Samstag, 31. Oktober 2020

Reformationstag in Coronazeiten

Reformationsfenster in 
der Peterskirche Leipzig
Heute ist Reformationstag. Es ist klar für Protestanten weltweit: 503 Jahre nach der Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers, die als Auftakt zur Reformation gilt, stehen Gottesdienste im Mittelpunkt mit der befreienden Botschaft der Rechtfertigung allein aus Gnade. 

Das in diesen Zeiten der Coronapandemie durchzubuchstabieren ist nicht einfach. Ein Virus hält uns alle in Atem. Und dennoch brauchen wir Gottesdienste und Gemeinschaft als evangelische Christen weltweit. Sie sind wichtig, um sich im Glauben und für dieses herausfordernde Leben zu stärken. In vielen Gemeinden werden wieder Gottesdienste gestreamt. So z.B. in Slowenien oder Tschechien.

Aus dem Libanon berichtet die Präsidentin der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen Rev. Najla Kassab: "Die Coronavirus-Fälle nehmen im Libanon rasch zu. Wir haben täglich rund 2000 Neuinfizierte. Es gibt Teile des Landes die unter einem völligen Lockdown stehen. Die kommenden drei Monate werden vor allem angesichts der Wirtschaftskrise im Libanon eine Herausforderung sein. Wir versuchen  trotz allem die befreiende reformatorische Botschaft zu verkünden und positiv zu bleiben. Aber: Wir vermissen unsere Arbeit in Syrien. Wir können derzeit nicht dorthin, um unsere Glaubensgeschwister zu besuchen und stärken."

Ganz anders am heutigen Abend erreicht uns eine Botschaft aus Belarus. Am Reformationstag wurde ein junger in der lutherischen Kirche engagierter Mann eingesperrt.. Die Gemeinde macht sich große Sorgen. Zudem kontrolliert der belarussische Geheimdienst Kirchen aller Konfessionen. Sie gelten als Unterstützer der Opposition. Die Situation ist gefährlich. Am 1. November sollen die Grenzen zu Polen geschlossen werden.

Es gibt viele Herausforderungen, die es notwendig machen, sich in dem befreienden Glauben an den Gott zu bestärken, der uns nicht läßt!


 

Donnerstag, 29. Oktober 2020

Ein Kleinwagen hilft der Diakonie in Oradea ihren Dienst aufrechtzuerhalten in Coronazeiten

Dienstwagen für Oradea
Judit Vincze ist reformierte Pfarrerin in Oradea, arbeitet als Oberkirchenrätin in der Reformierten Kirche Westlicher Distrikt in Rumänien und ist gleichzeitig Präsidentin des GAW in Rumänien. Sie ist verantwortlich für den Christlichen Verein Diakonia der Kirche. Im August hat der Vorstand des GAW 5.000 Euro bewilligt, um für die Diakonie ein neues Auto anzuschaffen. Das alte Auto war nicht mehr wirklich verkehrstüchtig. 

Mit dem Auto - ein Opel gebrauchter Corsa - soll die Betreuung
der alter, pflegbedürftiger Menschen in über 50 Dörfern im Umkreis von Oradea gewährleistet werden.
Gerade in der Coronazeit ist dieser Dienst umso wichtiger geworden. "Die alte Menschen brauchen unseren Pflegedienst in dieser Zeit besonders," sagt Judith. "Wir waren unter die ersten, die sich der Plattform „Wir Sind Zusammen“ angeschlossen haben. Mit anderen Nichtregierungsorganisationen haben wir uns verpflichtet, den Menschen in Not zu helfen, die in der Mehrheit alt sind. 99% von diesen Menschen sind alt und leben allein; sie sind nicht unbedingt die Opfer des Corona-Ausnahmezustandes, doch diese Situation warf noch ein weiteres Licht auf ihr Elend. Von diesen Menschen sind viele krank. Wir liefern mehrere hundert Mittagessen zu ihnen nach Hause."

Und Judit schließt: "Das Auto ist da, die Arbeit kann gut und sicher weitergehen. Herzlichen Dank!"

Mittwoch, 28. Oktober 2020

Was bewegt einen jungen Syrer mitten im Krieg, Theologie zu studieren?

Pfarrer Hasan Diratany
Pfarrer Hasan Diratany ist 28 Jahre alt und stammt aus Baniyas, einem Dorf an der syrischen Mittelmeerküste. Schon früh musste er sich mit den großen Fragen nach dem Sinn des Lebens und des Leidens auseinandersetzen: Seine Mutter starb, als er erst 4 Jahre alt war, sein Vater als er 12 war. Mit 17 verlor er auch noch seinen älteren Bruder. Er zog den Glauben an Gott zunehmend in Zweifel. Nach der Schule studierte er Wirtschaftswissenschaften und begann in einer Bank zu arbeiten.

Doch inzwischen wurde der Krieg in Syrien immer schlimmer. Hasan merkte, dass er sich den Menschen sehr nahe fühlte, die Angehörige im Krieg verloren hatten. Aus seiner eigenen Erfahrung des Verlustes von lieben Menschen konnte er ihnen Trost geben. "Meine eigene Geschichte der Sinnlosigkeit wurde auf einmal sinnvoll für andere", stellte er fest. 

