht auf Land hat. Dahinter steht das Ringen der großen Landwirte, der Rinderbarone und der Drogenkartelle. Häufig sind es indigene Gruppen die vertrieben werden und dann in den Städten landen in den Armenvierteln oder eben auf der Strasse. Kinder leiden am meisten. Hier setzt die Arbeit von "Calle Escuela" an. Sie wollen die Kinder nicht alleine lassen. Aber sie wollen auch politisch aktiv sein und in der Gesellschaft die dahinterstehenden Probleme ansprechen und Veränderungen bewirken. Und vor allen Dingen wollen sie erreichen, dass der Staat mehr tut für die rechte der Kinder.

Kinder wie Ricardo brauchen solche Menschen, die sich für sie einsetzen.

In Paraguay leben ca. 7,5 Millionen Einwohner. 2 Millionen gelten asl arm. 1 Milllion davon als extrem arm.