Er beschäftige sich auch mehr und mehr mit theologischen Fragen. 2019 entschied er sich schließlich, seine Karriere in der Bank aufzugeben und Pfarrer zu werden. Er begann ein Masterstudium in Theologie an der Theologischen Hochschule in Beirut. Im nächsten Juni soll er ordiniert werden und eine Gemeinde im Nordosten Syriens übernehmen. "Auch wenn die Kirche in Syrien seit dem Krieg immer kleiner wird, denke ich, dass sie wichtig für unsere Gesellschaft ist. Wir mögen als Christen und besonders Protestanten eine Minderheit sein, aber wir haben die Verantwortung, die Werte des Reiches Gottes (Liebe, Frieden, Hoffnung, Gerechtigkeit, Dialog) in einem Gebiet wie dem Nahen Osten zu leben und zu teilen. Das ist keine leichte Aufgabe inmitten großer sozialer, politischer und wirtschaftlicher Herausforderungen!", sagt Hasan Diratany im Blick auf sein Heimatland.

Neben Hasan werden im nächsten Jahr noch vier weitere junge Pfarrer ihren Dienst in der Evangelischen Kirche in Syrien und Libanon (NESSL) beginnen. Wir freuen uns - das ist ein großer Segen für die Kirche!



Montag, 26. Oktober 2020

Wir sehnen uns danach, wieder gemeinsam Mate zu trinken...

Pfarrer Hilario Tech
Pfarrer Hilario Tech ist Pfarrer der Schweizer Evangelischen Kirche in Ruiz de Montoya der Iglesia del Rio de la Plata (IERP). Er schreibt uns über die Auswirkungen der Coronapandemie auf die evangelische Schule der Gemeinde, das Instituto Linea Cuchilla: "Im März 2020 wurden die Schulen in Argentinien geschlossen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. 

In der Schule unserer Kirche, die über 400 Jugendliche besuchen - die Hälfte davon im Internat - wurde das kurz zuvor begonnene neue Schuljahr nach kaum drei Tagen Unterricht unterbrochen. Die ganze Schulgemeinschaft war geschockt. Alle gingen nach Hause in der Hoffnung, es würde nur eine vorübergehende Quarantäne geben, und nachher würde sich alles wieder normalisieren. 
Instituto Linea Cuchilla


Die Lehrer*innen mussten neue Wege finden, um in Kontakt zu bleiben. Unser Motto wurde: ”Distanziert aber trotzdem nah”. Seit sieben Monaten geht das nun schon so. Es ist nicht einfach und kostet Kraft. Den Schülern fehlen die sozialen Kontakte. Problematisch ist es für Schüler*innen, die keinen Internetanschluss haben. 

Kirche in Ruiz de Montoya Misiones
Auch für die übrigen Arbeitskräfte des Internats mussten wir Lösungen finden. Einige stellen in den Werkstätten Schutzmasken her und verkaufen sie
an andere Institutionen in unserem Dorf. Das Küchenpersonal, das in normalen Zeiten für etwa 400 Schüler kocht, macht das jetzt für die bedürftigsten Familien im Dorf. Die Kommune hat die benötigten Lebensmittel bezahlt. Andere Mitarbeiter haben sich als Maler betätigt und die Schule und das Internat renoviert.
 
Wir hoffen, dass sich das Leben in absehbarer Zeit wieder normalisiert und wir unser Schulleben wieder aufnehmen können, obwohl wir noch nicht wissen wann es uns erlaubt sein wird. Wir sehnen uns danach, wieder zusammen zu sein, uns zu umarmen, zu feiern, zu lachen - und Mate zu trinken… Aber derzeit geht die Quarantäne im Lande weiter ... Möge uns Gott den Weg zeigen und uns Kraft und Stärke in dieser Zeit geben!"

In Argentinien steigen die Zahlen der an Corona Infizierten wie überall auf der Welt. Bei ca. 10.000 Infizierten täglich liegen die offiziellen Zahlen. Knapp 29.000 Menschen sind verstorben. Insgesamt haben sich über 1 Mio. Menschen infiziert - in einem Land von 40 Mio. Einwohnern.

Freitag, 23. Oktober 2020

Gemeinsam beten und handeln in Zeiten wachsender Sorge

Die leitenden Geistlichen unserer osteuropäischen Partnerkirchen und Sachsens wenden sich gemeinsam in einem Schreiben an ihre Gemeindemitglieder:

Schwestern und Brüder in Christus, liebe Freunde, 

wir erleben eine eigenartige Zeit. Angst vor der bedrohlichen Pandemie bestimmt das Leben der einzelnen Menschen und der ganzen Gesellschaften. Mit Bangigkeit hören wir von der steigenden Zahl von Covid-19 Erkrankten. 

Mit Trauer denken wir an diejenigen, die der Krankheit erlegen sind, und wir denken mit Zittern daran, wer der Nächste sein wird. 

Beten wir für die Kranken, für ihre Angehörigen. 
Beten wir für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen und in den Sozialdiensten und in den diakonischen Einrichtungen, für alle, die sich ganz einbringen im Kampf gegen die Krankheit. 
Beten wir für die Familien, insbesondere für die Kinder, damit die Geborgenheit Gottes in ihrem Leben trotz der immer schwierigeren Lage erhalten bleibt. 
Beten wir auch für Schüler, Studenten und Lehrer. Unterstützen wir die Bemühungen derer, die in der Zeit von Einschränkungen und Verboten sich selber und anderen Mut machen, die Hoffnung gegen die sich ausbreitende Krankheit verbreiten. 

Entdecken wir die wunderbare Kraft des Evangeliums, dass Christus den Tod besiegt und uns in den Zeiten der Traurigkeit und der Krankheit tröstet. 

Machen wir uns gegenseitig Mut mit einem hoffnungsvollen Wort darüber, dass mit dem Verlassen von gegenwärtigen Gewohnheiten das Wunder des Lebens nicht endet, dass mit einer Veränderung des gewohnten Lebensstils das Kommen des Reiches Gottes weder gebremst noch aufgehalten wird. 

Helfen wir uns gegenseitig bei alltäglichen Aktivitäten, bleiben wir in Kontakt mit den Einsamen. Suchen wir in der schwierigen Situation das Wesentliche, nämlich Liebe, Hoffnung, Glauben; wünschen wir diese uns selber, unseren Nächsten und Menschen jenseits der Grenzen unserer Familien und Länder. 

Haben wir Mut, das Unwesentliche zu verlassen, auch wenn dies unser bisheriger Lebensstandard sein sollte. Lernen wir bescheidener als bisher zu leben und zu teilen, was wir haben. Denn auch so bietet unser mitteleuropäischer Raum günstigere Lebensbedingungen als die Mehrheit der Gegenden unserer schönen Erde. 

Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat. Hebräer 10,23                                                               
                                                                                                                                  
Synodalsenior Daniel Ženatý Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder
Bischof Jerzy Samiec Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen
Bischof Tomáš Tyrlík Schlesische Evangelische Kirche A.B. 
Generalbischof Ivan Eĺko Evangelische Kirche A. B. in der Slowakei 
Bischof Tamás Fabiny Evangelisch-Lutherische Kirche in Ungarn 
Landesbischof Tobias Bilz Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens 

Dienstag, 20. Oktober 2020

Akute Personalnot in polnischem Pflegeheim durch Corona

"Helft dem evangelischen Pflegeheim Emmaus in Dzięgielów!" - So heißt es heute in einem verzweifelten Aufruf der Diözese Teschen der Ev. Kirche in Polen. Weil es mehrere Covid-19-Fälle unter den Bewohnern und Pflegenden gibt, können die Bewohner derzeit nicht mehr angemessen versorgt werden.

Diözesanbischof Adrian Korczago schreibt auf der Internetseite: "Wir suchen Personen mit einer Ausbildung in Krankenpflege, die in der Lage sind, tagsüber eine Stunde lang in der sauberen (nicht infizierten) Zone bei üblichen medizinischen Tätigkeiten zu helfen, z.B. bei der Abgabe von Medikamenten oder Injektionen. Außerdem suchen wir Freiwillige, medizinische Laien, die in der sauberen (nicht infizierten) Zone bei der Verpflegung der Bewohner und einfachen Pflegetätigkeiten (z.B. Waschen) helfen können.

Wir suchen auch Freiwillige/Pflegekräfte, die sich freiwillig für eine Quarantäne entscheiden würden, indem sie eine Woche im Pflegeheim verbringen und Covid-19-kranke Bewohner begleiten. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an die Leiterin des Pflegeheims, Karina Cieślar, unter der Telefonnummer: 0048-33 852 97 12 oder per E-Mail: sekretariat@edoemaus.pl." Das GAW steht in Kontakt mit der polnischen Diakonie, um herauszufinden, welche Hilfe wir in dieser Notsituation geben können.

Erst vor einer Woche war der Pfarrer i.R. und langjährige Leiter des Pflegeheims Emil Gajdacz im Alter von 80 Jahren an einer Corona-Erkrankung verstorben. Anfang des Monats starben der 84-jährige Altbischof Jan Szarek und der 57-jährige Pfarrer Piotr Wowry ebenfalls an Covid-19.

Der Bischof der Kirche Jerzy Samiec schreibt: "Schwestern und Brüder, wir sind traurig, weil unsere Lieben uns verlassen. Jeder von uns erlebt Trauer auf seine ganz eigene Weise. Denn jeder von uns hat seine persönliche Beziehung zu den Toten gehabt. Die Kirche hat kürzlich eine Diakonin und drei Priester verloren. Ich kann nicht ausrechnen, wie viele unserer Schwestern und Brüder noch verstorben sind. Keine Worte können ausdrücken, was wir fühlen. Selig sind, die trauern, denn sie werden getröstet werden."

Montag, 19. Oktober 2020

Die Sanierung der Sanitäreinrichtungen im Internat in Hohenau/Paraguay ist fertig

neue Sanitäreinrichtungen in Hohenau
"Wir bedanken uns bei allen GAW-Engagierten für die Großzügigkeit eurer Spende für die Sanierung der sanitären Einrichtungen für das Evangelische Internat Hohenau!" schreiben Pfarrer Daniel Frankowski und der Präsident der Gemeinde Oskar Dickel. Im Projektkatalog 2018 hat das GAW 9.000€ sammeln können, um das Vorhaben zu unterstützen. "Die Hilfe kommt vielen Kindern und Jugendlichen unseres diakonischen Werkes zugute, das eine lange Tradition hat." 

Gegründet wurde das Internat in Hohenau bereits 1956 mit dem Ziel, der evangelischen „Landjugend“ eine hochwertige Bildung zukommen zu lassen. 300 Schüler besuchen die evangelische Schule. 40 Lehrer sind angestellt. Das Internat und die Schule sind offen für Kinder und Jugendliche unabhängig von ihrer Konfession.
vor der Sanierung

Der Gemeindeverbund Alto Paraná gehört zur Evangelischen Kirche am La Plata (IERP) in Paraguay. Zu ihm gehören sieben unterschiedlich große Gemeinden mit insgesamt 267 Familien. Die Gemeinde in Hohenau ist die größte von ihnen und zugleich die älteste evangelische Gemeinde in Paraguay. Eine ihrer Einrichtungen ist das Evangelische Internat Hohenau mit einer privaten Grundschule und einem Gymnasium. 

In Paraguay gibt es wie in den meisten lateinamerikanischen Ländern gravierende Unterschiede zwischen Arm und Reich. 40% der Bevölkerung sind im Alter bis 17 Jahren. Davon gelten mehr als 45% als arm und 26% als extrem arm. Ein einheitliches Bildungssystem wäre die Grundlage für die Weiterentwicklung der gesamten Gesellschaft. Das ist in Paraguay schwer durchzusetzen, da die Armut den sozial Benachteiligten den Zugang zu guter Bildung erschwert. So ist Chancengleichheit unmöglich. Auch in Hohenau gibt es Familien, die ihren Kindern keine gute Schulbildung ermöglichen können. Einige können kaum die Grundbedürfnisse der Familie decken. 

"Ohne die Hilfe des GAW wäre die Umsetzung der Sanierungsarbeiten nicht möglich gewesen!" schreibt Pfarrer Frankowski.

Sonntag, 18. Oktober 2020

Auch ein böses Virus kann die Beziehung zu Christus nicht zerstören

Synodalrat der EKBB -
2.v.r.: Daniel Ženatý (Synodalsenior)
In Tschechien ist die Zahl nachgewiesener Corona-Infektionen sprunghaft angestiegen. Die Situation ist angespannt. Die Gesundheitsbehörden registrierten täglich neue Rekordwert. Präsident Zeman rief die knapp elf Millionen Einwohner des Landes zu mehr Disziplin beim Maskentragen auf. Zugleich empfahl Zeman seinen Landsleuten, nicht auf Verschwörungstheorien hereinzufallen. Die tschechische Armee hat mit den Vorbereitungen für den Aufbau eines Feldkrankenhauses auf dem Prager Messegelände begonnen. 

Besorgt zeigt sich in diesem Kontext der Synodalrat der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) - und gleichzeitig werden die Gemeinden in einem Hirtenbrief ermutigt.  

"In dieser Zeit, in der Angst angesichts Covid-19, werden wir um viel gebracht, an das wir gewöhnt waren."  So heißt es am Beginn. Und weiter heißt es: "Wir denken an die Gemeinden unserer Kirche, wie sie unter ihren Bedingungen mit der Situation des Notstands fertigwerden. Wir ermutigen Euch alle, die Ihr die Gemeinschaft der Gemeinde bildet. Pfarrer und Pfarrerinnen, Kuratoren und Kuratorinnen, Presbyter und Presbyterinnen, mit ihnen Ihr alle, die Ihr Eure Gemeinde und die ganze Kirche Christi gerne habt. Der Heilige Geist möge Euch stärken auf der Suche, wie wir das Evangelium weitergeben können, wie wir Kontakt halten können mit jedem Gemeindeglied, wie wir die Einsamkeit derer mindern können, die sie sehr bedrückend erleben. Wir unterstützen das Bemühen aller, die in der Zeit von Einschränkungen und Verboten sich und anderen Mut machen, die Hoffnung bringen gegen die sich verbreitende Krankheit. Machen wir uns gegenseitig Mut mit einem hoffnungsvollen Wort darüber, dass mit dem Verlassen von gegenwärtigen Gewohnheiten das Wunder des Lebens nicht endet, dass mit einer Veränderung des gewohnten Lebensstils das Kommen des Reiches Gottes weder gebremst noch aufgehalten wird. Suchen wir in der schwierigen Situation Liebe, Hoffnung, Glauben; wünschen wir diese uns selber, unseren Nächsten, unseren Lieben, und auch Menschen jenseits der Grenzen unserer Familien und Gemeinden. Und vor allem beten wir für: Die Kranken Sterbenden Diejenigen, denen ein naher Mensch gestorben ist Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Gesundheitswesen, Diakonie, Caritas, Sozialdiensten Diejenigen, die zu Hause Kranke pflegen Mitarbeiter der Kirchen, die die Hoffnung des Evangeliums an Orte bringen, wo Hoffnung fehlt, die sich selber und anderen Mut machen gegen die sich ausbreitende Krankheit Schüler, Studierende, ihre Eltern, Lehrende, deren Familien, Nahe und Freunde, und sich selber, die Leidenden in Flüchtlingslagern und in Gefängnissen Inhaftierte in Ländern, wo Angst und Gewalt herrschen. Dies alles in der Hoffnung, dass Christus über den Tod siegt. Und deshalb – ob wir leben oder sterben – auch eine böse Krankheit kann seine Beziehung zu uns nicht zerstören." 

Diese ermutigenden Sätze sind wichtig in einer Zeit, in der Vieles brüchig und verletzlich ist. Erinnert wird an den weltweit verbindenden Glauben an den Auferstandenen HERRN, von dem uns keiner - auch kein Virus - trennen kann!

Alle Mitglieder des Synodalrates haben diesen Brief unterschrieben: Daniel Ženatý, Synodalsenior Vladimír Zikmund, Synodalkurator Pavel Pokorný, 1. Stellvertreter des Synodalseniors Jiří Schneider, 1. Stellvertreter des Synodalkurators Ondřej Titěra, 2. Stellvertreter des Synodalseniors Eva Zadražilová, 2. Stellvertreterin des Synodalkurators

Donnerstag, 15. Oktober 2020

Die lutherische Kirche in Apače/Slowenien ist endlich fertig saniert!

Die lutherische Kirche in Apače
"Im Namen der lutherischen Kirchengemeinde in Apače in Slowenien bedanken wir uns ganz herzlich für die erhaltene Unterstützung in Höhe von 13.000€ für die Sanierung unserer kleinen Kirche am Ort!" schreibt Bischof Leon Novak. In den Jahre 2015 und 2016 hat das GAW für diese Gemeinde gesammelt. 

Die Kommune Apače (deutsch: Abstall) liegt an der Landesgrenze zu Österreich. Direkt hinter den Fluren des Dorfes fließt der Grenzfluss Mura (deutsch: Mur). Bis zum Zweiten Weltkrieg lebte hier eine vorwiegend deutschsprachige Bevölkerung, die nach 1945 jedoch floh, vertrieben wurde oder auswanderte. Die evangelische Gemeinde zählt ca. 100 Mitglieder. Da die Arbeitslosigkeit in der Gegend  recht hoch ist, muss rund die Hälfte der Gemeindeglieder mit dem Existenzminimum auskommen. Das Gemeindeleben gestaltet sich trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten und der Entfernungen von bis zu 40 Kilometer vielfältig. Es gibt Kinder-, Jugend-, Frauen- und Seniorenarbeit. Die Gemeinde beteiligt sich an örtlichen kulturellen Ereignissen und arbeitet gut mit anderskonfessionellen Gemeinden zusammen. 

Das Kirchengebäude von Apače wurde 1865 als Bauernhaus errichtet. Die Gemeinde kaufte es 1929 und baute es zum Bet- und Gemeindehaus um. 1999 begann die Sanierung des Hauses. Mit einem hohen Anteil an Eigenleistungen wurden eine Zentralheizung eingebaut, das Dach neu gedeckt und zuletzt die Fenster ausgetauscht. Das Gustav-Adolf-Werk hat die Arbeiten mit verschiedenen Projektkatalogen unterstützt. In der nun letzten Sanierungsphase musste die Fassade saniert und isoliert werden. Gegenwärtig ist das Haus kaum isoliert. Das ist nun gelungen!

"Ohne die Hilfe des GAW wäre das alles nur schwer umsetzbar gewesen," sagt Bischof Novak. "Wir hoffen, dass wir in unseren Gemeinden im Übermurgebiet irgendwann wieder "normal" das Glaubensleben in den Gemeinden leben zu können. Das erneuet Ansteigen der Corona-Infektionszahlen erschwert das sehr. Ob wir die Kirchen sonntags offenhalten können ist fraglich, wenn es so weitergeht. Und wie werden wir wohl Weihnachten in diesem Jahr feiern...?"

Mittwoch, 14. Oktober 2020

Eine Orgel aus Michelbach für Smalininkai in Litauen

Üborgel aus Michelbach jetzt in Smalininkai
Im April diesen Jahres mitten in der ersten Hochphase der Corona-Pandemie erreichte die GAW Präsidentin Prälatin Gabriele Wulz aus dem Evangelischen Schulzentrum Michelbach in Württemberg eine Anfrage: 

"Wir sanieren in Michelbach unser Internat, in dessen Kleinem Schloss sich eine Üborgel befindet. Diese Orgel ist in einem guten Zustand. Für die Renovierung muss sie ausgebaut und gereinigt werden. Das lohnt sich nicht mehr, das es im Internat keine orgelspielenden Musikprofilschüler*innen mehr gibt. Wir können diese Orgel spenden. Kann das GAW die Orgel weiter vermitteln?"

Das war nicht schwer, denn immer noch gibt es gerade in osteuropäischen evangelischen Kirchen, die unter der kommunistischen Diktatur gelitten haben, Bedarf nach Innenausstattungen. Viele Kirchen gerade im ehemaligen sowjetischen Einflussbereich wurden enteignet, als Lager oder Turnhalle genutzt und das komplette Kircheninventar zerstört. 

In Litauen ist es Laura Kairiene, die Vorsitzende des evangelisch-lutherischen Kirchenmusikverbandes ist, und ihrem Ehemann Pfarrer Mindaugas Kairys, einem ehemaligen GAW-Stipendiaten, gelungen, quasi eine "Orgellandschaft" mit Hilfe deutscher Partner in der lutherischen Kirche aufzubauen. Jetzt ist eine weitere Orgel hinzugekommen.

Das Angebot der Üborgel aus Michelbach kam beiden wie gerufen für die kleine lutherische Kirche in Smalininkai. 

Laura schreibt: "Wir möchten uns ganz herzlich bei dem Evangelischen Schulzentrum Michelbach bedanken. Die Orgel ist inzwischen aufgebaut. Am letzten Sonntag war bei uns Erntedankfest und die Orgel ist zum ersten Mal sehr schön erklungen. Es ist eine wunderschöne Gabe Gottes für diese kleine Gemeinde in Smalininkai. Wir sind sehr dankbar, dass Ihr für diese Orgel den Abbau und den Transport finanziell unterstützt habt. Ohne Eure Unterstützung wäre das nicht so schnell und reibungslos gelaufen. Wir sind sehr zufrieden und denken, dass die musikalische Arbeit in dieser kleinen Gemeinde gestärkt wird und weiter in Bewegung kommen wird."

Das GAW hat Abbau, kurze Einlagerung und den Transport nach Litauen finanziell gefördert.

Montag, 12. Oktober 2020

Ein Gemeinderaum für Neu Zauche

Neu Zaucher sagen Danke
"Der Gemeinderaum der evangelischen Gemeinde in Neu Zauche befindet sich in der neogotischen Backsteinkirche des Ortes. Das Sanierungsprojekt war lange ersehnt. Nach Abschluss aller Arbeiten steht der Gemeinde ein sehr schöner, ansprechender Raum für die Gemeindearbeit (Frauenkreise, Kinder- und Jugendarbeit, andere Veranstaltungen) und Gottesdienste im Winter zur Verfügung. Wir sind allen sehr dankbar die geholfen haben, dieses Projekt umzusetzen. Der Raum ist ein wirklicher Gewinn für die Gemeinde. Wir sind gerne in diesem Raum. Das GAW hat die Sanierung mit 4.000 € bezuschusst. Dafür wollen wir uns ganz herzlich bedanken!" schreibt Pfarrer Thomas Jaeger.

Zur Kirchengemeinde Neu Zauche (niedersorbisch: Nowa Niwa) gehören sieben Dörfer am östlichen
Sanierter Gemeinderaum

Rand des Spreewaldes. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war die Kirchengemeinde zweisprachig – Sorbisch und Deutsch. In den Dörfern gibt es ein reges Vereinsleben, Chöre, Sportvereine, Feuerwehren, Traditions- und Trachtenvereine. Das kulturelle Leben wird groß geschrieben. Zur Kirchengemeinde gehören ca. 700 Gemeindeglieder. 

Das GAW unterstützt seit etlichen Jahren Projekte in der innerdeutschen Diaspora. Besonders in region wie dem Spreewald ist die Kirchenmitgliedschaft im Verhältnis zur übrigen Bevölkerung gering. Zwei kirchenfeindliche Diktaturen haben den Kirchen zugesetzt. Projekte wie diese in Neu Zauche sind solidarische Projekte und wollen den deutschen Diasporagemeinden Mut machen und sie motivieren, ihren Glauben in glaubenslosen Regionen zu bezeugen.

Samstag, 10. Oktober 2020

Gott des Lebens, die Coronakrise macht uns Angst

Gott des Lebens, 
die Coronakrise macht uns Angst, weil schon wieder die Zahl der Infizierten steigt.

Wir sorgen uns, wie es weitergehen soll. Solch eine Situation der Unsicherheit kennen wir nicht.

Auf der ganzen Welt sind Menschen betroffen. Es gibt viel Leid und viele Tote zu beklagen.

Viele Menschen gehen auf Distanz, bleiben zu Hause und auf Abstand zueinander, um sich nicht anzustecken mit dem neuen Virus.

Ich bitte dich: Steh uns bei in dieser Situation.
Sei bei den Kranken und den Risikopatienten und bei allen, die sich um sie kümmern.
Sei bei unsere Glaubensgeschwistern weltweit, die unter noch viel schwierigeren Bedingungen gegen das Virus kämpfen müssen.

Hilf uns, dennoch gelassen zu bleiben und den Glauben nicht zu verlieren.
Hilf uns, Solidarität zu zeigen mit denjenigen, die wir jetzt besonders schützen müssen.

Guter Gott,
lass diese Corona-Krise doch vorübergehen.
Und schenke uns jetzt Mut und Zuversicht.

Amen.

Freitag, 9. Oktober 2020

Wir brauchen eine weltoffene Theologie der Diaspora!

Prof. Dr. U. Körtner
Der Wiener Systematiker Prof. Dr. Ulrich Körtner hat in einem kürzlich veröffentlichten Interview zum Zukunftspapier der EKD "Kirche auf gutem Grund" (https://bit.ly/3daEBzk) sich auf der einen Seite kritisch zu dem Papier geäußert, auf der anderen Seite fordert er eine "weltoffen Theologie der Diaspora":

"Das ortsgemeindliche Leben ist das A und O der Kirche, darauf kann man nicht verzichten. In urbanen Gegenden mag es funktionieren, dass einzelne kirchliche Leuchtturmprojekte genügen, aber in ländlichen Regionen braucht es die buchstäbliche Kirche im Dorf. ...  

Für viele Menschen ist der Pfarrer oder die Pfarrerin das Gesicht der Kirche. Ehrenamtliche müssen wertgeschätzt, gefördert, aber nicht überfordert werden. ... 

Wir brauchen so etwas wie eine weltoffene Theologie der Diaspora. ... Die Diaspora ist die Grundsituation christlichen Glaubens in der Welt, das war schon im Neuen Testament so. Das sollte man mit einer volkskirchlichen niederschwelligen Mentalität verbinden. Eine höhere Autonomie der Ortsgemeinde wie bei Freikirchen hört sich auf den ersten Blick gut an, aber es droht dabei auch die Gefahr des Separatismus und der Entsolidarisierung, etwa wenn Ortsgemeinden sich vor allem durch Spenden finanzieren würden. Die Frage ist dann auch, welche Spenden man annehmen würde. Auch die eines Waffenherstellers? Wir müssen die Gemeindeebene trotzdem stärken. ... 

Die Kirchen müssen sich darauf einstellen, Kirche der Diaspora zu sein. Nicht nur in dem Sinne, dass Christen zur Minderheit werden. Sondern dass der Glaube der Welt auch immer ein Stück fremd bleibt. Das wandernde Gottesvolk hat hier keine bleibende Stadt. Aber es muss dabei der Welt zugewandt sein und seinen Öffentlichkeitsauftrag weiter ausfüllen."

Prof. Dr. Ulrich Körtner ist ein deutsch-österreichischer evangelischer Theologe und Medizinethiker. Seit 1992 ist er Ordinarius für Systematische Theologie  an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.

Zum Interview:

Prof. Körtner hat an dem Studiendokument der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) "Theologie der Diaspora" zur Standortbestimmung der evangelischen Kirchen im pluralen Europa mitgeschrieben. Dieses Dokument ist u.a. erschienen in dem Buch "Graswurzel oder Heiliger Rest? Auf dem Weg zu einer Theologie der Diaspora" (Leipzig 2020) erschienen.

Zu bestellen unter: 

Dienstag, 6. Oktober 2020

Unruhen nach Wahl in Kirgistan

Am vergangenen Sonntag fanden in Kirgistan, der zentralasiatischen Republik an der Grenze zu China, Parlamentswahlen statt. "Sie waren nicht wirklich transparent," berichtet Bischof Alfred Eichholz von der Ev.-Lutherischen Kirche in Kirgistan. "Das hat insbesondere bei den Oppositionsparteien für Unmut gesorgt." 
Danach kam es in der Hauptstadt Bischkek zu schweren Ausschreitungen mit Gewalt von beiden Seiten - so Eichholz. 

Mehrere Oppositionsparteien hatten die Ergebnisse der Wahl nicht anerkannt und werfen der Regierung Stimmenkauf vor. Kirgisische Medien berichteten, dass Demonstranten öffentliche Gebäude besetzt hätten, darunter den Regierungssitz und das Rathaus in Bischkek. Häftlinge wurden befreit - so auch der ehemalige kirgisische Präsident Atambajew. Auch in anderen Städten, wie z.B. in Osh, kam es zu Unruhen. Außerhalb der Städte ist es ruhig.

"Wir hoffen sehr, dass es nicht wieder zu ethnischen Unruhen wie im Jahr 2010 kommt, oder zu Gewalt zwischen dem Norden und dem Süden des Landes," so Eichholz. "Keiner weiß, wie es weitergehen wird. Viele Seiten rufen zum Frieden auf, auch wir als lutherische Kirche. Wir beten, dass Gott helfen möge, dass die Menschen bei Besinnung bleiben. Gewalt darf nach Gottes Willen nicht sein! Als lutherische Kirche positionieren wir uns im Gebet, um zum Frieden und zur Verständigung aufzurufen." Die lutherische Kirche ist von der Gewalt derzeit nicht betroffen.

Kirgistan gilt als einziges demokratisch verfasstes Land in Zentralasien und damit als Leuchtfeuer in der Region. In letzter Zeit ist es aber zu Rückschritten in Bezug auf die Durchsetzung von Freiheitsrechten und die demokratische Durchführung von Wahlen gekommen.
 


Montag, 5. Oktober 2020

Armut, Angst und Unsicherheit in Rumänien

Attila Matyas ist Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Rumänien in Oradea und Generalsekretär des Gustav-Adolf-Werks in Rumänien. Er berichtet von der Situation in seinem Land: 

"Am 27. September fanden Kommunalwahlen in Rumänien statt. Die Covid-Kranken durften nicht wählen gehen. Die Briefwahl, die seit 2016 möglich ist, wird bei uns fast gar nicht genutzt. In Rumänien gibt es täglich rund 1.700 Neuinfektionen. Nicht alle Infizierten haben aber Symptome. Dafür machen uns allen die Beschränkungen sehr zu schaffen. Aus Angst verlassen ältere Gemeindeglieder das Haus nicht mehr und wollen auch nicht besucht werden. Dabei leiden sie sehr unter der Isolation. 

Leider sind Besuche in Krankenhäusern gar nicht mehr möglich. Viele Menschen sterben einsam, ohne ein letztes Wort mit ihren Angehörigen wechseln zu können. Alles konzentriert sich auf die Covid-Kranken. Diejenigen, die nicht Covid haben, werden vernachlässigt. 

In der Schule gibt es häufig Änderungen im Unterrichtsmodus, oft von einer Woche auf die andere. Viele Lehrer haben geringe IT-Kenntnisse. Der Online-Unterricht wird von den Kindern nicht ernst genommen. Das Unterrichtsniveau wird immer niedriger. 

Jede Woche kommen Menschen zu mir ins Pfarramt, die aufgrund der Corona-Beschränkungen ihre Existenzgrundlage verloren haben. Sie fragen nach einer Arbeitsmöglichkeit oder finanzieller Hilfe. Die Kirche ist ihre letzte Hoffnung."

Freitag, 2. Oktober 2020

Eine Gemeinde in Syrien will in ihre zerstörte Stadt zurückkehren

Kirche in Karabah vor 2014 - mit Weihnachtsdekoration

Kharaba ist eine kleine Stadt in Syrien mit einst 5.000 Einwohnern, hauptsächlich Christen. Sie liegt im Süden an der Grenze zu Jordanien. Hier gab es einst eine große evangelische Gemeinde mit 135 Familien. Die Gemeindeglieder lebten hauptsächlich von der Landwirtschaft. 

Als die Stadt 2014 von bewaffneten Kräften der "Sunni Youth Forces", die gegen die Regierung kämpften, angegriffen wurde, flohen die Bewohner in die nächstgrößere Stadt Swaydah oder nach Damaskus. Die landwirtschaftlichen Betriebe gingen verloren. Dort mussten sie Wohnungen mieten und lebten in Armut. Der Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Damaskus Saleem Ferah betreut die Gemeinde in ihrem Exil und organisiert auch materielle Hilfe.

Andere wurden entführt und umgebracht, wie z.B. einer der Gemeindeältesten, Shawkee. Auch der Sohn von Lydia, einer Frau, die in der Frauengruppe aktiv ist, wurde entführt. Lydias Ehemann brachte den Entführern das Lösegeld und wurde dabei von einem orthodoxen Priester begleitet. Die Entführer hielten die beiden fest, um noch mehr Geld zu erpressen. Schließlich wurden Lydias Ehemann und ihr Sohn freigelassen, der Priester aber wurde getötet. Sein Name hieß Fadi, das bedeutet auf Arabisch "Erlöser". Das sind tragische Geschichten. 

Trotz der schrecklichen Erfahrungen wollten die Bewohner Kharabas unbedingt in ihre Heimat zurückkehren. Die Geistlichen der verschiedenen christlichen Konfessionen, orthodox, katholisch und evangelisch, taten sich zusammen. Sie verhandelten mit der russischen Armee und den sunnitischen Besatzern und erreichten schließlich die Rückgabe der Stadt. Erst dann wurde offensichtlich, wie viele Häuser und Kirchen zerstört waren, darunter die presbyterianische Kirche, das Gemeindehaus und Wohnhäuser vieler Gemeindeglieder. Die Milizen hatten die Gebäude auch mit islamistischen Parolen beschmiert. 

Um die Häuser zu reparieren und den Menschen die Rückkehr zu ermöglichen, bittet die Evangelische Kirche in Syrien und Libanon das GAW und andere Partner um Mithilfe. Insgesamt werden noch 35.000 Euro benötigt. Die Hoffnung auf ein weitgehend "normales" Leben in der alten Heimat ist für die ehemaligen Bewohner von Karabah zum Greifen nah...

Das GAW will versuchen, den Glaubensgeschwistern in Kharaba zu helfen. 

Bitte helfen Sie mit!

IBAN: DE42 3506 0190 0000 4499 11, BIC: GENODED1DKD (KD-Bank) Stichwort: Syrienhilfe


Donnerstag, 1. Oktober 2020

Die Auswirkungen der Pandemie auf die Menschen wird in Spanien noch lange andauern

ASP Mitarbeiter*innen in Madrid

Die diakonische Arbeit der Spanischen Evangelischen Kirche (IEE) hat seit Ausbruch der Corona-Pandemie und auch während des Lockdowns zu keinem Zeitpunkt aufgehört. Allerdings musste die Arbeit mit den Ehrenamtlichen, die viele diakonische Initiativen der IEE tragen, eingeschränkt werden - aufgrund des Alters der Freiwilligen oder aufgrund des hohen Risikos. 

Die diakonischen Zentren in Madrid (Acción Social Protestante - ASP) und in Rubi (Frater Nadal) wurde vor Kurzem von den öffentlichen Gesundheitsbehörden inspiziert.  Die Abläufe, die Einhaltung von Hygieneregeln etc. wurden sehr positiv bewertet. ASP gilt in ihrer Kommune sogar als beispielhaft für andere Zentren. Nicht zuletzt diese Auszeichnung hat dazu geführt, dass ASP derzeit drei mal so viele Menschen betreut wie früher. Das setzt das Zentrum vor neue Probleme. Die Lebensmittellieferungen konnten nicht in gleichem Maße gesteigert werden und mussten deshalb rationiert werden.

Sorge bereitet den Verantwortlichen in den Zentren die gestiegene Anzahl der Menschen, die psycho-sozial betreut werden müssen. Viele sind frustriert, verunsichert und haben Ängste im Blick auf die Zukunf. Sorgen gibt es auch wegen schulische Hilfen, die dringend gebraucht werden", schreibt Pastor Alfredo Abad, Präsident der IEE. 

Die Kirchen waren von März bis Mai geschlossen, wurden inzwischen schrittweise wieder geöffnet. Problematisch ist für die IEE die finanzielle Situation. Weil keine Kollekten und Spenden gesammelt werden konnten, mussten Gehälter gekürzt werden. Durch den Verkauf einer Immobilie konnte die Notsituation vorerst überbrückt werden.

Bei den Gemeindemitgliedern spürt man, wie die Isolation auf die emotionale Situation ausgewirkt hat, insbesondere bei älteren Menschen. Die jetzt vermehrt möglichen Kontakte und direkten Beziehungen sind bei aller Vorsicht umso wichtiger. Es wird deutlich, dass in der IEE lebendige Gemeinschaften existieren.

Positiv war zu erleben, wie viel kreatives Potenzial in den Gemeinden vorhanden ist. Die Kirche will stärker reflektieren, was davon in Zukunft beibehalten werden kann.